München. Bayern München könnte sich am Samstag früher als je eine Mannschaft zuvor den Titel sichern. Wenn Borussia Dortmund in Stuttgart nicht gewinnt und München den HSV schlägt, liegt die Meisterschale im Osternest der Bayern. Feiern sollen und wollen die Profis des Rekordmeisters aber nicht.
Seit fast drei Jahren giert Bayern München schon nach der 23. Meisterschaft, und diesmal könnte der Weihnachtsmann entgegen der Hoeneß'schen Lehre doch der Osterhase sein. Doch selbst wenn Meister Lampe dem Fußball-Rekordmeister bereits am Ostersamstag und damit früher als je einem Meister in 50 Jahren Bundesliga die Schale ins Nest legt, will in München niemand feiern.
"Wir werden kurz zusammenkommen, dann nach Hause gehen und ab Sonntag nur noch an Juve denken. Es wird nicht mal ein Essen geben", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Die Schale, die ein Vertreter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) schon am 16. März samt DFB-Pokal beim Double-Sieger Borussia Dortmund abholte, ist bei den Bayern nur noch Randthema. Und das liegt weder an den 20 Punkten Vorsprung auf die Borussia noch an der Tatsache, dass auf dem Münchner Rathausbalkon, wo die Meisterfeiern traditionell stattfinden, derzeit Schnee liegt.
Hamburg vor der Brust, Turin im Kopf
Drei Tage nach dem Topspiel in der Bundesliga am Samstagabend (18.30 Uhr/live bei uns im Ticker) gegen den Hamburger SV spielt der FC Bayern im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Juventus Turin. "Wir wollen die Champions League gewinnen", sagte Präsident Uli Hoeneß, der in der Vergangenheit so oft betonte, dass Siege im Winter keine Rückschlüsse auf mögliche Feiern im Frühjahr zuließen ("der Weihnachtsmann ist nicht der Osterhase"). Europas Thron ist das größte Ziel der Bayern.
Wegen der Königslasse, erklärte Nationaltorhüter Manuel Neuer am Dienstagabend, "ist es für uns ist wichtig, dass wir gegen Hamburg das Spiel gewinnen und uns das nötige Selbstvertrauen holen". Die Meisterschaft als Durchgangsstation. "Der Fokus geht voll auf die Champions League", betonte Thomas Müller: "Wir können da wirklich was reißen. Da wir zweimal so knapp gescheitert sind (im Finale 2010 und 2012, d. Red.), ist der Wille sehr groß."
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Ein Scheitern in der Königsklasse gegen den taktisch cleveren italienischen Meister im Rückspiel am 10. April - und der Titel in der Bundesliga verkäme zum bloßen Trostpflaster. Müller will daran nicht denken. "Intern wurde bei uns alles kritisch angesprochen. Wir sind nicht blauäugig und denken, dass es mit links weiterläuft. Wir müssen wieder mehr tun", sagte er. Neben Sportdirektor Matthias Sammer ermahne Trainer Jupp Heynckes die Profis zur Disziplin. Heynckes sei "total fokussiert. Wenn er irgendwelche Schwingungen sieht, steuert er dagegen. Dann gibt es auch mal einen Anpfiff."
Wenn der BVB nicht gewinnt, hat Bayern Matchball
Noch vor dem Anpfiff - vom Schiedsrichter, nicht von Heynckes - wissen die Münchner am Samstagabend, ob es tatsächlich schon am 27. Spieltag mit dem Titel klappt. Gewinnt Dortmund am Nachmittag nicht beim VfB Stuttgart, reicht den Bayern angesichts der jetzt schon 20 Punkte Vorsprung ein Dreier zum Titelgewinn. Dann hätten sie ihren eigenen Rekord deutlich unterboten: 1973 und 2003 durften sie schon jeweils am 30. Spieltag feiern. Das früheste Meister-Datum ist der 18. April: In der Premieren-Saison der Bundesliga 1964 hatte der 1. FC Köln den Titel bereits drei Wochen nach Ostern sicher.
Der VfB hat bereits Schützenhilfe für München angekündigt. "Wir als Meistermacher - das wäre eine tolle Geschichte", sagte Torhüter Sven Ulreich. Die Schale bekämen die Bayern übrigens am 11. Mai bei ihrem letzten Bundesliga-Heimspiel gegen den FC Augsburg. Bis dahin ist der Rathausbalkon sicher geräumt - und Platz für den Osterhasen. (sid)