Gelsenkirchen. Was für ein Abschied: Im letzten Bundesliga-Heimspiel für mindestens ein Jahr besiegte Schalke 04 Eintracht Frankfurt mit 4:3 (1:1).

Es lag ein Hauch von Melancholie in der Luft: Zum letzten Mal für mindestens 15 Monate wurde in der Veltins-Arena Bundesliga-Fußball gespielt, und es regnete in Strömen – als würde der Himmel weinen. Der FC Schalke 04, seit Wochen feststehender Absteiger in die 2. Bundesliga, verabschiedete sich mit einem Wild-West-Spektakel. Die Königsblauen besiegten Eintracht Frankfurt dank hervorragender Leistung ihrer Talente mit 4:3 (1:1) und feierten ihren dritten Saisonsieg. 28 Kilometer weiter im Dortmunder Signal-Iduna-Park freuten sich die Fans des Erzrivalen BVB über die unerwartete Schützenhilfe.

Vor dem Anpfiff hatte – wie so oft in dieser Saison – alles gegen Schalke gesprochen. Trainer Dimitrios Grammozis musste abermals auf ein Dutzend Spieler verzichten – die Gründe waren vielfältig: Kapitän Sead Kolasinac brummte eine Gelb-Sperre ab, dazu gab es Verletzte, an Corona erkrankte und Profis in Quarantäne. Zwei Änderungen gab es in Schalkes Startelf: Für Kolasinac verteidigte Mehmet Can Aydin, im Sturm kehrte Mark Uth (nach Gelb-Sperre) für Matthew Hoppe (Bank) zurück.

Schalke-Stürmer Klaas-Jan Huntelaar scheitert zunächst vom Elfmeterpunkt, aber der Nachschuss sitzt. Es war das zwischenzeitliche 1:0 gegen Eintracht Frankfurt.
Schalke-Stürmer Klaas-Jan Huntelaar scheitert zunächst vom Elfmeterpunkt, aber der Nachschuss sitzt. Es war das zwischenzeitliche 1:0 gegen Eintracht Frankfurt. © dpa

Doch trotz aller Aussichtslosigkeit rissen sich die Schalker noch einmal zusammen und kämpften so, wie es eigentlich im Januar nötig gewesen wäre. Ein Beispiel: Aydin, der Rechtsverteidiger, schmiss sich mit ganzer Kraft in die Zweikämpfe mit Frankfurts starkem Linksaußen Filip Kostic – und das meist mit Erfolg.

Schalke: Huntelaar trifft im Nachschuss

Die Frankfurter waren feldüberlegen – doch die Bilanz an klaren Torchancen war ausgeglichen. Die erste hatten die Schalker: Nach einer gefühlvollen Flanke von Blendi Idrizi jagte Klaas-Jan Huntelaar den Ball volley ans Außennetz. Zwei Minuten später tauchte der Frankfurter Timothy Chandler frei vor Schalkes Torwart Ralf Fährmann auf – doch der konnte den Flachschuss mit dem Fuß parieren.

Vier Minuten später ging es wieder in die andere Richtung. Amine Harit drang nach einem schönen Dribbling in den Strafraum ein, wurde aber von Lucas Tuta gefoult – Elfmeter. Nach einer minutenlangen Video-Überprüfung, ob im Vorfeld des Fouls eine Abseitsposition vorgelegen hatte, blieb Schiedsrichter Sven Jablonski bei seiner Entscheidung. Huntelaar trat an, scheiterte mit einem nicht platzierten Schuss an Torwart Kevin Trapp, verwandelte aber den Nachschuss zum 1:0.

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Die Frankfurter wirkten schockiert, sie hatten weiter viel Ballbesitz, in Strafraumnähe waren sie aber zu behäbig. In der 25. Minute hätte Schalke bei einem Konter beinahe auf 2:0 erhöht – doch nach einem schönen Pass von Harit scheiterte Huntelaar wieder an Trapp.

Die Schalker hatten sich die Führung inzwischen verdient – doch in der 29. Minute folgte ein unverzeihlicher Schnitzer. Torwart Fährmann, zuvor erstklassig, flog an einer harmlosen Flanke von Amin Younes vorbei. Frankfurts Torjäger André Silva köpfte den Ball zum 1:1 ins leere Tor – sein 26. Saisontor war wohl das einfachste. Fährmann fing sich einen bösen Blick von Innenverteidiger Shkodran Mustafi ein.

Schalke-Legende Gerald Asamoah (l.) jubelt mit dem jungen Torschützen Blendi Idrizi.
Schalke-Legende Gerald Asamoah (l.) jubelt mit dem jungen Torschützen Blendi Idrizi. © AFP

Nach diesem Treffer wurden die Aktionen der Frankfurter zwingender: Evan Ndicka stand im Anschluss an eine Freistoßflanke in der 36. Minute frei, scheiterte mit einem Kopfball aber an Fährmann. Kurz vor der Pause köpfte Silva den Ball am Tor vorbei (45.). Es blieb beim 1:1 – ein gerechtes Ergebnis.

Die zweite Hälfte begann wie die erste geendet hatte – mit einer klar überlegenen Eintracht. Die äußeren Bedingungen wurden schlecht, es regnete nun in Strömen. In der 51. Minute kam die Eintracht zur fünften Ecke. Daichi Kamada brachte den Ball in die Mitte – dort stiegen der Frankfurter Ndicka sowie die Schalker Salif Sané und Florian Flick hoch. Von Sanés Kopf prallte der Ball ins Schalker Netz – Eigentor, 1:2. Und auf einen Rückstand folgte in den vergangenen Monaten sehr oft ein Einbruch.

Diesmal nicht. Und das lag an den Talenten im Kader. In der 53. Minute lief Blendi Idrizi nach einer Hacken-Vorlage von Huntelaar allein aufs Frankfurter Tor zu und erzielte eiskalt mit einem Flachschuss das 2:2. Idrizi schien das kaum zu fassen und umarmte nach seinem ersten Bundesliga-Tor Teammanager Gerald Asamoah. Die nun völlig konsternierten Frankfurter liefen sieben Minuten später noch einmal hinterher. Der eingewechselte Matthew Hoppe spielte den Ball in den Lauf von Florian Flick – und der traf ins lange Eck zum 3:2. Eine wundervolle Knappenschmiede-Co-Produktion. Der Torhunger der Talente war aber immer noch nicht gestillt. In der 64. Minute lief Hoppe allein aufs Frankfurter Tor zu und erhöhte auf 4:2. Drei Tore innerhalb von elf Minuten – unglaublich.

Doch direkt nach diesem Tor begann eine Schalker Abwehrschlacht. Nach vorn gelang nun nicht mehr viel, die Eintracht startete wütende Angriffe. Ab der 70. Minute flogen im Minutentakt Schüsse aufs Schalker Tor. Und es gab sehr viele Ecken – insgesamt zwölf für Frankfurt und eine für Schalke. Das 3:4 hatte sich schon früh abgezeichnet. Im Anschluss an eine Ecke kullerte der Ball durch den Fünfmeterraum. André Silva stocherte erfolgreicher als Shkodran Mustafi – und erzielte sein 27. Saisontor.

Doch so sehr sich die Frankfurter auch bemühten: Bis zum Schlusspfiff kamen sie an Schalkes engagierter Verteidigung nicht mehr vorbei. Schalke gewann 4:3 – und Trainer Grammozis feierte ganz besonders laut. Nun ist wahrscheinlicher geworden, dass er auch in der 2. Bundesliga bleiben darf.