Bochum/Gelsenkirchen. Ilja Kaenzig, Bochumer Geschäftsführer, kennt den neuen Schalke-Trainer Thomas Reis aus VfL-Zeiten gut. Ab jetzt ist dessen Erfolg sein Nachteil.
An diesem Sonntag ist es soweit, dann wird es ernst für Thomas Reis. Der 49-Jährige wird dann erstmals als neuer Trainer des Bundesliga-Schlusslichts FC Schalke 04 an der Seitenlinie stehen. Zu Gast ist der Europa-League-Starter SC Freiburg, der am Donnerstag den Einzug ins Achtelfinale klar gemacht hatte, und als selbstbewusster Gegner aus den oberen Tabellenrängen nach Gelsenkirchen reist.
Trubel um Reis-Verpflichtung auf Schalke
Keine leichte Aufgabe für Thomas Reis. Zumal sein Start auf Schalke nicht gerade ruhig begann. Schon der Akt der Verpflichtung geriet zu einem zähen Ringen zwischen seinem Ex-Klub VfL Bochum und den klammen Königsblauen. Am Ende zahlte Reis sogar einen Teil der Ablösesumme selbst, was ihm nicht nur von den Klubverantwortlichen hoch angerechnet wurde. Als dann endlich alles in trockenen Tüchern war, war es jedoch nicht Rouven Schröder, der Reis in Gelsenkirchen zur Vertragsunterschrift am Donnerstag empfing, sondern Sportvorstand Peter Knäbel. Aufstiegsarchitekt Schröder war zuvor als Sportdirektor zurückgetreten - aus persönlichen Gründen.
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Der Trubel, der die Verpflichtung von Thomas Reis begleitete, war das eine. Als brisant wurde auch der Umstand empfunden, welche Vergangenheit der gebürtige Wertheimer hat. Schon als Spieler lief der ehemalige Defensivspezialist von 1995 bis 2003 für den VfL Bochum auf. Im Februar 2009 stieg er dann in der Nachwuchsabteilung des VfL ein, durchlief mehrere Stationen bei den Bochumern, ehe er 2019 Cheftrainer der Zweitliga-Mannschaft wurde. Unter ihm gelang die Bundesliga-Rückkehr und anschließend der Klassenerhalt. In all der Zeit betonte Reis stets, durch und durch Bochumer zu sein.
Thomas Reis - als Bochumer durch und durch auf Schalke?
Doch nach sechs Niederlagen zum Auftakt in die zweite Bundesligasaison war für Reis im September Schluss beim VfL. Dass er nun zum FC Schalke, zum Revierrivalen der Bochumer wechselt - zudem noch direkter Konkurrent im Abstiegskampf - wurde von einigen Fans im Netz beäugt.
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Doch Reis selbst betonte, dass es ihm ein Anliegen sei, weiter im Ruhrgebiet, der Region, in der er längst heimisch geworden ist, bleiben zu wollen. Aber ist er auch der Richtige für Schalke? Schließlich war er beim VfL in einer Krisensituation gescheitert, nun übernimmt er Schalke in einer vielleicht noch heikleren Situation.
Bochums Kaenzig lobt den neuen Schalke-Trainer Reis
"Thomas Reis ist wie geschaffen für Schalke in dieser Situation", sagte am Samstag Ilja Kaenzig, Sprecher der Geschäftsführung des VfL Bochum im WDR-Radio mit dem Zusatz: "Leider aus unserer Sicht." Für ihn sei sein ehemaliger Weggefährte "ein Ruhrgebietstrainer, einer, der schnell Potenziale abrufen kann".
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Kaenzig ist sich mit Blick auf den Bundesliga-Konkurrenten sicher: "Es wird leider einen Reis-Effekt geben bei Schalke." Kein böses Blut also zwischen dem 49-Jährigen und seinem Ex-Coach. Er wünsche Reis "persönlich alles Gute" und lobte: "Er hat bei uns einen Riesenjob gemacht. Aber ich denke natürlich zuerst an unseren Verein."
Am Sonntag werden Kritiker wie Fans sich einen ersten Eindruck vom Schalke-Trainer Thomas Reis machen können. Dann wird sich zeigen, ob bereits ein Reis-Effekt spürbar ist.