Velbert. Mehrmals hat Bastian Honnacker seine Karriere beendet, doch immer wieder zog es ihn zurück - auch wegen SV Union Velberts Mesut Güngör

Es war schon eine Überraschung, als der SV Union Velbert im Sommer vermeldete, dass Bastian Honnacker dem Bezirksligakader des Klubs für die neue Saison angehören würde, schließlich hatte der damals 41-jährige Torhüter bereits mehrfach das Ende seiner aktiven Laufbahn erklärt.

„Wir hatten im Frühjahr ein Pokalspiel unter der Woche in Jägerhaus-Linde und unsere Torhüter standen uns beide nicht zur Verfügung. Ich hätte vielleicht einen Keeper aus der zweiten oder dritten Mannschaft bitten können, uns auszuhelfen, doch ich habe Basti gefragt, ob er noch einmal einspringen kann. Er hat zugesagt und hat uns auch in dieser Partie im Spiel gehalten“, berichtete Trainer Mesut Güngör.

Bastian Honnacker soll beim SV Union Velbert die jungen Spieler führen

„Ich wusste ja, dass er ein super Torhüter und ein absoluter Teamplayer ist. So habe ich ihn später noch einmal kontaktiert und gefragt, ob er sich nicht vorstellen könnte, noch einmal einzusteigen“, so der Coach.

„Das alles kam für mich auch überraschend“, betont Honnacker. „Mesut hat mir aufgezeigt, dass er eine sehr junge Truppe hat und einige alte Hasen braucht, die das Team führen sollen. Ich habe mir das ein paar Tage durch den Kopf gehen lassen, in meinen Körper reingehorcht und dann festgestellt, dass es tatsächlich noch einmal juckt. Da sich auch meine private Situation verändert hat, ich mit meiner Partnerin zusammengezogen bin und sie nichts dagegen hatte, habe ich letztlich zugesagt“, erläutert der Keeper.

Unter Mesut Güngör beendete Honnacker zum ersten Mal seine Karriere

Natürlich spielte da auch seine persönliche Beziehung zu Mesut Güngör eine Rolle. Beide spielten früher beim SV Bayer Wuppertal in der Landesliga zusammen, 2013 stieg der SV Union mit Trainer Güngör und Schlussmann Honnacker in die Landesliga auf.

Damals fand Honnacker, dass es der richtige Zeitpunkt für das Ende der aktiven Laufbahn wäre. „Ich war damals ja auch schon 35 Jahre alt und ich habe zusammen mit Tim Röser und Sebastian Vogelsang beschlossen, dass wir aufhören. Danach war es dann aber immer wieder Mesut, der mich von der Couch geholt hat“, stellt „Honni“, wie er von seinen Mannschaftskameraden gerufen wird, fest.

Eigentlich sollte er auch für den TuS Heven auflaufen

So zum Beispiel, als Güngör den westfälischen Oberligisten TuS Witten-Heven übernahm.

„Der Verein war aber mit der Oberliga total überfordert. Meine Verpflichtung war mit dem Vorstand geklärt, aber der Sportliche Leiter wollte dann doch keine drei Torhüter im Kader haben. So war ich dann da auch schnell wieder weg und kurz darauf hat auch Mesut wegen diverser interner Querelen sein Engagement beendet“, erinnert sich der 42-Jährige.

Beim Re-Start geht der Konkurrenzkampf neu los

Trotz seines für einen Fußballer doch recht hohen Alters hat er sich seinen Ehrgeiz bewahrt und lässt sich auch nicht durch Rückschläge beeindrucken. In der Vorbereitung zog er sich eine Verletzung am Hüftbeuger zu, die sich als äußerst langwierig herausstellte.

Erst im Oktober war es ihm wieder möglich, ins Mannschaftstraining einsteigen, doch bevor er ein Spiel absolvieren konnte, wurde die Saison bekanntlich unterbrochen.

„Wenn wir wieder ins Training einsteigen, beginnt auch der Kampf um den Platz im Tor. Jeder unserer drei Keeper bekommt seine faire Chance“, stellt Trainer Güngör klar.

Honnacker betont, dass er seine nutzen will. „Wir arbeiten im Torhüterteam wirklich gut zusammen und unterstützen uns auch gegenseitig. Doch wenn ich viermal in der Woche auf den Platz gehe, will ich auch sonntags spielen“, betont er.

Honnackers Worte haben Gewicht beim SVU

Das weiß auch sein Coach, der sein Alter für wenig bedeutend hält. „Basti ist erfolgshungrig, aber auch sehr selbstkritisch, das sieht man in jedem Training. Er arbeitet für sich selbst sehr viel im Fitnessbereich und hat daher einen Körper wie ein Mittzwanziger.“

Ob er dann den Vorzug vor seinen Konkurrenten Sebastian Küper und Luca Klein erhält, entscheidet der Coach aber definitiv erst nach der Vorbereitung.

Aber auch wenn Honnacker nicht spielen sollte, kommt ihm nach Güngörs Meinung eine besondere Rolle zu. „Basti ist in der Mannschaft überaus angesehen und seine Worte haben Gewicht. Ich erwarte da gerade von ihm und den anderen älteren Spielern, dass er Einfluss nimmt.“

Die Zeiten haben sich geändert

Diese Aufgabe nimmt der Routinier gerne an, auch wenn er festgestellt hat, dass sich innerhalb von Mannschaften in den letzten Jahren Einiges geändert hat.

„Als ich aus dem Jugendbereich aufgerückt bin, war mir klar, dass ich als Jüngster Material holen muss, da wurde gar nicht erst gefragt. Heute ist die junge Generation selbstbewusster geworden und manche Spieler fangen dann auch an, zu diskutieren. Einige haben zwischenzeitlich auch mal in den Jugendteams von größeren Vereinen gespielt und verweisen dann darauf. Manche Jungs meinen, sie bräuchten keinen Rat und ziehen dann ihr Ding durch, bei anderen merke ich, dass sie alles dankbar aufsaugen, was man ihnen sagt, dass sie auch den Rat suchen“, hat er festgestellt.

Mit dem SV Union möchte er ins ruhige Fahrwasser

Wie sieht Bastian Honnacker seine sportliche Zukunft?

„Ich plane in meinem Alter nicht mehr so viel im Voraus. Ich wünsche mir natürlich, dass wir bald wieder auf dem Platz stehen, denn nur laufen ist dann doch nicht so meins. Wenn wir wieder trainieren, dann soll auch der Spaß zurückkommen, das ist das Wichtigste. Und dann wird es unsere Aufgabe sein, die Mannschaft wieder in die Spur zu bekommen, denn der bisherige Verlauf der Saison ist ernüchternd. Aber wir haben erkannt, woran es liegt, und ich bin sicher, dass mit dem Drehen an den richtigen Stellschrauben auch der Erfolg wieder zurückkommt“, prognostiziert er zuversichtlich.

Info: Bastian Honnacker ist 42 Jahre alt und bei einem großen Unternehmen in Heiligenhaus als Technischer Zeichner beschäftigt. Mit 9 Jahren begann er beim FC Tönisheide (heute Union Velbert) mit dem Fußball und wechselte in der C-Jugend zu Borussia Velbert (heute SC). Dort rückte er in den Seniorenbereich auf und spielte drei Jahre in der Bezirksliga, bevor es ihn zum großen Nachbarn SSVg zog.

Bei den „Blauen“ kam er als Ersatztorwart hinter Thomas Grefen in der damals vierthöchsten Spielklasse nur zu drei Einsätzen in der Oberliga Nordrhein. Nach nur einem Jahr heuerte er beim TuS Neviges an, wo er drei Jahre blieb. Von dort wechselte er zum Landesligisten SV Bayer Wuppertal und spielte dort mit seinem jetzigen Trainer Mesut Güngör zusammen.

Seine weiteren Stationen waren SpVg Radevormwald und fünf Jahre beim 1. FC Wülfrath (Verbands- und Oberliga). Seitdem ist er dem SV Union Velbert verbunden, nur unterbrochen durch ein kurzes Intermezzo beim damaligen westfälischen Oberligisten TuS Heven.

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