Sinsheim. Schalke führte nach 45 Minuten bei der TSG Hoffenheim, doch den dritten Saisonsieg gab es nicht. Die Königsblauen verloren noch mit 2:4 (2:0).
Eine Halbzeit lang sah es so aus, als könnte der FC Schalke 04 im ersten Spiel nach dem besiegelten Abstieg in die 2. Bundesliga überraschen. Doch die Königsblauen brachten eine 2:0-Führung bei der TSG Hoffenheim nicht über die Zeit. Im Gegenteil: Sie gingen am Ende sogar noch mit 2:4 (2:0) unter. Es war ein Spiel wie so viele in dieser Saison: Schalke zeigte ordentliche Ansätze, brach aber nach einem Gegentor komplett zusammen und patzte vor allem bei Standardsituationen. So fielen drei der vier Gegentore.
Schalke-Trainer Dimitrios Grammozis hatte sein Team im Vergleich zur 0:1-Abstiegsniederlage in Bielefeld vor zweieinhalb Wochen auf fünf Positionen geändert. Benjamin Stambouli und Malick Thiaw fehlten gesperrt, Omar Mascarell und Mehmet Aydin wegen Verletzungen, Goncalo Paciencia saß auf der Bank. Für sie rückten Timo Becker, Bastian Oczipka, Alessandro Schöpf, Mark Uth und Florian Flick ins Team. Mittelfeldspieler Flick war aus der U23 aufgerückt – und bereits der 37. Spieler, den Schalke in dieser Saison einsetzte. Bundesliga-Rekord!
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Hoffenheims Trainer Sebastian Hoeneß hatte Schalke in seiner Spielvorbereitung als „unkalkulierbar“ bezeichnet. Selbst Grammozis war gespannt darauf, wie seine Profis nach dem Abstieg und den anschließenden gewalttätigen Attacken der Fans reagieren würden. Grammozis hatte eine Schaufenster-Aufstellung gewählt: Mark Uth, Suat Serdar und Amine Harit spielten, weil sie im Sommer hohe Ablösesummen generieren sollen.
Das Spiel nahm zunächst den erwarteten Verlauf. Hoffenheim war überlegen, hatte jede Menge Ballbesitz. Die Schalker bemühten sich nur darum, vernünftig zu verteidigen und gelegentlich gefährlich zu kontern. In der 13. Minute gelang das. Alessandro Schöpf und Suat Serdar spielten einen schönen Doppelpass, Serdar drang bis zur Hoffenheimer Grundlinie vor. Dann sah er den freistehenden Mark Uth in der Mitte – und der traf mit einem cleveren Linksschuss zum Führungstor. Es war ein wundervoll herauskombiniertes Tor. Das gelang selten in dieser Saison.
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Es war die erste gefährliche Strafraumszene des Spiels. Danach blieb der Spielverlauf wie vor dem Tor: Hoffenheim war drückend überlegen. Doch weder etliche Torschüsse noch fünf Ecken oder zwei Freistöße unmittelbar am Strafraum brachten Gefahr. Schalke-Torwart Ralf Fährmann bekam zwar viele Schüsse aufs Tor – doch alle flogen direkt in seine Arme, zum Beispiel von Robert Skov (18./20.), Christoph Baumgartner (26.) und Andrej Kramaric (27./43.). Die Schalker waren effektiver – sie nutzten auch ihre zweite Chance. Nach einem Eckball von Bastian Oczipka stiegt Shkodran Mustafi am höchsten und erhöhte auf 2:0 (43.). Eine Minute vor der Pause hätte Amine Harit beinahe die dritte Schalker Möglichkeit genutzt – doch sein Volleyschuss strich knapp am Hoffenheimer Tor vorbei.
Zur Pause schien die TSG zum Schalker Lieblingsgegner zu werden – schon das Hinspiel hatten die Königsblauen gewonnen. Es war der erste Erfolg nach einer Serie von 30 sieglosen Spielen in Folge. Und genau daran schien Hoeneß sein Team erinnert zu haben. Denn mit dem Anpfiff der zweiten Halbzeit spielte die TSG viel zielstrebiger – und sie begann ihre Aufholjagd schon nach zwei Minuten.
Schalke nach der Pausen in Hoffenheim desolat
Nach einem Foul von Mark Uth gab es Freistoß für die TSG aus 22 Metern Entfernung. Andrej Kramaric schnappte sich den Ball und schlenzte ihn über die Mauer zum 1:2 ins Netz (47.) – ein herrliches Tor, Fährmann war machtlos. Die Schalker brachen, wie so oft in dieser Saison, nach dem Gegentor komplett zusammen. Die Defensive harmonierte nicht mehr, die Offensivspieler bekamen den Ball nicht mehr vernünftig zugespielt. Und bei der TSG war jeder Schuss ein Treffer.
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Zunächst in der 52. Minute: Kevin Akpoguma gewann nach einer Ecke von Kramaric das Kopfballduell gegen Klaas-Jan Huntelaar – 2:2. Auch das 3:2 entstand nach einer Standardsituation: Kramaric flankte den Ball nach einem Freistoß in die Mitte des Schalker Strafraums – diesmal stieg Christoph Baumgartner am höchsten und traf. In der 64. Minute gelang Ihlas Bebou sogar das 4:2 – er hatte nach einem Querpass von Florian Grillitsch keine Mühe, Fährmann mit einem Flachschuss zu überwinden. Vier Gegentore in 17 Minuten – so etwas bekommt in dieser Bundesliga-Saison nur Schalke hin.
Bis zum Schlusspfiff hätte die TSG das Ergebnis sogar noch in die Höhe schrauben können. Sie war viel fitter als nun langsame, behäbige Schalker. Trainer Grammozis brüllte von der Seitenlinie beinahe unentwegt Anweisungen hinein, doch sie erreichten seine Spieler nicht mehr. Mit einem Sieg hätte Grammozis seinen Job für die kommende Saison sichern können. Nun musste er die dritte bittere Niederlage in Folge hinnehmen. Die Saison bleibt ein Schrecken ohne Ende.
So spielt Schalke in Hoffenheim:
Fährmann - Becker, Mustafi, Oczipka - Schöpf, Serdar, Flick, Kolasinac - Harit, Uth - Huntelaar.