Paderborn. . Das Sensationsteam SC Paderborn ist nur ein Sieg von der 1. Bundesliga entfernt. Manager Michael Born würde bei einem möglichen Aufstieg seiner Linie treu bleiben und weiter erst einmal kleine Brötchen backen. Ein Interview.
Herr Born, das Saisonziel von 40 Punkten hat der SC Paderborn schon eine Weile erheblich übertroffen...
Born: Das war erstmal unser Minimalziel, wobei wir schon sagen: Gegen den Abstieg zu spielen, ist uns zu wenig. Wir wollen mehr! Dieses Jahr ist es viel mehr geworden.
Wie erklären Sie sich diese starke Abweichung nach oben, die man vor der Saison scheinbar nicht für möglich hielt? Auch in der Winterpause hatte man im Verein nicht auf einen Aufstiegsplatz geschielt.
Born: Wir hatten einen neuen Trainer, viele neue Spieler, da müssen sich viele Dinge erst finden. Aber im Gegensatz zu vielen anderen, hatte ich bereits zu Beginn der Saison ein gutes Gefühl, weil wir auch da viele gute Spiele gemacht, aber uns nicht belohnt haben. 14 Punkte haben wir nach Führung hergegeben, aber man hat gesehen, dass es zwischen Trainer und Mannschaft passt und dass wir mit den Neuzugängen – großteils aus unteren Ligen – nicht viel falsch gemacht haben. Viele haben ein Riesenpotenzial, der ein oder andere hat etwas länger gebraucht, um sich an das höhere Niveau zu gewöhnen. Das Trainingslager im Winter war überragend, da hat die Mannschaft noch einmal mehr zueinander gefunden. Wir haben bewusst Wert auf den Teamspirit gelegt und viel zusammen unternommen. Dort haben wir noch einmal einen Riesenschritt gemacht und sind mit einem Auswärtssieg in Köln belohnt worden. Dann bekommen die Dinge eine gewisse Eigendynamik.
Das Kaderbudget rangiert im unteren Drittel der 2. Liga. In den letzten Jahren hat man bewiesen, Trainer und Spieler aus unteren Ligen erfolgreich scouten zu können. Wie ist der Verein scoutingtechnisch überhaupt aufgestellt?
Born: Gar nicht (lacht). Momentan ist es so, dass das Trainerteam und meine Person das abdecken. So schlecht sind wir damit nicht gefahren. Da ich seit 1996 im Amateur- und Profi-Fußballbereich tätig bin, habe ich ein ordentliches Netzwerk. Heutzutage kann man auch über Video viele Dinge abdecken in der Vorsichtung, ehe wir uns – ganz wichtig – live ein Bild vom Spieler machen.
Die Erfolgsquote war hoch in den letzten Jahren, nicht nur bei Spielern.
Born: Natürlich besuche ich persönlich viele Regionalliga-Spiele. Bei Roger Schmidt war es so, dass ich ihn als Spieler schon ewig kannte. Seine Frau war sechs, sieben Jahre meine Buchhalterin, als ich Geschäftsführer war. Persönlich kannten wir uns sehr gut, waren fast befreundet. Nachdem sich das bei Roger so schnell entwickelt hatte, guckt man schon, wo es für den Fall der Fälle entsprechende Trainer gibt und wo es passen könnte. Für uns ist es wichtig, dass der Trainer zu unserer Fußballphilosophie passt. Bei Andre Breitenreiter funktioniert das wirklich sehr, sehr gut.
Paderborns Präsident Finke hat den größten Anteil an der Entwicklung
Was würde so ein Aufstieg bei einem Verein wie Paderborn verändern?
Born: Wir haben schon immer gesagt, dass wir nicht in der Lage sind mit anderen Etats zu konkurrieren. In der 2. Liga ist es schon schwierig, in der 1. Liga nahezu unmöglich, mitzuhalten. Wir als Verein müssen gestärkt aus einer möglichen Erstliga-Saison herausgehen. Gestärkt heißt, dass wir unsere Erstverbindlichkeiten in Höhe von circa 3,6 Millionen Euro versuchen, komplett zu tilgen. Das heißt, dass unsere Infrastruktur verbessert werden muss. Unser einziger Trainingsplatz ist okay und in einem Top-Zustand mit neuem Rasen, aber generell ist das zu wenig. Mit einem Nachwuchsleistungszentrum müssen wir als Verein den nächsten Schritt machen. Da würden sechs Plätze im Bereich des Stadions mit Funktionsgebäude gebaut werden. Das befindet sich im Planungsstadium, da läuft derzeit die Offenlegung des Bebauungsplans. Dann müssen wir schauen, wie wir das finanziell gemeinsam mit der Stadt gestemmt bekommen. Aber eine Erstligazugehörigkeit würde das alles einfacher machen.
Über was für einen Zeitrahmen sprechen wir da?
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Born: Das kommt darauf an. Die Funktionsgebäude würden etwas länger brauchen, die Infrastruktur des Stadions wäre noch eine Weile länger nutzbar. Die Plätze sind natürlich relativ schnell erstellt. Auch die Profis würden dort unterkommen. Das soll die Vereinsheimat werden.
Würden sich andere Dinge bei einem Aufstieg ändern, beispielsweise die Transferphilosophie? Ergeben sich nicht Möglichkeiten, mal etwas größer zu denken?
Born: Wir haben natürlich Respekt vor der 1. Liga und werden versuchen, die ein oder andere Verstärkung zu holen, aber wir werden natürlich nicht unsere Philosophie auf den Kopf stellen! Vielleicht werden wir in anderen Regalen gucken. Damals mit Roger Schmidt hatten wir den Fall Kevin Kampl, mit dem wir vertraglich einig waren. Dann scheiterte ein Transfer daran, dass wir die 200.000 € Ablösesumme nicht investieren konnten. So eine Geschichte würden wir bei einem Aufstieg jedoch gestemmt bekommen.
Wie es aktuell aussieht, bleibt der Kader zusammen.
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Born: Mit Kachunga und Vrancic laufen die Gespräche. Da werden wir schauen, dass wir nach der Saison zeitnah eine Entscheidung hinbekommen.
Sind sie optimistisch?
Born: Ich denke schon, dass wir das hinbekommen werden.
Präsident Finke hat seinen Rückzug für 2015 angekündigt. Bedeutet das auch finanziell eine Veränderung für den Verein?
Born: Ach, ich glaube das noch nicht so richtig (lacht). Man muss ganz klar sagen, dass der Präsident den größten Anteil an der Entwicklung des Vereins hat. Ich denke, dass er gerade jetzt diese Zeit sehr genießt. Ich würde mir wünschen, dass er gerade auf Grund seiner Wichtigkeit dem Verein in so einer Phase erhalten bleibt. Als Sponsor wird er dem Verein mit Sicherheit erhalten bleiben. Aber ich hoffe, dass er dem Verein dann noch als Präsident erhalten bleibt.
Kann ein Aufstieg zu früh kommen?
Born: Nein. Auf Grund der wirtschaftlich positiven Wirkung auf den Verein, ist das eine tolle Geschichte. Ansonsten müssen wir weiter den Weg der kleinen Schritte gehen. Wir sind nicht Red Bull Leipzig oder Hoffenheim, die durch unglaublich hohe Investitionen mehrere Entwicklungsschritte überspringen können. Seit 1996 denke ich so, dass wir Schritt für Schritt gehen müssen. Das haben wir seitdem sehr erfolgreich gemacht. 2012 beendeten wir die Saison auf dem fünften Platz, jetzt ist das ein Höhepunkt. Mir kommt es eigentlich zu kurz, dass der Verein seit Jahren eine Topentwicklung nimmt.