Paderborn. . Der SC Paderborn kann schon am Sonntag den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga schaffen – es wäre eine der größten Sensationen der jüngeren deutschen Fußballgeschichte. Die Zukunft von Trainer André Breitenreiter aber ist noch nicht ganz klar.
Die erste Kontaktaufnahme verläuft stotternd. Nur bruchstückhaft ist Michael Born zu verstehen, zwischendurch verschwindet die Stimme am anderen Ende der Leitung ganz – es klingt, als sei der Manager des SC Paderborn in tiefster Einöde mit reichlich Funklöchern unterwegs. Ist er auch, allerdings nicht rund um seinen Arbeitsplatz in Ostwestfalen, Born ist auf dem Weg nach Aue. Dorthin, wo schon am Sonntag (15.30 Uhr, live bei uns im Ticker) eine der größten Sensationen in der jüngeren deutschen Fußballgeschichte vollendet werden könnte – mit dem Aufstieg des SC Paderborn in die Bundesliga.
Wegen des provinziellen Flairs der Ostwestfalen – beim jüngsten Heimspiel gegen Sandhausen etwa pinselte ein Fan auf ein Transparent: „Bitte keine Relegation – wir haben Schützenfest“ – dürfte mancher, der unter nobleren nationalen Fußballadressen firmiert, die Nase rümpfen. Born ficht das nicht an. „Der SCP wäre eine Bereicherung für die Bundesliga“, erklärt der Manager, als er seinen Wagen an einem Ort mit gutem Handyempfang geparkt hat – „weil er ganz anders positioniert ist als viele etablierte Vereine“.
Auf 2700 Dauerkartenbesitzer kommt der Zweite der Zweiten Liga aktuell. Das 15 000 Zuschauer fassende Stadion, in dem laut Gerichtsurteil nach 22 Uhr keine Veranstaltung mehr stattfinden darf, liegt fern des Stadtzentrums an der A33, in direkter Nachbarschaft zum Möbelhaus von Präsident Wilfried Finke. Die klangvollsten Namen im gerne unterschätzten Profikader sind Mahir Saglik und Uwe Hünemeier. Und die deutlich erhöhten Einnahmen in der Bundesliga will der Verein mit dem bescheidenen Sechs-Millionen-Euro-Etat vorrangig zur Schuldenreduzierung und für den Bau eines Trainingszentrums nutzen.
Breitenreiter beschäftigt sich noch nicht mit der Bundesliga
Drei neue Spieler, findet Klubchef Finke, sollten im Oberhaus als Verstärkung reichen. Manager Born sagt dazu: „Ob wir im Fall der Fälle mit einem Etat von 12, 14 oder 18 Millionen Euro in die Bundesliga gehen – das wird uns nicht einen Punkt mehr bringen.“ Aufregend klingen diese Aussichten nicht, der zuständige Trainer aber gibt sich neutral. „Damit beschäftige ich mich noch nicht“, betont André Breitenreiter. Denn: „Wir haben noch zwei Spiele vor der Brust, die schwer genug sind.“
Zeitspiel gehört für den früheren Bundesligaprofi momentan zum täglichen Geschäft. Schließlich hat sich die erstaunliche Geschichte von ihm und seinen hungrigen, lern- und leistungswilligen Spielern längst im Land herumgesprochen. Neben Thorsten Fink gilt Breitenreiter als Mitfavorit auf die Nachfolge von Armin Veh bei Eintracht Frankfurt – wobei Michael Born dem Raunen in der Branche realistisch entgegentritt. „Uns ist schon klar, dass die Protagonisten bei so einem Erfolg begehrt sind“, erklärt er, verweist aber zugleich auf Breitenreiters Ende Januar bis 2016 verlängerten Vertrag. Darin soll – für den Fall eines Nicht-Aufstiegs – eine Ausstiegsklausel verankert sein, nach der der 40-Jährige den Klub gegen eine Ablösesumme von 500 000 Euro verlassen kann.
Breitenreiter: "Bin kein Wappenküsser"
Der Coach sagt, er fühle sich sehr wohl beim SCP, bekennt aber auch: „Ich bin kein Wappenküsser. Ich kann nicht versprechen, was in vier bis sechs Wochen ist. Dafür ist das Fußballgeschäft viel zu schnelllebig.“ In der 144 000-Einwohner-Stadt wissen sie das besonders gut. Schon die Fußballlehrer Jos Luhukay (über Gladbach und Augsburg nach Berlin) und Roger Schmidt (noch Salzburg, ab Sommer Leverkusen) haben den beschaulich-bescheidenen Standort als Trampolin hin zu größeren, wirtschaftlich potenteren Klubs genutzt.
Die meisten Vereine müssen ihre Trainer abfinden, der SCP dagegen verkauft sie. „Ich fixiere mich nicht auf Vereine, die schlechte oder nicht konkurrenzfähige Trainingsmöglichkeiten oder eine geringe Wirtschaftlichkeit besitzen“, erklärt Breitenreiter offen – und fügt hinzu: „Perspektivisch würde ich mich da gerne auch mal anders ausprobieren. Aber wann das der Fall ist, kann ich auch nicht sagen.“