Essen. Ehemaliger Weltklasseschwimmer der SG Essen blickt auf außergewöhnliche Karriere zurück. Noch immer lebt der Unternehmer für seine Leidenschaft.
Ins Wasser springt Mark Warnecke nur noch äußerst selten. Der ehemalige Weltklasse-Schwimmer ist Unternehmer und schwer beschäftigt, da bleibt wenig Zeit für Vergnügen. Vergnügen? Na, ja.
Der Sport sei für ihn immer Quälerei gewesen, sagte Warnecke mit 43. „Meine Frau Elena liebt das Schwimmen, dieses Gefühl hatte ich nie“, gab er damals zu und startete noch einmal zu Überraschung aller bei der Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften, um zu testen, was der „alte Mann“ noch so drauf hat. An diesem Samstag feiert Warnecke seinen 50. Geburtstag auf Mallorca. Nicht im, aber am Wasser.
Kampf mit dem Gewicht ebnet erfolgreiche Unternehmer-Karriere
Die Strampelei daheim auf dem Fahrrad-Ergometer verhindert nicht, dass er ein paar Kilo zu viel drauf hat. Das Gewicht war schon immer ein Problem für das Muskelpaket. Es gab Phasen in seiner Karriere, da kehrte er nach dem Training gern mal in eine Pommes-Bude ein. Und genau diese Problematik verhalf dem ehemaligen Weltklasseschwimmer von der SG Essen zu einer ebenso erfolgreichen Unternehmer-Karriere.
Der studierte Mediziner entwickelte ein Diätpulver, das die Kilos purzeln ließ. Heute vertreibt er es europaweit, Spitzensportler aus allen möglichen Disziplinen nehmen es, die Fußball-Bundesliga wird beliefert und auf dem Lebensmittelmarkt werden seine Produkte in Kürze ebenfalls auftauchen. „Mit Pesto, Müsli oder eine Art Nutella, die so schmeckt, aber keine Nutella ist.“ Es ist ein stressiger Job, zumal Warnecke ein Perfektionist ist.
Dieser Mann wirkt zwar nicht verbissen diszipliniert, aber was er will, das packt er an mit Akribie, Leidenschaft und rigoroser Konsequenz. So war er als Spitzensportler und so hat er sich auf dem Markt etabliert.
Olympia-Bronze in Atlanta gewonnen
Warnecke zählte zu den erfolgreichsten deutschen Schwimmern. Er sammelte deutsche und internationale Titel, hat Weltrekorde aufgestellt und holte 1996 bei den Olympischen Spielen in Atlanta Bronze über 100-m-Brust.
2005 in Montreal wurde der Brustschwimmer Weltmeister im 50 Meter Sprint, mit 35 Jahren ist er der älteste Titelträger aller Zeiten.
Seinen Ehrentag begeht Mark Warnecke mit Familie, Freunden und Wegbegleitern. Natürlich spielen alte Zeiten noch eine Rolle, aber der Sport ist längst Geschichte. „Kein anderer Schwimmer war so oft an sich selbst gescheitert wie Mark Warnecke“, hatte die FAZ nach seinem WM-Triumph geschrieben. Mal hatte er sich während des Rennens verschluckt, mal litt er unter Pfeifferschem Drüsenfieber, mal verrutschte ihm die Schwimmbrille. „Ach, das mit dem Verschlucken habe ich gar nicht mehr so drauf“, sagt Warnecke. Bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney passierte ihm im Vorlauf an der Wende das kuriose Missgeschick. Auf der zweiten Bahn holte er dann nicht einmal Luft und schied chancenlos aus.
Große Liebe zum Motorsport und Mofa frisiert
Die Erinnerungen, die jetzt hochkommen, haben aber weniger mit Sport zu tun, sondern gehen eher zurück bis in die Jugend. „Das war auch eine intensive Zeit, weil ich trotz Sports immer alles gemacht habe, während sich andere um 10 Uhr ins Bett legten.“ Heute könnte er sich auch ein bequemeres Leben vorstellen. „Wenn ich nichts zu tun hätte“, sagt er mit Augenzwinkern und in unnachahmlicher Offenheit, „und nicht wüsste, wohin ich das ganze Geld schmeißen sollte, dann wäre das auch okay.“
Warnecke wurde immer schon von neugierigem Ehrgeiz getrieben. Ständig hinterfragt er Dinge, was auch seinen Trainer Horst Melzer herausforderte. Warnecke probiert vieles aus. Er liebt den Motorsport, hat als Teenager seine Mofa frisiert, um der Schnellste zu sein, und ist später beim Porsche Carrera-Cup Rennen gefahren. Er hat einen Flugschein erworben und sich ein Pferd angeschafft. „Um das alles unter einen Hut zu bringen, musst du schon ziemlich strukturiert sein“, findet Warnecke, der jedoch damals nicht immer pünktlich zum Training erschien.
Mangelnde Disziplin? „Er wohnte in Witten, studierte in Bonn und trainierte in Essen“, erinnert sich Horst Melzer. Er sei die Strecken mal irgendwann abgefahren. „Und da habe ich mich gefragt, wie er das überhaupt schafft, nur zehn Minuten zu spät zu kommen.“