Gelsenkirchen. Schalke 04 hat in Hoffenheim eine 2:0-Führung verspielt und mit 2:4 verloren. Trainer Dimitrios Grammozis konnte keinen Befreiungsschlag landen.
Eigentlich könnte der FC Schalke 04 die Bundesliga-Saison locker ausklingen lassen, sogar befreit aufspielen. Der Abstieg in die 2. Bundesliga steht seit zweieinhalb Wochen fest, die Planungen für die kommende Saison laufen auf Hochtouren. Eine Niederlage bei der TSG Hoffenheim war einkalkuliert. Doch bei aller Bedeutungslosigkeit des Ergebnisses: Wie das 2:4 (2:0) zustande kam, ärgerte Trainer Dimitrios Grammozis maßlos. Und deshalb reagierte er auch emotional.
45 Minuten lang hatte Schalke ordentlich gespielt und durch Tore von Mark Uth (13.) und Shkodran Mustafi (43.) sogar mit 2:0 geführt. Amine Harit (45.) hatte gar das dritte Tor auf dem Fuß, doch sein Volleyschuss strich knapp am Tor vorbei. „In der ersten Halbzeit ist unser Plan sehr gut aufgegangen. Wir waren sehr kompakt in der Abwehr und hatten unsere Ballgewinne, um Angriffe starten zu können. Schießt Amine das 3:0, wird es für die TSG noch schwerer“, resümierte Grammozis. Sein Team lief zwei Kilometer mehr als der Gegner – ein Schlüssel für das überraschende Zwischenergebnis.
TSG-Trainer Sebastian Hoeneß mit energischer Ansprache
Grammozis appellierte an seine Spieler in der Kabine, nun nicht nachzulassen. Ganz anders als die Hoffenheimer: Sie mussten befürchten, zum zweiten Mal in dieser Saison gegen die Lachnummer der Liga zu verlieren – und selbst zur Lachnummer zu werden. TSG-Trainer Sebastian Hoeneß wirkte mit einer energischen Pausen-Ansprache dagegen. „Es wurde schon ein bisschen lauter“, sagte Hoeneß und ergänzte ein wenig nüchtern: „Mein Eindruck war, dass wir einen Impuls brauchten, um noch die letzten Prozente herauszukitzeln.“
Und ein paar Prozente genügten, um Schalke in der zweiten Halbzeit abzuschießen. Innerhalb von 17 Minuten machten Andrej Kramaric (47.), Kevin Akpoguma (52.), Dominik Baumgartner (59.) und Ihlas Bebou (64.) mit ihren Toren aus einem 0:2-Rückstand eine 4:2-Führung. Drei Tore fielen nach Standardsituationen – Kramaric zirkelte einen Freistoß herrlich in den Winkel, Akpoguma und Baumgartner gewannen nach Kramaric-Vorlagen jeweils ein Kopfballduell im Strafraum gegen Klaas-Jan Huntelaar. Dass Schalke nach einem Gegentor einbricht und bei Standardsituationen patzt: oft vorgekommen in dieser Saison. In der Schlussphase hätte Hoffenheim locker noch mehr Tore erzielen können.
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Doch wie ist dieser schlimme Leistungseinbruch zu erklären? Grammozis war sauer auf das Team – und auch er sprach von Prozenten. „Diese Frage muss in erster Linie an die Spieler gehen. In der zweiten Halbzeit war von der Leistung der ersten nicht mehr viel zu sehen. Ein paar Prozentpunkte weniger an Griffigkeit genügen in der Bundesliga schon“, schimpfte er deutlich. Einzig U23-Spieler Florian Flick, der im defensiven Mittelfeld sein Bundesliga-Debüt gefeiert hatte, nahm er von der Kritik aus.
Und so fuhren die Schalker wieder mit einer Niederlage nach Hause – im 31. Saisonspiel war es Pleite Nummer 22. Inzwischen hat Schalke 80 Gegentore kassiert, vier fehlen noch zum Vereins-Negativrekord. Die Bilanz von Grammozis nach acht Spielen ist nicht beeindruckend: ein Sieg, ein Unentschieden, sechs Niederlagen. Das niederschmetternde Torverhältnis beträgt 4:19.
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Zahlen, die nicht dafür sprechen, dass Grammozis der richtige Mann für einen Neuaufbau im Sommer ist. Sportvorstand Peter Knäbel hat Grammozis mehrfach das Vertrauen ausgesprochen. Doch bleibt es dabei, sollten auch die verbleibenden drei Spiele verloren gehen? Er selbst sagte dazu nichts. „Die Frage können sie Peter Knäbel oder Rouven Schröder stellen. Ich gebe jeden Tag mein Bestes“, sagte Grammozis.
Der neue Sportdirektor Schröder beginnt am 1. Juni. Damit er nicht sofort mit einer Trainersuche beginnen muss, sollte Grammozis noch mindestens einen Sieg liefern. In Hoffenheim wäre das möglich gewesen.