Bochum. Bochums Thomas Reis ist von der Mentalität des Teams überzeugt: „Die Köpfe werden frei sein“, sagt der Trainer. Ein Psychologe sei nicht nötig.

Bochum Vor der Saison 1995/96 holte Klaus Toppmöller, Bochums Jahrhundert-Trainer, Thomas Reis nach Bochum. 21 Jahre jung war der Verteidiger und Mittelfeldmann damals. Der VfL raste attraktiv durch die 2. Liga. Und Reis stieg zum ersten Mal mit seinem Klub, der ihn nie mehr loslassen sollte, in die Bundesliga auf. Zwei weitere Aufstiege folgten.

Ein Punkt reicht dem VfL Bochum zum Aufstieg

Heute ist Reis 47 Jahre alt. Sebastian Schindzielorz, 42, einst Mitspieler von Reis, holte ihn nach dem Aus von Robin Dutt im September 2019 zum VfL Bochum. Es ist seine erste Station als Cheftrainer eines Profiteams. Reis stabilisierte das Team, führte es zum Klassenerhalt – und in seiner ersten kompletten Saison als VfL-Trainer wieder gleich zum Aufstieg, mit attraktivem Fußball übrigens? Das ist das Ziel. Am Sonntag beim Heimspiel gegen den SV Sandhausen (15.30 Uhr/Sky). Ein Punkt reicht!

Fünf Ausfälle von Stammkräften muss der VfL aber verkraften: Manuel Riemann, Cristian Gamboa, Danny Blum, Robert Tesche, Thomas Eisfeld werden nicht dabei sein. Reis sagt: „Sandhausen kommt auch ohne seinen Kapitän.“ Beim SVS fehlt Rechtsverteidiger Dennis Diekmeier.

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Sandhausen kämpft noch um den Klassenerhalt, „das wird ein hartes Stück Arbeit“, sagt Reis. Zumal die schwache Auswärtsbilanz zumindest hier und da täuschen mag. In Fürth vor ein paar Wochen erst, beim Bochumer Konkurrenten, führte der SVS mit 2:1 dank des Ex-Wattenscheiders Daniel Keita-Ruel. Erst zwei späte Treffer drehten die Partie zugunsten der Franken.

Und: Es kommt jetzt auch auf die Breite an beim VfL. Denn so viele Ausfälle gab es ja noch nie in dieser Saison. „Dafür haben wir ja unseren starken Kader“, betont Trainer Reis. Alles andere als der Glaube an die eigene Kraft wäre ja auch fatal. „Alle werden brennen für unser großes Ziel.“

VfL Bochum: Losilla muss auf Tesche verzichten

So tickt auch Anthony Losilla aus, der Kapitän, der auf seinen langjährigen Partner Robert Tesche im Zentrum nun verzichten muss. Das bedauert er, natürlich, „wir verstehen uns auf dem Platz nahezu blind“. Aber, so Losilla: „Derjenige, der Robert ersetzt, wird sich richtig reinhauen.“

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Hinzu kommt aber: die erhöhte Drucksituation. Ein Scheitern auf der Zielgeraden wäre dann eben doch ein Scheitern, wenn der VfL die Relegation denn auch noch verlieren würde. Das weiß jeder, auch wenn es keiner laut sagt. Geht es also doch noch schief, kann das sein als zweitbestes Heimteam gegen die auswärtsschwächste Mannschaft?

Reis geht voran, auch: mental. Lust statt Muss, so war das Motto vor dem 5:1 gegen Regensburg. So oder so ähnlich kann er es erneut formulieren. Die ganze Saison über habe man keinen Psychologen in Anspruch genommen, das sei auch jetzt nicht nötig, betont der Trainer. „Die Köpfe werden frei sein. Ich bin überzeugt davon, dass wir unser Ziel erreichen.“

VfL Bochum kann die Saison am Sonntag krönen

Vor gut einem Jahr, bei den vorweg genommenen Abstiegsendspielen in Wiesbaden und in Dresden, da gab es richtigen, existenziellen Druck. Bochum gewann diese Partien mit 2:1, mit 1:0. Schlüsselsiege – auch noch mit Blick auf diese Saison.

Jetzt kann man diese Saison krönen. Reis spricht bewusst nur von „ein bisschen Druck, weil wir etwas Tolles erreichen können. Dieses bisschen Druck ist mir doch viel lieber, als wenn wir im Niemandsland der Tabelle wären und keinen Druck hätten.“

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Daran erinnert auch Sebastian Schindzielorz, der Sport-Geschäftsführer. Die Mannschaft habe die vor der Saison formulierten Erwartungen weit übertroffen. „Wir gehen mit viel Vorfreude und Stolz in das Spiel“, sagt er. „Wir wollen diese Leistung jetzt noch in einem Spiel bestätigen. Ich bin davon überzeugt, dass wir die Intensität und Qualität haben, um ein gutes Ergebnis zu holen.“

Dann würden im Ruhrstadion und um das Ruhrstadion herum am Sonntag gegen 17.20 Uhr alle Dämme brechen. Dann wäre der VfL Bochum nach elf Jahren zurück in der Bundesliga.