Bottrop. Gewaltschüsse, Gegurke und gefährliches Gequetsche an den Spielfeldbanden: Bottrops Hallenfußballer haben einen überraschenden Gegner. Den Ball.

„Wirklich grauenvoll“, sagte ausgerechnet der Trainer der Siegermannschaft. Stefan Thiele war wenig begeistert vom Spielvermögen der 15 Teilnehmer bei der Hallenstadtmeisterschaft. Der ehemalige Fußballprofi schloss seinen SV Rhenania aus der Kritik nicht aus und gab nach der Siegerehrung zu: „Unser Spiel hat mich nicht wirklich beeindruckt“.

Fehlende fußballerische Finesse wurde während der Hallenstadtmeisterschaft auch auf den Rängen und vor der Halle lebhaft diskutiert. Jürgen Sekula beispielsweise fragte: „Haben wir früher auch so gebolzt? Ich vermisse den Doppelpass, das kluge und schnelle Spiel. Die Jungs rennen mit dem Ball, anstatt ihn zu passen.“

Nur wenige Szenen erfreuen die Herzen der Fußballästheten

Der ehemalige Zweitligaspieler von Rot-Weiss Essen traf mit seiner Feststellung einen Nerv. Mit wenigen Ausnahmen bewegten sich die Teams nicht besonders intelligent über den Hallenboden. Gewaltschüsse aus der Distanz, ausdauernde Zweikämpfe und ein gefährliches Gequetsche an den Spielfeldbanden: Fußballästheten kamen bei den Aktionen nur selten auf ihre Kosten.

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Die Begeisterung für den Hallenfußball ist groß in Bottrop. Mehr als 2000 Zuschauer sahen die Spiele um die Hallenstadtmeisterschaft. Glaubt man den Fußballern, dann war auch die Vorfreude auf die Titelkämpfe riesig. Nur: Warum sah man davon so wenig? Und: Was könnte der Grund dafür sein?

Wissenschaftler zeigen einen Weg zu besserem Hallenfußball auf

Einen Erklärungsansatz liefert die Wissenschaft. Christopher Heim und Ulrich Frick haben sich viele Jahre intensiv mit der Didaktik und Methodik des Fußballs im Schul- und Vereinssport auseinandergesetzt. In ihren Studien haben die Wissenschaftler unter anderem dargelegt, wie positiv sich der Einsatz von Futsalbällen auf Ballkontrolle und Spielverhalten auswirken.

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Zwei der zentralen Untersuchungsergebnisse von Heim und Frick: Mit Futsalbällen gelingt die Kontrolle springender Bälle signifikant schneller als mit anderen Balltypen. Ihr Sprungverhalten ist durch eine besondere Konstruktion deutlich reduziert. Ein aus zwei Metern Höhe fallender Futsalball hat auf einem Hallenboden eine Rückprallhöhe von 51 Zentimetern. Beim regulären Fußball sind es 135, beim Filzball 124 Zentimeter.

Studienergebnisse: Mehr Ballkontakte, qualitativ bessere Offensivaktionen

Heim und Frick haben in ihren Versuchen mit jungen Fußballern außerdem nachgewiesen, dass der Einsatz von Futsalbällen zu einer höheren Anzahl an Ballkontakten und zu qualitativ besseren Offensivaktionen führe. Der Ball fördere aktives Spielverhalten und verbessere dadurch die technischen Fähigkeiten der Spieler.

Bottroper Hallenstadtmeisterschaft - Finaltag
Eine Szene aus dem Halbfinale zwischen dem FC Welheim und Rhenania Bottrop. Es wurde viel gekämpft auf dem Bottroper Hallenboden. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Wäre ein Balltausch also eine Lösung für die Bottroper Hallenstadtmeisterschaft? Ulrich Sabellek sieht darin kein Allheilmittel. Der Schiedsrichter-Obmann des VfB Kirchhellen, der bei den Hallenstadtmeisterschaften zum Organisationsteam gehört, kennt den Einsatz von Futsalbällen aus seinem Heimatverband Westfalen.

„Klar, technisch weniger versierte Spieler haben es leichter, den Ball zu kontrollieren. In Gelsenkirchen wird schon seit vielen Jahren mit dem Futsalball gespielt. Aber ob das die Spielqualität verbessert, kann ich nicht beurteilen. Ich fürchte, der Balltausch ließe sich in Bottrop nur schwer umsetzen. Die Fußballer spielen lieber mit dem normalen Ball. Es käme auf einen Versuch an.“

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