Witten. Mit 0:3 liegt der TuS Heven klar hinten gegen den TuS Hattingen. Ein Wittener fliegt sogar vom Platz - und doch erkämpft die Knapp-Elf ein Remis.
Es gibt Fußballspiele, da fragt man sich noch lange nach dem Spielende: Wie konnte das passieren? Bestes Beispiel dafür war am Sonntag das Bezirksliga-Kreisderby zwischen dem TuS Heven 09 und dem TuS Hattingen. Die Wittener schienen längst klar besiegt, gaben kaum noch einen Mucks von sich. Sogar einen Platzverweis musste das Team von Trainer Maik Knapp hinnehmen, doch in der Schlussphase erweckte die zunehmende Passivität der Gäste die Hevener wieder zum Leben - und die kamen mit drei schnellen Toren noch zu einem wundersamen 3:3 (0:2).
„Ich habe dafür keine Erklärung“, kramte Yusuf Aydin, der Trainer des Aufsteigers aus Hattingen, in seinem Kopf nach einer Idee, warum seine Mannschaft eine fast sichere 3:0-Führung in der letzten Phase der Partie noch aus der Hand gab. „Ich hatte auch überhaupt nicht das Gefühl, dass Heven noch will. Spätestens nach dem dritten Tor und der Roten Karte war das doch hier gegessen“, so Aydin. Letztlich schrieb er das Geschehene der Tatsache zu, dass er „immer noch eine junge Mannschaft“ beisammen habe. „Die macht nun mal Fehler. Und aus denen heute lernen wir hoffentlich.“
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Leander Dreßel vergibt vor der Pause die einzige Chance des TuS Heven
Die glänzend in die Saison gestarteten Gäste waren von Beginn an tonangebend, hatten nach fünf Minuten die erste gute Chance durch Ramon Sauret-Kranz, dessen Schuss geblockt wurde. Als sich dann Hevens Außenverteidiger Stavros Pechlivanis düpieren ließ und die Maßflanke von Nico Werda auf Sauret-Kranz‘ Kopf landete, stand es früh 1:0 für Hattingen (14.).
Nach rund einer halben Stunde rettete Hevens Torhüter Kevin Wirges noch mit toller Flugeinlage bei einem Distanzschuss von Juliano Bschorr-Guedes, doch wenig später war er erneut geschlagen. Tom Pickhardt startete fulminant rechts durch, passte ins Zentrum - Fabrice Outcha Djeri vollendete zum 2:0-Pausenstand (33.). Die einzige Möglichkeit der Wittener durch Leander Dreßel vereitelte Hattingens Torhüter Nick Ciupka (39.).
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„Das war vor der Pause wirklich nicht gut. Zum Glück haben wir uns danach gesteigert, haben ein bisschen was umgestellt, ich habe mich dann etwas zurückgezogen.“
„Das war vor der Pause wirklich nicht gut. Zum Glück haben wir uns danach gesteigert, haben ein bisschen was umgestellt“, so Hevens Kapitän Mario Djordic, der kritisierte, dass man zu leicht die Großchancen für den Gegner hergeschenkt habe. „Sowas wird dann eben bestraft.“ Ebenso wie das zu großzügige Deckungsverhalten in der 65. Minute, als kein Hevener Pickhardt auf dem Zettel hatte, der aus zwölf Metern zum 3:0 traf.
Die Wittener schienen in ihre Bestandteile zu zerfallen - ähnlich wie beim 1:7 in Schwerin in der Vorwoche. Als Stavros Pechlivanis seinem Gegenspieler Lukas Seidler in die Hacken lief und das vom Schiedsrichter als Notbremse gewertet wurde, gab es Rot und somit den nächsten Genickschlag (74.). Messe also gelesen? Mitnichten, denn plötzlich tauchten auch die Hevener mal häufiger im und am gegnerischen Strafraum auf. Nach einer Hereingabe von Frank Sonna Nanfack traf Jean-Luc Schoska zum 1:3 (80.). Zu diesem Zeitpunkt wirkte das nur wie der Ehrentreffer.
Zweimal leistet Frank Sonna Nanfack die Vorarbeit zu Hevener Toren
Doch auf einmal schienen die Wittener wieder an sich zu glauben. Der Aufsteiger investierte weniger und bekam dafür prompt die Quittung. In der 90. Minute die nahezu deckungsgleiche Aktion: Flanke Sonna Nanfack - diesmal lochte Leander Dreßel ein, der zuvor zwei Halbchancen hatte liegen lassen. Nur noch 2:3 (90.). Und dann sogar der Quasi-Jackpot für die Wittener: Ein langer Ball nach vorne, Christian Buth nutzt einen Hattinger Stellungsfehler und gleicht zum 3:3 aus (90.+3). Jubel auf der Hevener Bank, Frust pur bei den Gästen.
Beinahe hätte der TuS Hattingen seinerseits noch mal gekontert, doch Tom Pickhardt traf nur den Pfosten (90.+4), Baris Piskin wurde von Sonna Nanfack in höchster Not geblockt (90.+6). „Ihr habt heute wirklich tolle Moral bewiesen - davor ziehe ich meinen Hut“, rief Hevens Trainer Maik Knapp seinen Spielern im obligatorisch gebildeten Kreis nach dem Abpfiff zu. Und statt sich die Seinen unter der Woche nun ordentlich zur Brust nehmen zu müssen, wird er bei seiner Analyse in dieser verrückten Schlussviertelstunde ansetzen.
TuS Heven: Wirges; Kouatche (76. Savinskih), Tumbul (46. Sonna Nanfack), Rama, Dreßel, Buth, Djordic, Turgut, Sabani (35. Schoska), Dettlaf, Pechlivanis.
TuS Hattingen: Ciupka; Protzel, Pickhardt, Dalgic (84. S. Aydin), Djeri (70. Seidler), Sauret-Kranz (67. Piskin), Folep, Bschorr-Guedes, Nekrasov, Nenstiel (84. Kaspers), Werda (76. Türkucar).
Torfolge: 0:1 Sauret-Kranz (14.), 0:2 Djeri (33.), 0:3 Pickhardt (65.), 1:3 Schoska (80.), 2:3 Dreßel (90.), 3:3 Buth (90.+3).
Rote Karte: Pechlivanis (Heven), 73. Min., Notbremse.
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