Sprockhövel. Eine Ära endet bei der TSG Sprockhövel. Der scheidende Cheftrainer Andrius Balaika hat einiges erlebt – was dazu gehörte und was er aushielt.
Wenn Andrius Balaika auf dem Platz in der Baumhof Arena neben dem Tor steht, fühlt er sich zuhause. Er kennt jeden Winkel auf der Anlage, ihn kennen sehr viele Mitglieder der TSG Sprockhövel. Dort ist er ab dem 1. Juli kein Trainer der Fußball-Oberligamannschaft mehr – das steht seit der Winterpause fest. In den letzten Tagen der nun auslaufenden Saison haben wir mit Balaika gesprochen und seine Zeit als Trainer noch einmal Revue passieren lassen.
Vor seinem Cheftraineramt in der Saison 2015/16 war Balaika von Sommer 2007 bis Sommer 2014 unter Lothar Huber spielender Co-Trainer. „Das war eine coole Zeit. Unter ihm hatte ich auch etwas freie Hand, konnte im Hintergrund ein bisschen ausprobieren. Das war für mich super. Ich musste meinen Kopf nicht hinhalten, da er der Cheftrainer war. Ohne Stress konnte ich also einiges machen“, erzählt Balaika.
Cheftrainer bei der TSG Sprockhövel seit Sommer 2015, vorher schon Co-Trainer
Er wurde damals gefragt, weil Huber keinen Co-Trainer hatte, aber Unterstützung brauchte. Die Trainingsgestaltung lag in den Händen von Balaika, Lothar Huber war daneben der Motivator und eine Respektsperson. „Sein Umgang mit den Spielern hat mir imponiert, mit welcher Ruhe er das gemacht hat. Davon habe ich auch viel mitgenommen, der Umgang mit den Spielern auf dem höheren Amateurniveau ist schon wichtig.“
Als Robert Wasilewski nach dem Abgang von Huber 2014 Cheftrainer wurde, brachte er sein Team um sich herum mit. Balaika trainierte zu der Zeit die A-Jugend, mit der er sogar in die Jugend-Bundesliga aufstieg. Als aber klar war, dass Wasilewski aufhören wird, wurde Balaika gefragt und war ab Sommer 2015 Cheftrainer im Baumhof.
Er erinnert sich an einen schwierigen Start, da nur eine Handvoll Spieler aus der Mannschaft blieben. Aus der U19 zog Balaika 14 Spieler mit hoch. „Alle haben gesagt, wir sind der Abstiegskandidat Nummer eins. Aber ich war von den Jungs überzeugt. Die erfahrenen Spieler daneben, wie Tim Dudda oder Adrian Wasilewski, waren auch nicht alt“, erzählt Balaika.
Direkt den Aufstieg in die Regionalliga geschafft
Das erste Spiel bestätigte damals die bösen Zungen. Gegen die zweite Mannschaft von Arminia Bielefeld gab es zum Start eine 1:4-Pleite. Fußball-Abteilungsleiter Ulrich Meister, der auf Balaika setzte, hatte gesagt: Ruhe bewahren. Und Balaika gewann mit seiner Elf danach achtmal in Folge. Und es lief weiter fast ausschließlich in eine Richtung. Weil die SpVgg Erkenschwick damals keine Lizenz zur Regionalliga beantragt hatte, stieg Sprockhövel hinter den Sportfreunden Siegen auf – der große Traum wurde war. „Der Aufstieg damals war hochverdient. Vor allem, weil viele sagten, dass wir bestimmt einbrechen“, erinnert sich Balaika.
Er hatte also direkt ganz viel erreicht. „Mehr geht auf dem Level für einen kleinen Verein fast nicht.“ Die Erwartungshaltung von außen war hoch, ein gewisser Druck herrschte. „Es kommt aber auch immer darauf an, welche Mannschaft man hat. Und es gab schon viele Beispiele, dass man nach unten durchgereicht wird. Weil sich viele in der Regionalliga übernehmen. Wir haben als kleiner Verein keine großen Sprünge gemacht, sondern unseren Weg weiter verfolgt“, so Balaika, der als Vorletzter mit der TSG wieder aus der Regionalliga abstieg.
Zwei souveräne Oberliga-Saisons vor der Corona-Pandemie
Danach folgten zwei souveräne Oberliga-Saisons. Erst wurde die TSG Zehnter, danach sogar Vierter. „Wir haben 2018/19 eine richtig starke Rückrunde gespielt. Vierter zu werden ist mehr als überragend, aber es wurde im Umfeld bei den Zuschauern erwartet. Ich konnte aber immer in Ruhe arbeiten, vom Vorstand kamen keine großen Forderungen. Das war auch der Schlüssel zum Erfolg“, so Balaika.
2019/20 war eine schwierigere Saison. Als coronabedingt die Spielzeit abgebrochen wurde, stand die TSG auf Platz 15. „Es war die einzige Saison, in der es innerhalb der Mannschaft nicht so richtig passte.“ Danach lief es besser, 2020/21 war richtig viel Qualität im Team, das oben mitspielte – ehe es im Herbst zum erneuten Saisonabbruch kam. Balaika: „Ich wäre gespannt gewesen, wie es weitergegangen wäre.“
Der 43-Jährige hat nun noch eine Saison komplett mit seiner Elf gespielt. Der Start war gut, ehe es durch Coronafälle im Team einen Einbruch gab. Dennoch gab es einige starke Siege, etwa zuhause gegen den RSV Meinerzhagen (6:1) oder die SG Wattenscheid (4:1). Knapp rutschte die TSG in die Abstiegsrunde, in der sie aber souverän auf Platz drei die Spielzeit abschloss.
Letztes halbe Jahr war für Andrius Balaika stressig
„Das letzte halbe Jahr war sehr stressig. Beim Training waren teilweise nur neun Spieler, wir hatten Glück, aus der A-Jugend Spieler mit hochziehen zu können. Es war kein schönes letztes halbes Jahr. Für mich persönlich ist es aber hoch zu bewerten, doch noch so souverän die Klasse gehalten zu haben“, freut sich der Hattinger.
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Ihm ist auch wichtig gewesen, keinen „Scherbenhaufen“ zu hinterlassen. „Man muss sich auch gegenseitig noch in die Augen schauen können.“ Der Rücken sei ihm immer gestärkt worden, speziell von Ulrich Meister. „Wenn man auf die sieben Jahre zurückblickt, dann war das schon gut und ich kann stolz sein.“
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