München. . Mit einem 1:0-Sieg bei Eintracht Frankfurt hat der FC Bayern München so früh wie noch kein anderes Team in der Bundesliga-Geschichte den Titel geholt und auch sonst eine Menge Rekorde aufgestellt. Gefeiert wurde so, wie die Schale gesichert wurde - im Eiltempo.

Am Sonntag waren die Nachwirkungen der ersten Nacht als Meister wohl doch zu spüren. Ein bisschen müde müssen die Profis des FC Bayern schon gewesen sein, als sie auf dem Vereinsgelände eintrafen, um pünktlich um zehn Uhr bei der Spielanalyse zu sein.

Aus dem Flugzeug steigen nach dem 1:0 bei Eintracht Frankfurt, mit dem sie sich den 23. Meistertitel in der Vereinsgeschichte gesichert hatten, brav nach Hause fahren und sofort wieder an die nächsten Ziele denken – das war ihnen einfach nicht möglich gewesen. Nicht nach dieser Vorgeschichte mit all den Entbehrungen. Nicht nach der besonders schmerzhaften Vorsaison, als Borussia Dortmund erneut in der Meisterschaft triumphierte, sie im Finale des DFB-Pokals mit einem 5:2 demütigte und die Bayern zudem das Endspiel der Champions League dramatisch verloren.

Kleine Meisterparty

Sie haben sich nach der Rückkehr also doch noch zu einem Mannschaftsabend in der Münchner Innenstadt zusammengefunden und sich ein wenig zugeprostet. Allzu ausschweifend soll die kleine Meisterparty dem Vernehmen nach aber nicht geraten sein. „Ganz brav“ sei man gewesen, betonte Arjen Robben am Sonntag. Feierchen statt rauschender Titelparty.

Das galt bereits in Frankfurt, wo die Bayern ihren Erfolg ähnlich begangen hatten, wie sie in dieser Saison aufgetreten waren: im Eiltempo, aber betont sachlich. Bierduschen, Meister-T-Shirts und andere Folklore, die normalerweise zur Aufführung kommt, haben sie sich verkniffen. Ein kurzes Tänzchen, ein von den Spielern in die Luft geworfener Trainer Jupp Heynckes und ein paar Gesänge im Kabinentrakt – das war es dann auch schon. Die nächsten Ziele warten bereits. „Wir sind noch nicht am Ende“, stellte Kapitän Philipp Lahm korrekt fest.

Am Mittwoch nach Turin

Bereits am Mittwoch steht das Viertelfinal-Rückspiel der Champions League bei Juventus Turin an. Der 2:0-Vorsprung aus dem ersten Treffen soll dann zum Einzug ins Halbfinale genutzt werden. Denn nach der Meisterschaft soll nun auch der Gewinn der Champions League folgen. Den DFB-Pokal wollen die Münchner natürlich ebenso in ihre Vereinsvitrine stellen. „Jetzt müssen wir uns konzentrieren, um aus dieser Super-Saison eine Super-Super-Saison zu machen“, gab Präsident Uli Hoeneß in Auftrag.

Sportvorstand Matthias Sammer erinnerte natürlich auch rasch an die nächsten Aufgaben. Die Fragen seien doch: „Wollen wir alles oder nur ein bisschen?“ Oder: „Wollen wir mehr oder wollen wir nicht mehr? Also ich hätte ganz gern mehr“, sagte er. „Das ist der Unterschied zwischen Groß und ganz Groß.“ Sollte jetzt nichts mehr folgen, wäre die bisher so spektakuläre Saison doch mit einem Makel behaftet.

Dass in dieser Runde bisher aber der Gewinn der Meisterschale über allem stand, das war schon in Frankfurt zu spüren gewesen, wo Bastian Schweinsteiger mit seinem kunstvollen Hackentor in der 52. Minute das Tüpfelchen auf dem i in dieser Spielzeit der purzelnden Rekorde gesetzt hatte. Und zu vernehmen war auch, dass es vor allem der BVB war, der die Bayern angestachelt hatte. „Normalerweise ärgert man unseren Verein ja nur einmal. Dortmund hat das zweimal geschafft, dafür müssen wir wirklich Respekt zollen, das haben die super gemacht“, sagte Hoeneß, „aber unsere Antwort war natürlich eindeutig: 20 Punkte Abstand. Damit müssen sie jetzt leben.“

Heynckes musste 23 Jahre auf den Titel warten

Trainer Heynckes hat sich auch eher verhalten gefreut, obwohl doch alle Welt ihn nun feierte als Baumeister dieses Titels und obwohl er dieses Gefühl doch auch 23 Jahre missen musste. Die letzte Deutsche Meisterschaft feierte der Trainer Heynckes 1990 – mit dem FC Bayern, jenem Klub, den der 67-Jährige am Saisonende verlassen wird, obwohl er gerne noch ein Jahr dran gehängt hätte. Pep Guardiola wird seinen Job übernehmen.

Bis dahin haben die Bayern aber noch große Ziele, und deswegen bleibt zum Genießen des Meistertitels kaum Zeit. Das soll später folgen. „Es ist ein Moment, der sicher in einer Trainerlaufbahn oder Spielerlaufbahn später eine große Rolle spielt“, sagte Heynckes noch. Er lächelte. Ganz kurz.

Denn er weiß, auf ihn wartet Größeres, viel Größeres. Auch den Titel-Dreierpack hält er für möglich: „Ich traue der Mannschaft alles zu.“