Berlin/Gladbeck. Jessica Steiger hat sich nicht für die Olympischen Spiele qualifizieren können. „Es tut sehr weh“, bekennt die Topschwimmerin des VfL Gladbeck.
Der langgehegte und große Traum von Olympia, er geht für Jessica Steiger nicht in Erfüllung. Beim finalen Qualifikationswettkampf in Berlin schaffte es die Topschwimmerin des VfL Gladbeck nicht, eine Norm für die Sommerspiele in Tokio zu erfüllen. Und auch für einen Start in einer der deutschen Staffeln konnte sich die 28-Jährige in der Hauptstadt nicht empfehlen.
Als die WAZ Jessica Steiger am gestrigen Sonntag auf dem Handy erreichte, befand sie sich auf der Rückfahrt ins heimische Gladbeck. „Es tut sehr weh“, bekannte die VfLerin, „ich habe alles gegeben und bis zum Anschlag gekämpft. Aber es hat nicht gereicht.“
Jessica Steiger spricht vom „härtesten Jahr ihrer Karriere“
Das vergangene Jahr sei das härteste ihrer Karriere gewesen. „Ich musste“, so Jessica Steiger, „fast immer alleine trainieren, außerdem war überhaupt nichts planbar. Dabei ist mir mein Team sehr wichtig, und ich bin ja eigentlich voll der Planungsmensch.“
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Eine Erklärung dafür, warum sie in Berlin weder über 100 Meter Brust noch über 100 Meter Freistil Topleistungen abrufen konnte, hatte die 28-Jährige noch nicht gefunden. „Tatsache ist“, so Jessica Steiger, „dass ich auf den letzten 25 Metern massiv an Geschwindigkeit verloren habe.“ Das gelte es zu akzeptieren, das gelte es zu verarbeiten.
Steiger startet im Mai bei den Europameisterschaften
Auf ihrer Facebookseite dachte Jessica Steiger an all jene, die sie auf ihren Weg unterstützt haben: „Ich danke allen voran natürlich meiner Familie und meinen Freunden! Meinem Trainer, Team und Verein, meinen Sponsoren und der Stadt Gladbeck! Ohne euch wären alle Erfolge (Deutsche Rekorde - Einzel und Staffel- , EM‘s, WM‘s, Universiade) nicht möglich gewesen!!!“
Allzu viel Zeit, um das Geschehene zu verarbeiten, bleibt Jessica Steiger nun nicht. Sie will nämlich an den Europameisterschaften teilnehmen, die vom 10. bis zum 23. Mai in Budapest ausgetragen werden. Das hatte die Gladbeckerin noch in Berlin angekündigt.
Siegbert Busch findet nur lobende Worte für Jessica Steiger
Bis Donnerstag macht die VfLerin erst einmal frei, danach beginnen für sie die Vorbereitungen für die EM. Steiger: „Ich werde mir nun ein paar Tage Zeit nehmen, um dann mit neuen Kräften und noch stärker bei der EM in Budapest an den Start gehen!“
Siegbert Busch, der Vorsitzende des VfL Gladbeck, betonte im Gespräch mit der WAZ: „Ich bin traurig, dass Jessica die Olympia-Qualifikation nicht gepackt hat. Sie hätte das verdient gehabt.“ Der VfL-Chef weiter: „Ich weiß, welch fleißige Athletin Jessica ist, ich weiß, wie viel sie investiert hat, um ihr großes Ziel zu erreichen. Und ich weiß auch, mit wie viel Freude sie dieses Ziel verfolgt hat.“
Mark Warnecke und Christian Keller melden sich zu Wort
Nicht nur von Siegbert Busch gab es Zuspruch. Vom VfL meldeten sich unter anderem auch noch die Vorstandsmitglieder Tim Tersluisen („Du bist großartig. Von Herzen alles Gute fürs Weitere!“) und Birgit Waschelewski („Du bist unsere Heldin. Viel Glück für die EM. Alles wird gut.“).
In den Sozialen Medien schlossen sich zudem ehemalige Topschwimmer wie Mark Warnecke, Bronzemedaillengewinner über 100 Meter Brust, bei den Spielen 1996 in Atlanta, und Christian Keller, der ebenfalls 1996 mit der 200-Meter-Freistilstaffel Rang drei belegt hatte, mit Jessica Steiger kurz.
Über 100 Meter Brust erreicht Steiger in 1:07,63 Minuten das Ziel
Mark Warnecke schrieb: „Später sind es genau diese Niederlagen, die dich als Mensch am meisten positiv prägen! Hört sich doof an, ist aber so. So, jetzt Vollgas zur EM!!!“ Und Christian Keller: „Mit deinem tollen Mann und deiner super Familie wirst du darüber wegkommen. Es gibt auch eine Zeit nach dem Sport. Genieße die Zeit bei der Europameisterschaft in Budapest und hau richtig einen raus.“
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In Berlin, beim finalen Olympia-Qualifikationswettkampf für die Elite des Deutschen Schwimm-Verbandes, hatte es Jessica Steiger über 100 Meter Brust und 100 Meter Freistil versucht. Im A-Finale über 100 Meter Brust erreichte sie in 1:07,63 Minuten (Norm: 1:07,00 Minuten) als Zweitplatzierte das Ziel. Siegerin Anna Elendt (SG Frankfurt, 1:07,17) verpasste zwar auch die Einzelnorm, sie sicherte sich aber mit ihrer guten Leistung den Platz in der deutschen Lagenstaffel, den bis dahin Jessica Steiger innegehabt hatte.
Über 100 Meter Freistil stoppt die Uhr bei 55:45 Sekunden
Im Endlauf über 100 Meter Freistil am späten Samstagnachmittag benötige die Gladbeckerin 55:45 Sekunden - damit landete sie auf Rang fünf und konnte sich somit auch nicht für einen Platz in der deutschen Freistilstaffel empfehlen. „Beim Ausschwimmen“, so Jessica Steiger, „habe ich realisiert, dass es vorbei ist.“