Hattingen. Die Verbandsliga-Handballer der HSG Hattingen-Sprockhövel unterliegen dem TuS Ferndorf II – nach 11:8-Führung. Der Trainer wundert sich nicht.

Es läuft die letzte Minute, und die Partie ist längst entschieden, als Phillip Dobrodt der Kragen platzt. Wütend schleudert der Kreisläufer der Verbandsliga-Handballer der HSG Hattingen-Sprockhövel auf der Bank sein Handtuch nach hinten und schreit: „Haut die Dinger da rein!“ Kurz zuvor ist Jonas Jäger nach einem Gegenstoß mit seinem Heber gescheitert. Tim Hottgenroth, der Keeper des 30:26 (11:11)-Siegers TuS Ferndorf II, hat den Ball gefangen.

Klar: Dieser eine Fehlwurf war nicht der, der entscheidend zu dieser Niederlage beigetragen hat. Aber er ist ein Beispiel dafür, dass den Spielern von Trainer Kai Müller Dinge unterlaufen, die nicht sein müssen und nicht passieren dürfen – erst recht nicht, wenn der Tabellenvorletzte im Kampf um den Klassenerhalt bestehen will. Nach den Samstagabend-Paarungen hat die HSG nun zwei Punkte Rückstand auf die SG Ruhrtal (30:24 gegen den RSV Altenbögge-Bönen) und einen Zähler auf die DJK SG Bösperde (27:27 beim HC TuRa Bergkamen).

HSG Hattingen-Sprockhövel schafft einen 5:0-Lauf zur 9:7-Führung

Der Coach der HSG Hattingen-Sprockhövel hätte nach der Partie etwa darüber philosophieren können, wie es gelaufen wäre, wenn Top-Werfer Kai Werthebach dabei gewesen und nicht in Paris wäre. Aber das ist Kai Müller im Laufe der Saison inzwischen zu mühselig geworden. Er schluckt es, dass für viele seiner Akteure Handball in deren Prioritätenliste bei weitem keinen Top-Platz einnimmt.

Das war jetzt der 23. Spieltag, und wir haben in dieser Saison noch nicht einmal zweimal hintereinander mit derselben Besetzung gespielt.
Kai Müller, der Trainer des Handball-Verbandsligisten HSG Hattingen-Sprockhövel

„Das war jetzt der 23. Spieltag, und wir haben in dieser Saison noch nicht einmal zweimal hintereinander mit derselben Besetzung gespielt“, sagte er. Gut war diesmal, zumindest in der ersten Halbzeit, dass Linus Grossmann dabei war und auf der Rückraum-Mitte-Position teilweise klasse die Fäden zog. Er überzeugte als Vollstrecker und Vorbereiter. Und er hatte auch entscheidenden Anteil daran, dass die HSG nach ihrem 4:7-Rückstand, der deutlicher gewesen wäre, wenn Torwart Michael Frorath nicht einige Male großartig pariert hätte, zu einem 5:0-Lauf startete und nach 25 Minuten sogar mit 11:8 in Führung lag.

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Aber dann: Nach 30 Minuten stand es nur noch 11:11, kurz danach 13:17, macht 2:9 innerhalb dieser 13 Minuten. „Die drei vor der Pause nehme ich noch nicht mal“, sagte Kai Müller. „Entscheidend ist, was in der zweiten Halbzeit passiert ist.“ Nämlich? „Wir sind wieder einmal aus der Kabine gekommen und haben jegliches vermissen lassen, was man braucht, um ein Spiel zu gestalten. Die Ferndorfer haben nichts anders gemacht: immer die gleichen Abläufe, immer das gleiche System. Das hatten wir mit elf Gegentoren im Griff.“

Linus Grossmann gelangen gegen den TuS Ferndorf II sechs Treffer für die HSG Hattingen-Sprockhövel.
Linus Grossmann gelangen gegen den TuS Ferndorf II sechs Treffer für die HSG Hattingen-Sprockhövel. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Für diese elf Treffer brauchte die Reserve des Meisters der 3. Liga Süd-West im zweiten Abschnitt jedoch nicht einmal eine Viertelstunde. HSG-Trainer Kai Müller vermisste bei seinen Handballern vor allem die Bereitschaft, gegen den Ball und den Mann zu arbeiten. „Die Abstände in der Deckung waren viel zu groß – und das dann in dieser Phase gepaart mit zu vielen technischen Fehlern oder mangelhaften Torabschlüssen“, sagte er. „Wir haben das Spiel in kurzer Zeit aus der Hand gegeben, ohne dass der Gegner viel getan hat. Die Ferndorfer haben ja auch nicht die Bremse gelöst oder Zauberhandball gespielt. Das war gegen uns gar nicht nötig.“

HSG Hattingen-Sprockhövel gastiert am 5. Mai beim RSV Altenbögge-Bönen

Schließlich brachten auch die Maßnahmen, Rückraum-Mitte-Mann Linus Michel sowie später auch noch weitere Spieler des TuS Ferndorf II in Manndeckung zu nehmen und Felix Botte für Michael Frorath zwischen die Pfosten zu stellen, nichts mehr. Dass sein Team mit der Situation in der zweiten Halbzeit letztendlich überfordert war, wunderte Kai Müller überhaupt nicht – eben auch wegen der Trainingsarbeit, die er nicht optimal gestalten kann, weil regelmäßig Spieler fehlen.

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„So bekommst du keinen Rhythmus und keine Automatismen, wenn’s stressig wird“, sagte der Coach. „Es wäre mehr drin gewesen. Aber letztlich ändert sich nicht viel. Wir müssen unsere nächsten beiden Spiele gewinnen.“ Um auch 2024/25 in der Verbandsliga zu spielen, die dann Oberliga heißen wird. Die HSG Hattingen-Sprockhövel gastiert am 5. Mai (Sonntag, 18 Uhr) beim Tabellenzehnten RSV Altenbögge-Bönen und empfängt am 11. Mai (Samstag, 19 Uhr) den Tabellenelften SG Ruhrtal.

So haben sie gespielt:

Spielfilm: 1:0, 1:2, 2:3, 3:3, 3:6 (15.), 4:7, 9:7 (24.), 9:8, 11:8 (25.), 11:11 (Halbzeit), 12:12, 12:14, 13:14, 13:17 (38.), 15:19, 16:19, 16:22 (45.), 18:22, 23:27 (53.), 23:29, 24:30, 26:30.

HSG Hattingen-Sprockhövel: Frorath (1.-49.), Botte (49.-60.) – Jo. Jäger (3), Bayer (n. e.), Schmitz (1), Grossmann (6), Hodde, Grotjahn (2), Neitsch (4), P. Dobrodt (5/1), Isermann, Kilfitt (5/4), Bockhacker, J. Sinnemann.

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