Witten. Mit dem früheren Deutschen Meister Hamburger JT ist nicht zu spaßen. Bei Annener 4:10-Niederlage patzt vor allem einer der Internationalen.
Ob einer der beiden Trainer schon so eine Vorahnung hatte, in welche Richtung sich der vorletzte Bundesliga-Heimkampf der Sport-Union Annen entwickeln würde? „Wenn es heute ganz dumm läuft, dann verlieren wir vielleicht zweistellig“, unkte Marcel Haupt im Sportzentrum am Kälberweg. Jedenfalls hatten die Wittener am Tabellenzweiten Hamburger Judo-Team dann auch ziemlich schwer zu schlucken, kassierten vor heimischer Kulisse eine 4:10-Niederlage. Schon die vierte der laufenden Saison, wodurch sich die SUA nun am Ende der Nordgruppe wiederfindet.
„Dass es am Ende so deutlich wurde, ist schon ärgerlich, weil sicher mehr drin war“, befand nach dem Kampf gegen den ehemaligen Deutschen Meister, der ein starkes Team mit in die Ruhrstadt gebracht hatte, unter anderem die beiden früheren SUA-Judoka Moritz Plafky und Jano Rübo aufbot, Trainer Stefan Oldenburg. Er wollte sich den nicht so gut gelaufenen Duellen nicht zuallererst widmen, hob lieber das Positive hervor. „Jonas Schreiber hat heute starke Kämpfe abgeliefert und zweimal gepunktet“, so der 36-Jährige über den gewohnt zuverlässigen Schwergewichtler, der sowohl gegen Dario Kurbjeweit-Garcia als auch gegen Daniel Udsilauri die Oberhand behielt.
Schwergewichtler der SU Annen holt beide Zähler
Und sonst? Viel mehr jedenfalls wollte den Wittener Kampfsportlern vor den rund 250 Zuschauern nicht gelingen. In Durchgang eins sammelte auch der Niederländer Simeon Catharina (-100 kg) einen Zähler ein, musste sich gegen George Udsilauri aber mächtig strecken, kämpfte fast bis zur Erschöpfung. „Er ist danach erstmal hoch in den Kraftraum, hat sich ein wenig hingelegt -Simeon war fix und fertig“, so Stefan Oldenburg. Catharina hatte ein Trainingscamp in Spanien hinter sich, musste unter der Woche reichlich Gewicht machen - dafür zahlte er den Tribut.
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Somit hieß es nach dem ersten Durchgang schon 2:5 aus Sicht der SU Annen - eine Überraschung gegen die Hanseaten rückte dadurch in weite Ferne. Dass Youngster Julius Glaser (-60 kg) bei seinem Erstliga-Debüt gegen den ehemaligen Deutschen Meister Moritz Plafky chancenlos war - geschenkt. Auch die Niederlagen von Maurice Püchel (aufgerückt ins 90-kg-Limit) gegen den Georgier Vladimir Akhalkatsi und von Lukas Romahn (-66 kg) gegen den serbischen Olympia-Fünfte Strahinja Buncic hatte das Trainerduo einkalkuliert. Leon Philipp bot im 73-kg-Duell dem Ex-Wittener Jano Rübo einen offenen Kampf, musste sich nach knapp drei Minuten aber doch geschlagen geben.
„Das war ein prima Debüt von Jan. Er hat gezeigt, dass man in Zukunft noch einiges von ihm erwarten kann. Auf einmal wurde die Halle wieder zum Hexenkessel.“
Enttäuschend hingegen war der Auftritt des zweiten Niederländers Koen Heg. Der 81-kg-Athlet dominierte zunächst die Begegnung mit Gerrit Noack, der zwei frühe Strafen kassierte, leistete sich dann aber einen schweren Patzer und verlor nach 3:33 Minuten per Ippon. „Koen war darüber selbst völlig enttäuscht - aber sowas passiert im Judo“, wollte Oldenburg seinem Sportler keinen Vorwurf machen.
Im zweiten Abschnitt sorgte dann erneut Jonas Schreiber für den ersten SUA-Zähler, verkürzte nach der Aufgabe des verletzten 60-kg-Kämpfers Alessio Murrone auf 3:6. Annen hatte die vage Hoffnung, noch weiter heranzukommen, doch wieder machte Koen Heg keine gute Figur, ließ sich auch von Yerrick Schriever düpieren. Das war dann quasi schon die Vorentscheidung, denn im Anschluss holte nur noch Sirotullo Ikramov (-100 kg; ganz überlegen gegen Johannes Rudi) einen Punkt für die Gastgeber, die die folgenden drei Auseinandersetzungen allesamt verloren zum 4:10-Endstand.
Geräuschpegel in der Halle am Kälberweg schnellt bei Libuda-Kampf hoch
Positiv dabei war das Bundesliga-Debüt von Jan Libuda, der in der 90-kg-Klasse keine Scheu gegen Vladimir Akhalkatsi zeigte. Eine sehenswerte Wurfaktion wurde nicht mit einer Wertung belohnt, die darauffolgende Würgetechnik führte den forsch auftrumpfenden Libuda auch nicht ans Ziel. Stattdessen nutzte Hamburgs Georgier zwei Gelegenheiten, selbst zu punkten, beendete nach 68 Sekunden den Kampf.
„Das war ein prima Debüt von Jan. Er hat gezeigt, dass man in Zukunft noch einiges von ihm erwarten kann“, so Stefan Oldenburg. Libuda hingegen war selbstkritisch und gar nicht glücklich: „Ich habe zwei Wertungen zugelassen und verloren. Hoffentlich kann ich demnächst mal punkten für unsere Mannschaft. Die Stimmung in der Halle aber war klasse, das hat mir schon Auftrieb gegeben. Es war auf einmal so richtig laut“, so der 17-Jährige, der bei der Kadetten-EM im Juni mit der Mannschaft in Sofia die Bronzemedaille gewonnen hatte.
Die Statistik zum Kampf:
(60 kg) Julius Glaser - Moritz Plafky 0:10; (+100 kg) Jonas Schreiber - Dario Kurbjeweit-Garcia 10:0; (-81 kg) Koen Heg - Gerrit Noack 0:10; (-100 kg) Simeon Catharina - George Udsilauri 7:0; (-90 kg) Maurice Püchel - Vladimir Akhalkatsi 0:10; (-66 kg) Lukas Romahn - Strahinja Buncic 0:10; (-73 kg) Leon Philipp - Jano Rübo 0:10.
(60 kg) Alessio Murrone - Moritz Plafky 0:10-Aufg.; (+100 kg) Jonas Schreiber - David Udsilauri 10:0; (-81 kg) Koen Heg - Yerrick Schriever 0:10; (-100 kg) Sirotullo Ikramov - Johannes Rudi 10:0; (-90 kg) Jan Libuda - Vladimir Akhalkatsi 0:10; (-66 kg) Marek Zimmermann - Strahinja Buncic 0:10; (-73 kg) Maximilian Murawski - Jano Rübo 0:10.
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