Gladbeck. Für Jessica Steiger (VfL Gladbeck) geht es nun um das Olympiaticket. In ihrer Karriere musste sie oft kämpfen. Und sie tat das immer erfolgreich.

Mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio möchte sie ihre erfolgreiche Karriere krönen. „Ich kämpfe das ganze Leben dafür“, hat Jessica Steiger, die Topschwimmerin des VfL Gladbeck, einmal der WAZ gesagt. Jetzt geht es für die 28-Jährige darum, bei den anstehenden Olympia-Qualifikationsrennen in Antwerpen (3./4. April), Eindhoven (9. bis 11. April) und Berlin (16. bis 18. April) ihren großen Lebenstraum zu verwirklichen. Aus diesem Anlass blicken wir auf ihre bisherige Laufbahn zurück.

Klar, das Schwimm-Gen hat Jessica Steiger offensichtlich in die Wiege gelegt bekommen. Ihre Mutter Sandra Steiger (geborene Dahlmann) gehörte nämlich zu den besten deutschen Aktiven: 1984 startete sie bei den Spielen in Los Angeles. Und doch war das mit dem Schwimmenlernen gar nicht so einfach.

Jessica Steiger hatte keine Lust aufs Schwimmen

„Meine Mama“, erinnert sich Jessica Steiger auf der Seite „Road To Tokyo“ des Deutschen Schwimmverbandes, „war damals als Schwimmerin bei den Olympischen Spielen und dachte, sie könne mir mal eben das Schwimmen beibringen. Ich hatte allerdings gar keine Lust - ich habe so oft geheult, dass sie an mir verzweifelt ist und mir letztendlich mein Papa (eigentlich ein ‘Nichtschwimmer’) im Urlaub das Schwimmen beigebracht hat.“

Mit dem Leistungsschwimmen begann Jessica Steiger schließlich 2002, fünf Jahre später gewann sie bei den NRW-Kurzbahnmeisterschaften in Wuppertal ihren ersten Titel in der offenen Klasse. Schon bald räumte sie auch bei Deutschen Jahrgangsmeisterschaften ab. Am Ende ihrer Jugendzeit standen 25-mal Edelmetall, davon neunmal Gold, und ein Altersklassenrekord über 200 Meter Brust für die Gladbeckerin zu Buche.

Steiger hält seit 2017 den Deutschen Rekord über 200 Meter Brust

Und so ging es weiter. Jessica Steiger feierte auch bei Deutschen Meisterschaften etliche Erfolge. Etwa bei den letzten nationalen Titelkämpfen vor Ausbruch der Corona-Pandemie Ende 2019, als sie bei der Kurzbahn-DM in Berlin dreimal Gold und dreimal Bronze holte und damit zur erfolgreichsten Teilnehmerin der Meisterschaften avancierte.

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2017 stellte Jessica Steiger in Berlin sogar einen nationalen Rekord über 200 Meter Brust auf (2:25,00 Minuten). Und immer wieder durfte sie Deutschland bei Welt- und Europameisterschaften vertreten.

Nach Rückschlägen ist Steiger immer wieder zurückgekehrt

Aber: Immer wieder musste Jessica Steiger auch Rückschläge verkraften. Und vor fast genau einem Jahr, am 24. März 2020, galt es, den wohl schwersten Rückschlag hinzunehmen. An diesem Tag wurden wegen der Corona-Pandemie die Olympischen Spiele von Tokio abgesagt. „Ich hab das Gefühl, ich war meinem Traum so nah – und jetzt fühlt er sich so weit weg an“, so damals die Gladbeckerin.

Bereits in den Jahren 2012 und 2016 hatte Jessica Steiger alles darangesetzt, um sich für die Spiele in London beziehungsweise Rio de Janeiro zu qualifizieren. Für das Brasilien-Ticket fehlten ihr nur ein paar Zehntel, um sich einen Platz in der deutschen Lagenstaffel zu sichern. Vier Jahre zuvor hatte das Verletzungspech zugeschlagen - in der heißen Phase der Vorbereitung.

2017 darf die Schwimmerin des VfL Gladbeck trotz Rekord nicht zur WM

Jessica Steiger kam zurück. Nach 2012. Und erst recht nach 2016. Auf der Langbahn dominierte die VfLerin in den vergangenen Jahren vor allem über 200 Meter Brust die nationale Konkurrenz. Besonders wertvoll war dabei ihr Sieg bei den Deutschen Meisterschaften 2017, bei dem sie im Finale in 2:25,00 Minuten anschlug. Damit war der Uralt-Rekord von Birte Steven geknackt - nach zehn Jahren.

Da hat sie es realisiert: Jessica Steiger vom VfL Gladbeck nach dem DM-Finale in Berlin 15. Juni 2017, als sie über 200 Meter Brust nicht nur den Titel gewann, sondern auch den Deutschen Rekord geknackt hatte.
Da hat sie es realisiert: Jessica Steiger vom VfL Gladbeck nach dem DM-Finale in Berlin 15. Juni 2017, als sie über 200 Meter Brust nicht nur den Titel gewann, sondern auch den Deutschen Rekord geknackt hatte. © dpa | Maurizio Gambarini

Doch selbst ihren bisher größten sportlichen Erfolg konnte Jessica Steiger nicht in vollen Zügen genießen. Der Grund: Obwohl sie doch schneller geschwommen war als jede Deutsche vor ihr, durfte die VfLerin nicht zu den Weltmeisterschaften fahren. Der Deutsche Schwimm-Verband hatte für die Qualifikation nämlich die Zeit von 2:22,87 Minuten (!) verlangt.

Seit 2016 ist Jessica Steiger eine feste Größe im deutschen Team

Die Gladbeckerin ließ sich abermals nicht unterkriegen und nahm stattdessen an der Universiade in Taiwan teil. Die Starts bei den Weltsportspielen der Studenten waren nicht Steigers erster Auftritt auf der großen internationalen Bühne. Ihr Debüt im Nationalteam hatte die VfLerin schon im Jahre 2016 bei den Europameisterschaften in London gegeben. Seinerzeit zog sie über 200 Meter Brust ins Halbfinale ein.

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Seither ist Jessica Steiger eine feste Größe im deutschen Team. In dem für sie so ereignisreichen wie erfolgreichen Jahr 2017 startete sie auch noch bei den Kurzbahn-Europameisterschaften in Kopenhagen - und setzte mit dem fünften Platz über 200 Meter Brust ein ganz dickes Ausrufezeichen.

Auch Steiger hat dafür gesorgt, dass deutsche Staffeln in Tokio starten dürfen

Des Weiteren wurde Jessica Steiger anno 2018 für die Kurzbahn-Weltmeisterschaft in Hangzhou nominiert und, ein Jahr später, für die Weltmeisterschaften in Gwangju. Mit Klasseleistungen sorgte auch die Gladbeckerin bei der WM in Südkorea dafür, dass die weibliche 4x100 m Freistil- und Lagenstaffel sowie die 4x100 m Lagenmixed-Staffel des Deutschen Schwimm-Verbandes bei den Olympischen Spielen 2021 starten dürfen.

Ob Jessica Steiger im Sommer in Tokio dabei sein wird? Die Antwort auf diese Frage gibt es in den nächsten drei Wochen.