Velbert. TVD Velberts Marc Bach verrät, warum er die große Oberliga für falsch hält, von wem er noch mehr erwartet und spricht über die Pandemie.

Nach einem sehr starken Saisonstart, ist dem TVD Velbert in der Fußball-Oberliga zuletzt etwas die Puste ausgegangen. Im Interview verrät Trainer Marc Bach , wie zufrieden er mit dem bisherigen Auftreten ist, wie sich einige Neuzugänge schlagen und warum er die große Oberliga für die falsche Entscheidung hält.

Marc Bach, der TVD Velbert steht in der Oberliga nach neun absolvierten Spiele aktuell auf Rang zehn. In der vergangenen Saison landete der Klub am Ende auf Platz 13. Es ist also alles im Lot, oder?

Vom Grundsatz her, sind wir bis dato nicht zufrieden. Wir hatten eine ordentliche Vorbereitung, inklusive dem Pokalspiel gegen RW Essen. Da haben wir gezeigt, was wir können. Unser Start in die Liga war auch sehr gut. Gegen den Cronenberger SC am zweiten Spieltag gab es dann aber bereits die ersten personellen Probleme mit den Verletzungen von Justin Härtel und Florian Schikowski. Über die vergangenen Wochen gab es dann immer mehr Ausfälle.

Ist das der Grund dafür, dass es zuletzt drei Niederlagen in den vergangenen vier Partien und somit den Absturz in der Tabelle gab?

Wenn wir alle an Bord haben, sind wir sehr schwer zu schlagen. Wir haben aber auch Spiele gehabt, wie das 1:1 gegen Niederwenigern, das 0:3 gegen im Derby gegen den SC Velbert und das 1:3 gegen Teutonia St. Tönis. Die Ergebnisse haben wehgetan und waren unnötig, das muss man sagen. Das 3:3 gegen Union Nettetal kann passieren, das war ein harter Fight. Aber die Leistungen gegen Niederwenigern und Co. nicht.

Es hagelte gegen den SC Velbert, den 1. FC Kleve und Teutonia St. Tönis jeweils drei Gegentore.

Jonas Haub hat einen Kieferbruch, Justin Härtel einen Knöchelbruch, Julien Rybacki einen Kreuzbandriss. Juliens Ausfall tut unfassbar weh, weil er sportlich eine Qualität mitbringt, aber auch für die Stimmung in der Mannschaft sehr wichtig ist. Insgesamt ist uns die defensive Stabilität etwas verloren gegangen, obwohl wir immer noch oberligaerfahrene Spieler auf dem Platz haben. Wir hoffen nun, dass wir in der Pause den einen oder anderen Spieler zurückbekommen und wollen den Schalter wieder umlegen. Wir sind von der Mannschaft weiterhin absolut überzeugt, haben viel Qualität im Kader.

Diese hat auch schon Lukas Lingk bewiesen. Mit gerade einmal 20 Jahren steht er im Tor. Eine Position, bei der zumeist eher auf Erfahrung gesetzt wird. Auch die bisherigen Ersatzmänner Marvin Oberhoff und Max Nawrath sind mit 22, beziehungsweise 19 Jahren, blutjung. Haben bei der Entscheidung für dieses Team auch finanzielle Aspekte eine Rolle gespielt?

Nein überhaupt nicht, wir sind von unserem Torhütertrio überzeugt. Max macht im Training einen fantastischen Job. Lukas hat sich am Anfang durchgesetzt und hat gezeigt, dass auf ihn absolut Verlass ist, zuletzt hat aber Marvin Oberhoff gespielt. Es ist egal, wen wir in die Kiste stellen, wir haben Qualität im Kasten. Das die Spieler so jung sind, ist bewusst so gewählt.

Fabio di Gaetano hat schon einen guten Eindruck hinterlassen, nachdem er Marc Bach vom VfB Hilden zum TVD Velbert gefolgt ist. Sein Trainer fordert aber mehr vom Mittelfeldstrategen.
Fabio di Gaetano hat schon einen guten Eindruck hinterlassen, nachdem er Marc Bach vom VfB Hilden zum TVD Velbert gefolgt ist. Sein Trainer fordert aber mehr vom Mittelfeldstrategen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Marvin Oberhoff ist wie auch Justin Härtel und Fabio di Gaetano mit Ihnen vom VfB Hilden zum TVD gewechselt. Den besten Eindruck hinterlässt bisher di Gaetano, der in acht Spielen schon zwei Tore und sieben Vorlagen beigesteuert hat. Sind sie mit seinem Einstand zufrieden?

Wenn man die reinen Statistiken sieht, dann ja. Aber ich kenne ihn aus Hilden noch etwas anders. Da war er noch stärker. Mit dem Trainerteam haben wir auch mit ihm gesprochen. Wir hatten ein bisschen das Gefühl, dass er etwas zu viel wollte. Wenn er den einfachen Weg sucht, brauchen wir über seine Qualitäten nicht zu sprechen. Dann ist er ein Unterschiedsspieler und von der Qualität her ein gehobener Oberligaspieler. Wie gesagt, die Statistiken sind absolut in Ordnung, die Leistungen noch nicht ganz.

Was ist neben dem Personal der Schlüssel, um an den Saisonstart anzuknüpfen?

Wir müssen daran arbeiten, Spaß und Freude zu vermitteln. Auch bei den Laufeinheiten zum Beispiel. Die wollen wir etwas abwechslungsreich gestalten und die Jungs auf einem guten Stand halten, für den Moment, in dem es wieder losgeht. Dann auch hoffentlich wieder mit einem größeren Kader. Denn die Qualität im Training leidet automatisch, wenn ich nur sieben gegen sieben spiele und nicht neun gegen neun. Am Ende muss man einfach sagen, dass es zuletzt nicht mehr gereicht hat. Aber wir wollen auch nicht alles schlecht machen, haben auch sehr gute Spiele gezeigt, in denen wir ordentlich agiert haben. Daran gilt es anzuknüpfen. In der aktuellen Saison muss man aufpassen, nicht unten reinzurutschen. Wir haben immer gesagt, dass wir sehr zufrieden sind, wenn wir zwischen Platz fünf und Platz acht rauskommen.

Das ist ein durchaus ambitioniertes Ziel, zumal in der Oberliga in diesem Jahr 23 Mannschaften spielen. Was hat diese Maxi-Liga für Auswirkungen?

Man merkt, dass der Spielplan sehr hart ist und dass diese große Liga sicher nicht die richtige Entscheidung war. Ich bin ein Verfechter dafür, dass jemand absteigt, wenn jemand aufsteigt. Wenn du wem etwas Gutes tust, musst du auch wem etwas Schlechtes tun. Ich hätte die Mannschaften, die zum Tag X unter dem Strich standen, absteigen lassen. Aber nun haben wir es allen recht gemacht und haben gesagt, wir wollen diese große Liga.

Im Kontext mit der aktuellen Spielpause, wird der Terminkalender sobald es weitergeht, vermutlich noch einmal enger getaktet sein.

Im Moment gehe ich nicht davon aus, dass wir im Dezember wieder spielen. Und ich weiß nicht, wie man dann vom 1. Januar 2021 bis zum 30. Juni die restlichen 35 Spieltage über die Bühne bekommen soll. Das ist ein Teufelskreis. Ich glaube, wir können froh sein, wenn wir eine Hinrunde bis zum Sommer durchbekommen. Wir sind in einer Pandemie...

Eine Krise, die niemand bisher erlebt hat.

Ja. Und wenn man mit offenen Augen durchs Leben geht, ist der Amateursport immer noch am unteren Ende der Nahrungskette. Es gibt Leute, die haben gar nichts mehr. Einige Gastronomen stehen vor einer gescheiterten Existenz.

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