Bochum. An diesem Sonntag kann der VfL Bochum den Aufstieg in die Bundesliga perfekt machen. Ein Punkt fehlt noch, es ist alles angerichtet.
Die Original-Meisterschale befindet sich schon mal in Bochum. Als Spitzenreiter der Zweiten Liga hat der VfL die Finger am weitesten danach ausgestreckt. Dementsprechend hat die Deutsche Fußball-Liga entschieden, und die 8,5 Kilo schwere Trophäe in der Revierstadt geparkt. Da aber auch Holstein Kiel oder Greuther Fürth am letzten Spieltag Bochum von der Spitze drängen können, gibt es dort eine Kopie. Für den Fall, den in Bochum niemand erleben möchte.
Vermutlich auch Ansgar Schwenken nicht. Das DFL-Präsidiumsmitglied soll die Meisterschale übergeben. Als langjähriges Vorstandsmitglied des VfL Bochum wäre er sicher gerne dabei, wenn der Klub nach elf Jahren zurück in die Bundesliga kehren würde. Schwenken war schließlich auch dabei, als der VfL 2010 aus der Bundesliga stürzte. Im menschenleeren Stadion könnte er an alter Wirkungsstätte den Aufstieg miterleben.
Ein Punkt reicht dem VfL Bochum zum Aufstieg
Die Zahlen sprechen jedenfalls für den VfL. Ein Unentschieden reicht schon, sogar eine Niederlage könnte sich Bochum erlauben, wenn Fürth nicht gegen Fortuna Düsseldorf oder Kiel nicht gegen den SV Darmstadt gewinnt. Mit einem Sieg bräuchte sich Schwenken aber auch keine Sorgen mehr machen, dass er die Meisterschale wieder mitnehmen muss.
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Es spielen aber auch eine Menge schwer greifbarer Faktoren mit bei diesem Saisonfinale. Der VfL hatte das Selbstvertrauen eines Klubs, der seit dem 23. Spieltag an der Tabellenspitze steht, obwohl er selbst damit gar nicht geplant hatte. Gegen Nürnberg zeigte der VfL dann Nerven und vergab den ersten Matchball. In Sandhausen gastiert nun ein Verein an der Castroper Straße, der ums Überleben in der Zweiten Liga kämpft. Während es für die Gegner von Kiel und Fürth nur noch um den Abschluss der Saison geht. Außerdem ist unklar, wie sich die Quarantäne auf die Mannschaft auswirkt. Die Spieler betonen zwar unisono die gute Stimmung, aber eine Woche auf ein bedeutsames Spiel im Hotel zu warten, kann die Psyche belasten. „Die Köpfe sind frei“, sagt Trainer Thomas Reis, der auf Sportpsychologen bei seiner Arbeit verzichtet: „Ich habe das schon ganz gut selber im Griff.“
Robert Tesche fehlt dem VfL Bochum gegen Sandhausen
Noch schwerer wiegt, dass gleich mehrere Stammspieler fehlen, die den VfL so erfolgreich durch die Saison getragen haben. Kapitän Anthony Losilla hat seine Gelbsperre zwar abgesessen, doch dafür fehlt sein Partner im defensiven Mittelfeld. Robert Tesche verpasst vier Tag vor seinem 34. Geburtstag gelbgesperrt das Spiel, das ihn erneut in die Bundesliga bringen könnte. Mitfiebern statt mitspielen werden außerdem Stammtorwart Manuel Riemann, Außenverteidiger Cristian Gamboa, Offensivspieler Danny Blum und der eigentliche Tesche-Ersatz Thomas Eisfeld. Für den 28-Jährigen, den Knie-Beschwerden plagen, wird es wohl so oder so kein Happy-End in Bochum geben, außer der VfL muss doch noch in die Relegation und Eisfeld käme noch einmal zum Einsatz. Sein auslaufender Vertrag soll nicht verlängert werden.
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Unter der Woche sagte Eisfeld dieser Redaktion: „Jetzt ist nicht die Zeit, um über Vertragsdetails zu sprechen. Jetzt gilt der Fokus einzig und allein dem Spiel gegen Sandhausen.“ Seine persönliche Bilanz fiel gemischt aus: „Ich habe gezeigt, dass ich, wenn ich reinkomme, der Mannschaft helfen möchte und helfen kann. Natürlich hätte ich mich über mehr Einsatzzeit gefreut, aber so ist es nun mal. Wir haben eine gute Mannschaft, der Teamspirit stimmt und trägt uns durch die Saison.“
VfL-Profi Raman Chibsah hat schon gegen Cristiano Ronaldo gespielt
Gegen Sandhausen wird Eisfeld seinem Verein nicht mehr helfen können, der Teamspirit soll aber den VfL über die letzten Meter zum Aufstieg schieben. „Egal, wer auflaufen wird, wir brennen“, sagte Trainer Thomas Reis. So könnte Raman Chibsah jetzt noch einmal entscheidend sein. Der viel gereiste Mittelfeldspieler hat in seiner langen Karriere schon gegen Cristiano Ronaldo gespielt. In Bochum kam er bislang nur zu zehn Einsätzen. Das Spiel gegen Sandhausen könnte auch für ihn das wichtigste der Saison werden.
Was wäre wenn? Diese drei Worte dürften den Fans des VfL Bochum den Schlaf am Wochenende rauben. Wenn Sandhausen alles reinwirft und der VfL durch die Ausfälle und der langen Corona-Saison geschwächt wirkt. Oder wenn der VfL trotz aller Ausfälle, trotz aller Nervenspiele kühlen Kopf bewahrt? Das Ergebnis ist enorm wichtig für den Verein, die Bewertung der Saison hängt aber nicht davon ab. „Ich gehe mit viel Vorfreude und Stolz in das Spiel. Wir haben bis jetzt alle Erwartungen übertroffen, die vor der Saison formuliert wurden“, sagte Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz. Ein beruhigender Gedanke. Für die Spieler und für Schwenken.