Velbert. Die drei Torhüter bei der SSVg Velbert, beim SC und beim TVD sind alle erst Anfang 20. Es scheint einen Trend- und Generationenwechsel zu geben.

Torhüter sind oft eine besondere Spezies von Fußballspielern. Von hinten peitschen Sie ihr Team an und werden auch schnell grantig, wenn das eine oder andere nicht so gut wegverteidigt wird. Sie sind Einzelgänger auf ihrer Position aber absolute Teamspieler im Gesamtgefüge. Oliver Kahn war so einer, Jens Lehmann ebenso oder auch Manuel Neuer aktuell. Meistens spielt die Erfahrung eine große Rolle im Kasten, Trainer setzen eher auf Keeper älteren Kalibers - nicht so bei Velberts Oberligisten. Dort scheint der positive Jugendwahn ausgebrochen zu sein.

Marvin Gomoluch hütet mit 20 Jahren das Tor bei der SSVg Velbert, Lukas Lingk vom TVD Velbert ist ebenfalls 20 und hat bisher sieben Partien in dieser Saison absolviert. Daniel Schäfer vom SC Velbert ist mit seinen 24 Lenzen da schon so was wie der Opa und nimmt auch sonst eine Sonderrolle ein. Denn zwar spielte auch Schäfer bereits mit 19 Jahren Oberliga, doch anders als Lingk und Gomoluch ist er nicht einem Nachwuchsleistungszentrum entsprungen.

SC Velberts Daniel Schäfer

Hier streckt sich Daniel Schäfer im Duell mit der SSVg Velbert in der Fußball Oberliga vergeblich. Doch mit seinen Leistungen ist SC Velberts Trainer Peter Radojewski absolut zufrieden.
Hier streckt sich Daniel Schäfer im Duell mit der SSVg Velbert in der Fußball Oberliga vergeblich. Doch mit seinen Leistungen ist SC Velberts Trainer Peter Radojewski absolut zufrieden. © Stefan Rittershaus / FUNKE Foto Services

„Es ist eher die Ausnahme, dass Oberligisten auf die jungen Torhüter setzen. Und wenn doch, sind es meistens welche, die aus der A-Jugend-Bundesliga kommen und die sich in der Oberliga Spielpraxis holen“, sagt Schäfer, der dies schade findet. „Wenn man mit jungen Jahren ins Spiel kommt und von den älteren Spielern auch etwas mitgezogen wird, sich auszeichnen kann und an Vertrauen gewinnt, fasst man auch schnell Fuß“, denkt er.

In dieser Saison spielt Schäfer zum ersten Mal beim SC Velbert als Stammtorhüter in der Oberliga, profitiert davon, dass sich Richard Garweg, der die ersten drei Partien absolviert hatte, verletzt hat. „Es war immer sehr knapp, so haben es mir die Trainer gesagt. Ich hätte mich auch schon früher bereit gefühlt, Stammkeeper zu sein“, sagt Schäfer über seine Chance, auf die er bereits lange wartete und für die der Velberter sogar einen Umweg nahm, als er zur Saison 2017/2018 beim Cronenberger SC anheuerte. „Ich war damals verletzt, hatte eine Knie-OP hinter mir und nicht mehr so recht den Anschluss gefunden. Da war ich etwas abgeschrieben, fand ich, ich habe mich etwas außen vor gefühlt. Und dann kam die Anfrage aus Cronenberg“, so Schäfer.

Trainer damals in Wuppertal war Peter Radojewski, heute Coach des SC Velbert. Radojewski setzte auf Schäfer, verhalf ihn zu zehn Einsätzen in der Oberliga, ehe es den Torhüter wieder zurück zu seinem Jugendverein zog. Ein Jahr, dass ihn voran gebracht hat - und das sich im Nachhinein auch noch für den SC ausgezahlt hat. „Ich habe mich da deutlich weiterentwickelt durch das Torwarttraining. Dirk Zimbo Zimmermann war damals Co- und Torwarttrainer. Jetzt ist er es auch noch bei der zweiten Mannschaft von Fortuna Düsseldorf und bei uns. Ich habe zu ihm Kontakt gehalten und konnte den Vorstand überzeugen, ihm mit Peter Radojewski mitzuholen“, verrät Schäfer.

Nun steht der Keeper also wieder unter den Fittichen seiner alten Förderer, bisher läuft es für den SC gut, das Team steht gesichert im Mittelfeld.

SSVg Velberts Marvin Gomoluch kennt die Jugend-Bundesligen

Eine noch bessere Saison spielen aktuell die SSVg Velbert und ihr Jungspund im Tor, Marvin Gomoluch. Der 20-Jährige hat sein Talent schon bei einigen Vereinen unter Beweis gestellt, spielte für den BV Herne-Süd, den VfL Bochum, Rot-Weiss Essen, die DJK Arminia Klosterhardt und den MSV Duisburg, ehe es ihn zu Beginn des Jahres 2020 zur SSVg zog. Eine wichtige Rolle spielte auch hier der Torwarttrainer.

„Björn Kreil hat sich bei mir gemeldet und es hat sich gezeigt, dass er meine Interessen vertritt. Ich habe immer den modernen Stil gemocht, möchte Verantwortung im Spiel übernehmen und nicht jeden Ball lang hauen. Die Stürmer sind die ersten Verteidiger aber ich bin auch der erste Angreifer“, sagt Gomoluch, der noch heute in Herne wohnt.

Nicht mehr alleine auf weiter Flur: Marvin Gomoluch von der SSVg Velbert als junger Keeper in der Oberliga.
Nicht mehr alleine auf weiter Flur: Marvin Gomoluch von der SSVg Velbert als junger Keeper in der Oberliga. © Stefan Rittershaus / FUNKE Foto Services

Von seinem Stammplatz überrascht, ist Marvin Gomoluch, trotz seiner erst 20 Jahre, überhaupt nicht. „Als ich vom MSV gekommen bin, wurde das Torwartteam etwas um mich herum gebaut. Sebastian Wickl wurde da neu verpflichtet, es war aber von vornerein klar, dass er nicht in jedem Training da sein konnte. Daher wäre ich in der Theorie schon in der v ergangenen Saison die Nummer eins gewesen, ich habe mir in der Vorbereitung dann aber das Kahnbein gebrochen und war sechs Monate raus“, so Gomoluch, der aber gegen den FC Kray und den FC Monheim noch die Chance bekam, sein Können zu beweisen.

„Nach den beiden Spielen wusste ich, dass ich das im Herrenfußball alles gebacken bekomme. Vorher macht man sich ja doch Gedanken. Jetzt möchte ich einfach mein Ding machen und möchte nicht spielen, weil ein anderer Fehler macht.“

Junge Torhüter sind positiv für die Oberliga Niederrhein

Den Trend, auf junge Torhüter zu setzen, würde Gomoluch gar nicht nur auf Velbert begrenzen. Er sieht allgemein eine Entwicklung in diese Richtung. „Ich finde es sehr auffällig. Klar gibt es noch den einen oder anderen Verein, bei dem die jungen Torhüter nicht so rankommen. Ich weiß natürlich nicht, ob es da zum Beispiel an Verletzungen liegt. Aber als wir vergangene Saison gegen Monheim gespielt haben, war dort gefühlt der einzige Torhüter, der nicht so jung war. Ich glaube, dass ist der Trend in der Oberliga. Das sieht man ja auch in Velbert“, so Gomoluch.

Das Umdenken hier sorge auch bei den Spielern für einen „positiven Blick auf die Oberliga. Die Leute, die wie ich in der U19-Bundesliga gespielt haben und dann in den Herrenfußball kommen, haben dann gesehen, dass 30-Jährige dort spielen. Das ist gar nichts gegen die Spieler, die haben alle ihre Qualität. Aber da hat man dann schon Sorge, ob man rankommt.“

Das Portrait von TVD-Torhüter Lukas Lingk folgt in Kürze auf WAZ.de