Bochum. . Die Aussichten für den VfL Bochum vor dem Beginn der neuen 2. Bundesliga? Wohl eher heiter bis wolkig. Trainer Peter Neururer sieht neun Kontrahenten vor seiner Mannschaft – und hofft doch auf mehr als Mittelmaß. Ärger um Klostermann schmerzt die Verantwortlichen.

Er hat schon einiges gesehen in Deutschland und gehörte zur Wolfsburger Meisterelf, die 2009 für Aufregung sorgte, als sie den Bayern eine lange Nase drehte. Jetzt spielt Jan Simunek für den Fußball-Zweitligisten VfL Bochum, der an diesem Samstag um 15.30 Uhr gegen Greuther Fürth in die neue Saison startet. Ein klarer Fall von Abstieg, oder? Der tschechische Innenverteidiger, mit 27 im besten Fußballer-Alter, sagt jedoch: „Ich bin auch nach Bochum gekommen, weil ich die Bedingungen gesehen habe: Das ist Erstliga-Niveau.“

So ähnlich wie Simunek sehen wohl die meisten der acht neuen externen VfL-Zugänge die Welt des Fußballs. Die deprimierende Transferpolitik der Vorsaison hat sich jedenfalls nicht wiederholt in Bochum, Spieler wie Richard Sukuta-Pasu, Felix Bastians (beide waren ausgeliehen), Ken Ilsö (ging bereits im Winter) und Christian Tiffert bleiben nun allenfalls flüchtige Zugvögel, die, gottlob aus VfL-Sicht, rasch weitergezogen sind. Beinahe hätte das jedoch die Zugehörigkeit zur Zweiten Bundesliga gekostet.

Ein viertes mageres Zweitliga-Jahr wird sich der VfL Bochum nicht leisten können, will er sich auch gar nicht leisten. Der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Peter Villis ist verliebt in den Erfolg, andauernder Kriechgang raubt ihm das Vergnügen. Andererseits hat der Klub in den letzten Jahren wirtschaftlich so viel Boden verloren, dass niemand mehr die Parole Aufstieg auszugeben wagt.

Selbst Neururer hält sich zurück

Selbst ein notorischer Optimist wie Peter Neururer hält sich vor dem Auftaktspiel am Samstag gegen die SpVgg Greuther Fürth vornehm zurück. „Neun Mannschaften sehe ich ganz klar vor uns“, sagt der Trainer, referiert damit aber lediglich in etwa die Geld-Tabelle der Zweiten Bundesliga. Dass alle Verantwortlichen in Bochum ungeachtet der dezenten Töne inständig darauf hoffen, endlich einmal wieder im ersten Tabellendrittel mitspielen zu können, darf man getrost unterstellen.

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Sie haben ja auch etwas dafür getan. Mit Ausnahme von Rückkehrer Stanislav Sestak, der nach vier Jahren in der Türkei ein zweites Mal in Bochum vor Anker gegangen ist, sind alle Neulinge unter 30, bringen Erst- oder Zweitliga-Erfahrung mit und wollen noch, weil sie jung genug sind, etwas erreichen. Persönlicher Ehrgeiz mündet trotz harter Konkurrenz in kollektiven Ehrgeiz, es herrscht eine ganz andere Stimmung im Kader als noch vor einem Jahr.

Die gestiegene Qualität geht allerdings zu Lasten der Quantität. „Es muss jedem klar sein, dass unsere Decke in der Defensive kurz ist“, vergisst Peter Neururer nicht zu betonen. Dass sich in dieser Situation ein Abwehrtalent wie Lukas Klostermann (18), mit dem man beim VfL fest gerechnet hatte, verweigert, schmerzt die Verantwortlichen.

Ärger um Lukas Klostermann

Klostermann, per Jugendvertrag noch bis 2015 an den VfL gebunden, hat die vom Klub gesetzte Frist mit Ablauf Juli verstreichen lassen - im Gegenzug haben die Bochumer ihr Angebot zurückgezogen, den Jugend- in einen Profivertrag umzuwandeln – allerdings nicht endgültig. Sportvorstand Christian Hochstätter: „Unsere Tür ist immer auf.“

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Die von der Gegenseite vorgeschlagenen Ablösemodalitäten im Fall eines vorzeitigen „Ausstiegs“ aus dem Vertrag, so Hochstätter, habe man nicht akzeptieren können. Heißt übersetzt: Die vorgeschlagene Ablösesumme empfindet man beim VfL als Frechheit und als Angriff auf die eigene, langjährige und kostenintensive Entwicklungsarbeit in der Jugendabteilung. Hochstätter weiter: „Wir haben alles versucht, den Spieler hier zu halten. Und wenn einer das Gegenteil behauptet, dann lügt er.“

Ein Stimmungskiller zur Unzeit.