Witten. Seit 33 Jahren ist Matthias Kiehm für die Bundesliga-Teams der SU Annen verantwortlich. Am Samstag hat der schwer Erkrankte im Rampenlicht gestanden.
Nichts hätte ihm wohl jemals ferner gelegen, als sich und sein Wirken rund ums Bundesliga-Judoteam der Sport-Union Annen in den Vordergrund zu stellen. Also mussten das andere übernehmen, beschloss der Vorstand der Abteilung und würdigte mit einer ganz besonderen, sehr emotionalen Ehrung die Arbeit des langjährigen SUA-Geschäftsführers Matthias Kiehm vor dem letzten Bundesliga-Saisonkampf der Wittener gegen den TSV Hertha Walheim, der mit 13:1 fulminant gewonnen wurde.
An diesem Tag aber sollte in erster Linie „der Mattes“, wie es SUA-Sprecher Ringo Wittig in seiner Laudatio vor gut 400 Zuschauern im Dojo am Kälberweg kundtat, endlich mal im Mittelpunkt stehen. Weil er es sich allemal verdient hat nach 33 Jahren, in denen er sein ganzes Herzblut in die Annener Judo-Abteilung steckte, mit Akribie und Leidenschaft die Bundesliga-Teams dorthin führte, wo sie heute stehen.
In der Amtszeit von Matthias Kiehm wurde SU Annen einmal Vizemeister und holte zehn Mal Bronze
Er sei „einer, der wie kein anderer das Herz und die Seele unserer Judo-Mannschaften darstellt“, so Wittigs treffende Worte. „Deine Arbeit hat Spuren hinterlassen, hattest stets das Wohl der Athleten im Blick“ – kaum ein Satz hätte besser beschreiben können, welchen Wert die Tätigkeit von Matthias Kiehm nicht nur bei der SU Annen, sondern seinerzeit auch als langjähriger Bundesliga-Referent hatte. Unter anderem wurde unter seiner Regie die freiwillige Ausländer-Beschränkung in der ersten Liga umgesetzt. Selbst dass ihm seit geraumer Zeit eine schwere Krankheit zu schaffen macht, konnte Kiehm nie davon abhalten, sich voll und ganz seinem Club zu widmen.
Vor einigen Jahren entsprang es auch seiner „visionären Weitsicht“, so die Laudatio, dass bei der SU Annen auch ein Team in der Frauen-Bundesliga etabliert werden konnte. Bescheidenheit, Fairness und Besonnenheit hätten den Macher der Judoka vom Kälberweg, der auch für einige Jahre an der Spitze des Stadtsportverbandes stand, immer auch über den sportlichen Tellerrand seiner Kampfsportler hinausblickte und sich der Förderung junger Spitzensportler verschrieben, stets ausgezeichnet.
„Für uns Judoka und Trainer warst du immer wie ein Papa – einfach ein außergewöhnliches Vorbild. Du warst ein toller Busfahrer und ein liebevoller Betreuer, hattest immer ein offenes Ohr.“
Viele ehemalige Weggefährten - u. a. die früheren Bundesliga-Trainer Holk Silbersack und Benjamin Behrla - sowie Bürgermeister Lars König, der Vorsitzende des KSV Witten 07, Detlef Englich (auch ein ehemaliger Judoka) und einige frühere Erstliga-Judoka der Annener, waren am Samstag dabei, um Matthias Kiehm zu würdigen. 2020 waren die SUA-Judoka deutscher Vizemeister, holten unter Kiehms Ägide insgesamt zehn Liga-Bronzemedaillen.
Auch der Vorgänger von Matthias Kiehm an der Spitze des seit 1978 in der nationalen Eliteklasse kämpfenden Clubs, Gerd Sachse, wurde am Samstag von der Sport-Union geehrt. 13 Jahre führte er die Wittener, schaffte mit den Annenern den Aufstieg in die erste Liga, durfte dann ebenso eine Vizemeisterschaft (1988) feiern und dazu fünf dritte Plätze. Herausragend in seiner Amtszeit: die Teilnahme am Judo-Europacup mit dem Erreichen des Viertelfinales in Rom.
Auch interessant
Standesgemäßer Heimsieg spült SUA im Klassement nach vorne
Auch Marcel Haupt, der aktuelle Trainer der SUA-Bundesliga-Judoka, ließ es sich nicht nehmen, ein paar anerkennende Worte in Richtung von Matthias Kiehm zu sagen: „Für uns Judoka und Trainer warst du immer wie ein Papa – einfach ein außergewöhnliches Vorbild. Du warst ein toller Busfahrer und ein liebevoller Betreuer, hattest immer ein offenes Ohr. Wir wollen Danke sagen, dass du Teil unserer tollen Familie bist.“ Bei all diesen herzlichen Bekundungen konnte der Geehrte kaum umhin, das eine oder andere zarte Tränchen zu verdrücken an diesem so emotionalen 7. September.
Im Anschluss an die Ehrung konnten die Wittener Judo-Asse nicht umhin, ihrem „Mattes“ einen standesgemäßen 13:1-Erfolg gegen den TSV Hertha Walheim zu schenken. In starker Besetzung angetreten, ließen die SUA-Kämpfer überhaupt nichts anbrennen, entschieden im ersten Durchgang alle sieben Duelle gegen die chancenlosen Kaiserstädter für sich. Bemerkenswert war dabei vor allem der vorzeitige Erfolg des erst 16-jährigen Julius Glaser in der 60-kg-Klasse gegen den Niederländer Sem Verstraeten. „Das war beeindruckend und absolut verdient. Schon gegen Hamburgs Moritz Plafky hat er einen guten Kampf gemacht“, so SUA-Coach Stefan Oldenburg.
Vier Judoka punkten doppelt für die SU Annen
Der zweite Durchgang begann zwar mit einer Niederlage für Bastian Peters (-73 kg), die folgenden sechs Kämpfe aber gingen allesamt an die Gastgeber, die damit den zweiten Saisonsieg feierten, so noch vom siebten auf den vierten Platz nach vorne rückten. Jeweils doppelt punkteten Jonas Schreiber, Silvan Bulthuis, Marek Zimmermann und Sirotullo Ikramov. „Das war immerhin noch ein versöhnlicher Abschluss. Gewissermaßen ein Brustlöser, weil es ansonsten keine gute Saison für uns war. Wir müssen daraus jetzt unsere Schlüsse ziehen, hier und da das Team vielleicht etwas verändern“, blickte Oldenburg schon mal voraus.
SU Annen gegen TSV Aachen-Walheim
Mehr zum Sport in Witten
- TuS Bommern: Coach muss sich auf Video-Aufzeichnungen verlassen
- SU Annen: So ist der Plan für einen versöhnlichen Abschluss
- Top-Talente debütieren - aber Judoka der SU Annen sind jetzt Letzter
- Viele Fotos: Hammerthaler SV streicht nächsten Punkt ein
- Spielabbruch in Rüdinghausen: So geht’s dem Weitmar-Spieler
- SV Bommern: Trainer warnt vor besonderer Qualität des Vorletzten
- TuS Bommern: Uphues raubt VfL Gladbeck den letzten Nerv
Weitere Berichte aus dem Lokalsport in Witten lesen Sie hier!