München. Nach dem 2:0 gegen Juventus Turin herrschte Zufriedenheit bei den Bayern. Arjen Robben sprach allerdings aus, was sich angestaut hatte: „Ich war natürlich riesig enttäuscht, dass ich nicht von Anfang an gespielt habe“, sagte der Niederländer. Doch nun könnte er in die Startformation rücken.

Am Samstag hatte Arjen Robben noch trügerisch gelacht, obwohl er ahnte, dass es anders kommen würde. „Wenn ich Trainer wäre, dann wüsste ich, was ich Dienstag machen muss, dann würde ich mich aufstellen“, hatte der Niederländer nach dem 9:2 gegen den Hamburger SV gesagt, bei dem er neben Claudio Pizarro überragt hatte. Nun, nach dem 2:0 im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Juventus Turin, schüttete Robben offen sein Herz aus, obwohl er annehmen darf, dass sich seine persönliche Situation entscheidend verbessert hat. Der Kollege Toni Kroos wird wahrscheinlich bis zum Saisonende wegen eines Muskelbündelrisses im rechten Oberschenkel ausfallen. Robben könnte als bisher gefühlte Nummer zwölf im Kader in die Stammformation aufrücken.

Toni Kroos fällt lange aus

Doch nach Frohsinn war dem 29-Jährigen nun genauso wenig zu Mute wie Kroos, der auf Krücken aus der Arena gehumpelt war. Vor großem Publikum hatte Robben eben noch artig wie ein Musterschüler parliert, man habe sich durch die beiden Tore von David Alaba (1.) und Thomas Müller (63.) und durch einen insgesamt souveränen Auftritt eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel in Turin am kommenden Mittwoch geschaffen. „Aber die Erfahrung Arsenal lehrt uns, ruhig zu bleiben“, mahnte er. Nach einem 3:1 in London war es im Achtelfinal-Rückspiel durch eine 0:2-Niederlage noch einmal eng geworden.

Im kleinen Kreis auf einem Flur der Münchner Arena klang Robben später schon ganz anders. Es brach sich Bahn, was sich angestaut hatte. „Ich war natürlich riesig enttäuscht, dass ich nicht von Anfang an gespielt habe“, sagte er nun, „wenn du bei so einem Spiel ins Stadion kommst und weißt, dass du nicht spielst, ist das enttäuschend, vor allem nach so einem Spiel wie am Samstag.“ Das sei „schwierig und bitter“, und Trainer Jupp Heynckes habe ihm auch nicht erklärt, warum er ihn nicht aufgeboten habe. Aber es sei jetzt ganz wichtig, „dass es ruhig bleibt“, erklärte Robben weiter.

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Man hätte einige Akteure herausheben können nach dem disziplinierten Königsklassen-Auftritt, den Vorstand Karl-Heinz Rummenigge als „wahrscheinlich das beste Champions-League-Spiel dieser Saison“ einstufte. Angefangen bei Angreifer Mario Mandzukic, der als erster Verteidiger aufopferungsvoll jedem Ball nachgejagt und jeden Aufbauspieler angelaufen war, als habe er im Sauerstoffzelt übernachtet. Oder Thomas Müller, der für Kroos in die Mitte rückte und fortan mit ähnlicher Hingabe wie Mandzukic wesentlich dazu beitrug, dass Juves Architekt, Andrea Pirlo, zu einer Randfigur verkam.

Xherdan Shaqiri für Kroos?

Aber es war diesmal vor allem Robbens Spiel, nachdem er nach einer Viertelstunde für Kroos hereingekommen war. Nun schlug die Stunde des Solisten. Wie der Dribbler die Bälle und Gegner auf sich zog, wie er sie hielt und damit Raum und Zeit für die Kollegen schuf, das war genau das, was die Bayern gebraucht zu haben schienen. Denn nach Alabas abgefälschtem Flatterball zum 1:0 war es vor allem der Gast gewesen, der das Geschehen bestimmte. Dann aber kam Robben aufs Feld und beendete das Aufbegehren Juves. Welchen Wert er für Bayern haben kann, war diesmal eindrucksvoll zu besichtigen.

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Die Statik im Spiel würde sich mit ihm verändern, wieder mehr hin zu den Einzelkönnern Franck Ribéry und Robben auf den Flügeln. Mit allen Vor- und Nachteilen, der Defensivarbeit inklusive. Leicht ausrechenbar, das war in der Vergangenheit zudem der Vorwurf, seien die Bayern mit ihrer Flügelzange. Oder kommt es anders? Xherdan Shaqiri wurde ja auch als Ersatz für Kroos genannt. Oder gar Schweinsteiger, hinter dem im Rückspiel Luiz Gustavo und der dann nicht mehr gesperrte Javier Martínez die Defensivzentrale besetzen könnten? Robben wäre das wohl kaum zu vermitteln. Vor allem nach diesem Spiel.