Paderborn. .

In Ostwestfalen haben sich die Machtverhältnisse im Fußball kräftig verschoben. Nicht die früheren Bundesligisten Arminia Bielefeld oder Preußen Münster stehen im Fokus, sondern der noch recht junge Fusionsklub SC Paderborn 07. „Der Mannschaft ist alles zuzutrauen“, sagte Präsident Wilfried Finke. Der gesunde Optimismus des Klubchefs hat sich auf die Profis übertragen. „Wir wissen jetzt, was wir können“, meinte Mario Vrancic, der im zentralen Mittelfeld gemeinsam mit Marvin Bakalorz die Fäden zieht.

Bestes Rückrundenteam

Die Elf von André Breitenreiter hat sieben der vergangenen neun Spiele gewonnen, ist damit das beste Rückrundenteam und stellt mit 45 Treffern den stärksten Angriff der Liga. Zudem ist der SCP mit 24 Zählern aus zwölf Partien das beste Heimteam. Die letzte Niederlage im eigenen Stadion datiert vom 28. September 2013 gegen Union Berlin. Danach starteten die Akteure aus der 145 000-Einwohner-Stadt konsequent durch und klopfen nun tatsächlich als Außenseiter an das Tor zur Bundesliga.

Dieser Aufschwung hat viel mit Breitenreiter zu tun. Der 40 Jahre alte Ex-Profi, der vor Saisonbeginn vom Regionalligisten TSV Havelse an die Pader gekommen war, hat seine Schützlinge im Saisonverlauf konsequent weiterentwickelt. Die Mannschaft beherrscht seitdem mit dem 4-1-4-1, dem 4-2-3-1 und noch mit dem 4-2-2-2 drei taktische Systeme und schlägt daraus immer wieder Kapital. Allerdings hat der bis 2016 unter Vertrag stehende Coach nach Informationen der „Sport-Bild“ eine Ausstiegsklausel für den Fall, dass Paderborn nicht aufsteigt.

Die zu Saisonbeginn noch wacklige Abwehr um den neuen Kapitän Uwe Hünemeier steht jetzt auch deshalb stabil, weil alle Offensivleute gut gegen den Ball arbeiten. Die Laufleistung stimmt immer, das Umschaltspiel funktioniert und beinahe alle Spieler strahlen Torgefahr aus. Winter-Leihgabe Bakalorz aus Frankfurt eroberte sich sofort einen Stammplatz und hilft dem SCP mit seiner spielerischen Qualität weiter. „Wir sind gierig und wollen jetzt oben dran bleiben“, erklärt der 24-Jährige, der beim jüngsten 2:1-Heimerfolg über Dynamo Dresden auch sein erstes Tor für die Ostwestfalen geschossen hatte.

Mit dem Sieg über die Sachsen haben die Paderborner ihr primäres Saisonziel endgültig realisiert. „Jetzt haben wir 42 Punkte. Das ist der Klassenerhalt“, sagte der stets bescheiden auftretende Breitenreiter nach dem vierten Heimsieg in Serie.

„Wir genießen unsere Spiele“

„Wir haben den Vorteil, dass wir nie vom Aufstieg gesprochen haben und unsere Spiele deshalb genießen können“, erklärte der Cheftrainer, dessen Elf nach dem Auftritt beim Tabellensiebten Berlin bereits am Dienstag (25. März, 17.30 Uhr) den aktuellen Vierten FC St. Pauli zu Gast hat. „Das sind zwei richtungweisende Partien“, sagt Breitenreiter, der am Freitag in der Alten Försterei auch wieder auf den albanischen Nationalspieler Alban Meha setzt. Der Standardspezialist, der zuvor in überragender Form war, fehlte zuletzt wegen einer Grippe.