Der VfL Bochum will sein gutes Jahr mit einem Pokaltriumph in Mainz krönen. Beim Bundesligisten ist die Stimmung gerade mies. Bei Bochum nicht.
Bochum. Selbstbewusst, aber auch mit dem nötigen Respekt reist der VfL Bochum zum Pokalspiel der 2. Runde nach Mainz. Zum Jahresabschluss am Mittwoch (20.45 Uhr) hofft der Zweitligist beim Tabellenvorletzten der 1. Bundesliga, noch einmal „ein Ausrufezeichen zu setzen“, wie es Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz formulierte. Trainer Thomas Reis sagt: „Unser Ziel ist es, in die nächste Runde einzuziehen.“
Bochum geht als Spitzenteam der 2. Liga beim derzeit taumelnden Bundesligisten in die Partie. Laut Bild-Zeitung vom Montag soll Mainz-Trainer Jan-Moritz Lichte (40) im Pokal gegen den VfL zum letzten Mal auf der Bank sitzen. Auch der aus seiner VfL-Zeit in Bochum bestens bekannte Sportvorstand Rouven Schröder steht schwer in der Kritik.
Mainz in der Krise: Trainingsboykott, kein Heimsieg, zwei erfolglose Trainer
Lichte (40) ist nach der Trennung von Achim Beierlorzer Ende September bereits der zweite Mainzer Trainer in dieser Saison. Beierlorzer hatte Stürmer Adam Szalai suspendiert, es folgte ein bundesweit für Aufsehen sorgender Trainingsboykott der Mannschaft.
Die sportliche Bilanz war und ist ernüchternd: Sechs Punkte holte Mainz erst aus den 13 Bundesligapartien, kein einziger Heimsieg gelang, nur Schalke 04 steht noch schlechter da. In den letzten drei Partien erzielte der FSV, der seit 2009 ununterbrochen in der 1. Bundesliga spielt, keinen Treffer. Er verlor jeweils 0:1 gegen Köln und zuletzt Bremen, holte zwischendurch ein 0:0 bei Hertha BSC Berlin.
Bochums Trainer Reis: Bundesliga ist „eine Qualitätsliga, 2. Liga eine Mentalitätsliga“
„Es steht mir nicht zu, die Lage in Mainz zu beurteilen“, sagte Bochums Trainer Thomas Reis am Montag und lenkte die volle Aufmerksamkeit auf seine Mannschaft, auf das Pokalspiel bei einem Erstligisten. „Die 1. Bundesliga ist für mich eine Qualitätsliga, die 2. Bundesliga eine Mentalitätsliga“, stellte er in Kürze den Unterschied heraus und machte damit deutlich, dass die Mainzer über eine hohe individuelle Qualität verfügen.
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Die Gastgeber „werden sicherlich versuchen, früh in positives Fahrwasser zu kommen. Wir müssen von Beginn an hellwach sein und dagegenhalten. Wir wollen uns nicht verstecken, auch unser Spiel durchziehen. Dann kann es ein Spiel auf Augenhöhe werden“, sagt Reis. Man müsse kompakt und aktiv verteidigen, gemeinsam angreifen. Dabei müsse man stets vor allem auf die schnellen Offensivkräfte der Mainzer wie etwa Jean-Philippe Mateta „höllisch aufpassen“, so Reis.
Danilo Soares und Manuel Riemann dürften rechtzeitig wieder fit sein
Der VfL-Coach kann voraussichtlich auf die Startelf setzen, die zuletzt gegen Heidenheim überzeugte, wobei Routinier Robert Tesche für Erhan Masovic beginnen wird. Danilo Soares trainierte wegen einer Prellung im Oberschenkel am Montag noch individuell, soll aber am Dienstag wieder ins Mannschaftstraining zurückkehren. Das gilt auch für Manuel Riemann. Der Torwart hatte sich ebenfalls eine kleine Prellung zugezogen, wird aber rechtzeitig zum Jahresabschluss wieder dabei sein. Damit fallen nur Saulo Decarli, Tarsis Bonga und Vasilios Lampropoulos aus.
Bochum mit einem Ex-Mainzer – Mainz mit zwei Ex-Bochumern
Gleich drei Profis werden am Mittwoch gegen ihren Ex-Verein antreten, vermutlich von Beginn an. Gerrit Holtmann wechselte im Sommer von Mainz zum VfL, er soll sein Tempo über Linksaußen gewinnbringend einsetzen. Auf der anderen Seite zählen zwei Ex-Bochumer zum Stamm im Mittelfeldzentrum: Kevin Stöger, der Offensivere, und Danny Latza.
Stöger wechselte nach zwei Jahren beim VfL Bochum sowie zwei Jahren bei Fortuna Düsseldorf Anfang Oktober nach Mainz. In den letzten beiden Partien stand der Spielmacher, der in Bochum einst Robbie Kruse so mustergültig bediente mit seinen Schnittstellen-Pässen, in der Startelf.
In diese dürfte auch Kapitän Danny Latza zurückkehren. Der 31-jährige gebürtige Gelsenkirchener spielte von 2013 bis 2015 für Bochum, wechselte dann in die Bundesliga nach Mainz, ist dort seitdem eine feste Größe.
Sport-Geschäftsführer Schindzielorz zieht eine sportlich positive Bilanz für 2020
Natürlich steht auch viel Geld auf dem Spiel, wie immer im Pokal. Geld, das der VfL nach einem Jahr der Geisterspiele, in dem viele Einnahmen weggebrochen sind, in erster Linie dazu nutzen würde, „Löcher zu stopfen“, so Sebastian Schindzielorz. Er zog rein sportlich ein positives Fazit des Zweitliga-Jahres mit all seinen wirtschaftlichen, sportlichen, strukturellen und privaten Herausforderungen, wie er unterstrich. „Wir sind gut aus dem ersten Lockdown gekommen, wir haben auch in dieser Saison gut gepunktet. Sportlich war es ein erfolgreiches Jahr 2020, mit dem wir alles in allem sehr zufrieden sind. Jetzt können wir im Pokal noch mal ein Ausrufezeichen setzen. Das wollen wir auf jeden Fall versuchen.“
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