Paderborn. Märchen, Wunder, Sensation - die verblüffende Erfolgsgeschichte des SC Paderborn versetzt Fußball-Deutschland ins Staunen.
Der Provinzclub aus Ostwestfalen schickt sich an, für einen der ungewöhnlichsten Aufstiege der Bundesliga-Historie zu sorgen. Bei einem Heimsieg am Sonntag (15.30 Uhr) gegen den VfR Aalen wäre der Tabellenzweite am Ziel. Dabei galt noch vor der Saison der Klassenerhalt als vorrangiges Ziel. "Mit solch einem Etat ist noch nie ein Team in die Bundesliga aufgestiegen", sagte Manager Michael Born der "Süddeutschen Zeitung" mit Verweis auf die geringen Kosten für den Lizenzspielerbereich in Höhe von 6,2 Millionen Euro.
Erstaunlich souverän hielt das Team von Erfolgscoach André Breitenreiter am Sonntag der Nervenprobe stand und wahrte beim 2:0 in Aue seinen Zwei-Punkte-Vorsprung auf den Tabellendritten SpVgg Greuther Fürth. Das veranlasste alle Beteiligten, die Planung für eine etwaige Aufstiegsfeier zu intensivieren. Wird Paderborn der 53. Erstliga-Debütant, steigt am Sonntag im Anschluss an die Partie eine Party vor dem Rathaus. Dabei sollen sich die Profis in das Goldene Buch der Stadt eintragen.
Mit der Ruhe ist es bei dem seit Jahren vom Möbel-Unternehmer Wilfried Finke alimentierten Verein vorerst vorbei. Die Nachfrage nach Fanartikeln und das Medieninteresse sind groß wie nie. Zudem gehen derzeit täglich bis zu 300 Mitgliedsanträge ein.
Schon am Sonntag bekommt der SC einen Vorgeschmack auf die Bundesliga. Nur gut, dass sich viele Fans traditionell per Velo auf den Weg zu der nur 15 000 Zuschauer fassenden Benteler-Arena machen werden. Über 1900 Fahrradstellplätze passen in das Bild des beschaulichen Provinzclubs. Genau wie die von Anwohnern juristisch erkämpfte Vorgabe, wonach von 22 Uhr an rund um die 2008 eingeweihten Arena Ruhe einkehren muss. Für Freitagsspiele käme Paderborn demnach in der Bundesliga nicht infrage. Aus diesem Grund gab es in dieser Zweitliga-Saison auch keine Partien am Montag.
Nicht nur die Vorbereitungen auf die Aufstiegsfeier, sondern auch die Planungen für die kommende Saison laufen auf Hochtouren. "Wir haben, um den Ganzen eine Vision zu geben, mit 90 Prozent der Spieler auch Verträge für die erste Liga ausgehandelt", sagte Präsident Finke der "Sport Bild". Darüber hinaus sollen dem Vernehmen nach mindestens vier Profis mit Stammspieler-Potenzial verpflichtet werden. Große Sprünge beim Etat oder einen Ausbau des Stadions wird es jedoch zunächst nicht geben. Für das Bundesliga-Abenteuer ist ein Budget von 15 Millionen Euro vorgesehen. Ähnlich hoch war die Summe in dieser Saison beim Erstligaletzten Braunschweig.
Dass sportliche Erfolge auch eher unangenehme Begleiterscheinungen nach sich ziehen können, bekommt der SC derzeit zu spüren. Spekulationen zufolge ist die erst zu Saisonbeginn vom Viertligisten Havelse verpflichtete Trainerentdeckung Breitenreiter ins Visier namhafterer Vereine geraten. So wird er bei Eintracht Frankfurt als Nachfolger von Armin Veh gehandelt.
Es spricht für die gute Arbeit der Ostwestfalen, dass auch die Breitenreiter-Vorgänger Jos Luhukay und Roger Schmidt den Sprung in die Bundesliga geschafft haben. Der Niederländer Luhukay führte Aufsteiger Hertha BSC auf Rang zehn. Schmidt wechselt zur kommenden Saison aus Salzburg zu Bayer Leverkusen.