Witten. Im Hexenkessel am Kälberweg bezwingt Sport-Union den UJKC Potsdam verdient mit 8:6. Ein Neuzugang legt fulminanten Blitzstart hin.
Kurz vor 20 Uhr am Samstagabend verwandelte sich das Dojo der Sport-Union Annen am Kälberweg in ein Tollhaus. Die gut 300 Zuschauer feierten ausgelassen den entscheidenden Zähler im Bundesliga-Duell der Wittener Judoka gegen den UJKC Potsdam. Schwergewichtler Jonas Schreiber, als Nationalkader-Athlet in vielen großen Wettbewerben erprobt, behielt die Nerven und holte in diesem spannenden Vergleich den achten und bedeutsamsten Punkt - am Ende wurde es ein 8:6-Erfolg, bei dem auch einige Neuzugänge auf sich aufmerksam machten.
„Wir sind natürlich überglücklich nach diesem Sieg. Am Ende wurde es ja noch mal richtig knapp“, so SUA-Trainer Stefan Oldenburg (35). Der am Samstagmittag erstmal zwei schlechte Nachrichten wegstecken musste. Der im 81-kg-Limit fest eingeplante Dimitrij Popp hatte Probleme bei der Anreise mit der Bahn, konnte es nicht rechtzeitig nach Witten schaffen. Und Frederik Schreiber musste ebenfalls passen, hatte sich offenbar eine Entzündung am Auge eingehandelt. „Das hat uns in den Auswahlmöglichkeiten natürlich enorm eingeschränkt“, so Oldenburg.
Starke Auftritte der Neuzugänge im Dress der SU Annen
Im Wittener Team für die erste Runde standen gleich drei Kämpfer, für die es nach ihrem Wechsel der erste Auftritt vor dem heimischen Publikum im SUA-Dress war. „Bei Maximilian Murawski habe ich mir schon Gedanken gemacht, wie er damit umgehen würde, gleich bei seiner Premiere hier als Erster antreten zu müssen“, so der Coach. Doch der 20-jährige Kölner sorgte im 73-kg-Limit gleich für einen Knalleffekt. Gerade mal zehn Sekunden benötigte er, um den verdutzten Ramsan Baliev wuchtig auf die Matte zu befördern - Ippon und tosender Applaus von den Rängen.
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„Dieser Sieg hat das Publikum und die gesamte Mannschaft regelrecht angeknipst“, formulierte es Oldenburg. Denn bald darauf rauschten die Annener schon auf 4:0 davon - auch der neue SUA-Niederländer Silvan Bulthuis (-100 kg), Maurice Püchel (-81 kg) und der Belgier Karel Foubert (-90 kg) gewannen eindrucksvoll ihre Kämpfe. Zwar verloren dann Alessio Murrone (-60 kg) und direkt vor der Pause Marek Zimmermann (-66 kg) ihre Auseinandersetzungen, doch Schwergewichtler Jonas Schreiber hatte dazwischen in der Verlängerung („Golden Score“) per Haltegriff den fünften SUA-Zähler gegen Marvin Belz eingesammelt, gegen den er schon so oft bei Kaderlehrgängen gekämpft hatte. 5:2 für die Wittener - ein idealer Auftakt.
„Wir mussten dann allerdings schon etwas improvisieren wegen unserer fehlenden Alternativen im Kader“, beschrieb Stefan Oldenburg die knifflige Situation für ihn und Trainerkollege Marcel Haupt zur Pause. Vor allem die derzeit nur unzureichend besetzte 100-kg-Klasse bereitete Kopfzerbrechen. Hier entschied man sich für Florian Kosch, der zuvor schon für die Zweitliga-Mannschaft im Einsatz war, dort gegen Bonn zwei mäßige Auftritte hatte und jeweils verlor.
Zumindest glückte den Wittenern der Start in den zweiten Durchgang - und das in bemerkenswerter Manier. Der 21-jährige Belgier Zelemkhan Batchaev, vor der Saison zur SUA gewechselt, dominierte den 73-kg-Vergleich mit Johann Voigt nach Belieben, gewann nach nur 65 Sekunden mit einem spektakulären Schulterwurf, der jedes Judo-Schulvideo bereichert hätte. Im Anschluss aber verlor trotz ordentlicher Leistung zunächst Florian Kosch (-100 kg), dann auch der ins 81-kg-Limit aufgerückte Maximilian Murawski - jetzt hieß es nur noch 6:4.
UJKC Potsdam verkürzt zwischenzeitlich auf 5:7
Doch zumindest zwei sichere Bänke hatte die Sport-Union ja noch in der Hinterhand. Zum einen den Belgier Karel Foubert (-90 kg), der Kilian Ochs in der Verlängerung per Schenkelwurf (Uchi-mata) bezwang und auf 7:4 stellte. Und zum anderen eben Jonas Schreiber, der nach der Niederlage von Teamkollege Erik Hobein (-60 kg) gegen den Österreicher Daniel Leutgeb unbedingt gewinnen musste, um nicht ein Verkürzen der Brandenburger auf 6:7 zuzulassen. „Der Druck auf Jonas ist jetzt natürlich enorm“, kommentierte Annens früherer Bundesliga-Coach Andreas Reeh im Internet-Livestream.
Schreiber machte es über Gebühr spannend, geriet gegen Marvin Belz nach einer unbedachten Aktion sogar mit Waza-ari-Wertung in Rückstand. Dann folgte bei nur noch etwas mehr als einer Minute Rest-Kampfzeit eine undurchsichtige Situation, bei der Schreiber den Wurfansatz von Belz konterte. Blitzschnell reagierte der SUA-Judoka, fixierte seinen Widersacher auf dem Boden und zwang diesen zur Aufgabe. Zunächst zeigte der Kampfrichter zwar eine Wertung für den Potsdamer an, doch nach Videostudium wurde dies revidiert und der Sieg Jonas Schreiber zugeschrieben. Damit hieß es 8:5 für die Wittener, die folgende Niederlage von Marek Zimmermann (-66 kg) gegen Neil Mac Donald fiel nicht mehr ins Gewicht.
Die Statistik zum Kampf:
(73 kg) Murawski - Baliev 10:0, (100 kg) Bulthuis - Pröhl 10:0, (81 kg) Püchel - Lehniger 10:0, (90 kg) Foubert - Szymainski 7:0, (60 kg) Murrone - Leutgeb 0:7, (+100 kg) Schreiber - Belz 10:0, (66 kg) Zimmermann - Mac Donald 0:10; (73 kg) Batchaev - Voigt 10:0, (100 kg) Kosch - Dukow 0:10, (81 kg) Murawski - Pröhl 0:7, (90 kg) Foubert - Ochs 10:0, (60 kg) Hobein - Leutgeb 0:10, (+100 kg) Schreiber - Belz 10:0, (66 kg) Zimmermann - Mac Donald 0:10.
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