Sprockhövel. Was für ein Spiel im letzten Fußball-Oberliga-Spiel des Jahres. Die TSG Sprockhövel schlägt Topteam Wattenscheid – die 09er müssen sich ärgern.

Was in einem Mannschaftskreis vorm Spiel gesprochen wird, sollte eigentlich dort bleiben, aber diese Ansage war auch 50 Meter weiter noch zu hören: „Wir hauen die weg!“, war die Losung der SG Wattenscheid 09, gefolgt von wildem Geschrei der Teamkollegen, zu hören bis in jede Ecke des Sprockhöveler Sportplatzes, von den Trainerbänken bis in den gut gefüllten Gästeblock. Nach dem Abpfiff aber waren die Köpfe unten, während der Jubel bei den Gastgebern riesig war: Im letzten Oberliga-Spiel des Jahres gewann die TSG Sprockhövel 4:1 gegen die SG Wattenscheid 09.

„Selten eine unverdientere Niederlage gesehen“, sagte SG-09-Trainer Christian Britscho nachher, lobte aber den fußballerischen Auftritt seiner Mannschaft – vom Ergebnis abgesehen war er zufrieden. TSG-Trainer Andrius Balaika sah ein ausgeglichenes Spiel, in dem sein Team zu den richtigen Zeitpunkten die Tore gemacht hatte.

Wattenscheid 09 kassiert zwei Gegentore in Sprockhövel in drei Minuten

Wattenscheid hätte mit einem Sieg beim Zwölftplatzierten bis auf einen Punkt zum Spitzenduo aus Kaan und Paderborn aufgeschlossen, mit einem Spiel weniger in bester Position im Aufstiegsrennen. Über weite Strecken war es auch das Spiel eines Spitzenteams gegen eine gute Oberliga-Mannschaft – aber eine eiskalte. Zwei Traumtore innerhalb von drei Minuten (56., 59.) ließen das Spiel aber kippen: Erst erlief Gianluca Zentler einen zu kurzen Rückpass, chippte den Ball aus gut 25 Metern über Bruno Staudt ins Tor.

Nur drei Minuten später bekam die SG 09 nach einem Solo von Lewin D’Hone den Ball nicht weg, Marcel Weiß bestrafte das mit einem tollen Schuss in den Winkel. 2:0 nach einer Stunde – das hatte sich nicht abgezeichnet.

Der Schlusspunkt: Nazzareno Ciccarelli trifft zum 4:1 für TSG Sprockhövel gegen die SG Wattenscheid 09.
Der Schlusspunkt: Nazzareno Ciccarelli trifft zum 4:1 für TSG Sprockhövel gegen die SG Wattenscheid 09. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Wattenscheid-Trainer Christian Britscho hatte vor der Partie vor den auf dem eigenen Kunstrasen starken Sprockhövelern gewarnt, aber die Vorzüge des Untergrunds nutzten die Gäste viel besser aus: Ball- und kombinationssicher traten die Wattenscheider auf, flexibel in den Positionen, zielstrebig Richtung gegnerisches Tor. Und im Pressing auch so eingespielt, dass sie der TSG den Spielaufbau mehr als schwer machten – so schwer, dass TSG-Trainer Andrius Balaika seinen Kapitän und Innenverteidiger Ibrahim Bulut Mitte der ersten Hälfte aufforderte, doch bitte mehr lange Bälle zu spielen.

Wattenscheid vergibt reichlich Chancen – 0:0 zur Pause

Logisch, denn Wattenscheid zwang Sprockhövel immer wieder zu Fehlern und hätte zur Pause längst führen müssen. Nach Ballgewinnen verlagerten die Schwarz-Weißen gut, die TSG lief zu oft nur hinterher. Insbesondere über die linke Abwehrseite der TSG brach Wattenscheid mit Argon Arifi immer wieder durch. Allein: Die Tore fehlten.

Felix Casalino traf bei seiner Rückkehr zu seinem Jugendverein zwar, allerdings aus klarer Abseitsposition. Zwei Hereingaben von Arifi fanden in der Mitte keinen Abnehmer, in der 18. Minute war es dann wieder Casalino, der über links durchbrach, aus (zu) spitzem Winkel aber an Torwart Philipp Knälmann scheiterte, der Nachschuss von Nils Hönicke wurde geblockt. Noch mal vergab Casalino in der 26. (wieder nach Hereingabe von Arifi, Canbulut hatte durchgelassen) aus zentraler Position und schoss dann kurz vor der Pause noch ans Außennetz.

Ein Wunder, dass es noch 0:0 stand, wobei auch Sprockhövel direkt in der zweiten Minute nach einer Ecke in Führung hätte gehen können, in der ersten Hälfte noch zwei Chancen hatte: Nazzareno Ciccarelli schoss vom Strafraum aus drüber, Dilhan Demir scheiterte aus kurzer Distanz an Bruno Staudt (auch der Ex-Sprockhöveler).

Auch interessant

Sprockhövel kontert, Wattenscheids Kleine macht nur das Ehrentor

Nach der Pause sah es bei Chancen von Wiebel und Hönicke so aus, als würde es genau so weitergehen – bis auf der anderen Seite Zentler und Weiß zuschlugen. Wattenscheid drückte noch mehr, aber Sprockhövel bekam riesige Räume zum Kontern. Joker Kleine und Umut Yildiz vergaben eine Doppelchance für 09, fast im Gegenzug erhöhte Zentler nach Vorarbeit von Ciccarelli sogar auf 3:0.

Sebastian Kleine traf in seinem letzten Spiel für 09 noch zum 3:1, aber für Sprockhövel markierte Nazzareno Ciccarelli noch in der Nachspielzeit den 4:1-Endstand für die Gastgeber – hier riesiger Jubel, dort hängende Köpfe nach der dritten Niederlage der Saison für Wattenscheid.

Tore: 1:0 Zentler (56.), 2:0 Weiß (59.), 3:0 Zentler (74.), 3:1 Kleine (79.), 4:1 Ciccarelli (90.+3).

TSG: Knälmann - Renke, Bulut, Sahin, D’Hone - Weiß (73. Steffens), Antwi-Adjei - Demir (90.+5 Bettermann), Maron (71. Brüggemann) - Zentler (89. Eurich), Ciccarelli.

SG 09: Staudt - Schurig (62. P. Britscho), Esser, Wiebel, Arifi - Sindermann, Hönicke (62. Kleine), Canbulut - Yildiz, Casalino, Kaminski (75. Nakalyuzhnyy).