Leverkusen. Rekordmeister FC Bayern München rückt dem Meistertitel immer näher. Nach der 0:2-Pleite unter der Woche gegen den FC Arsenal siegten die Münchner am Samstagabend im Topspiel der Fußball-Bundesliga bei Bayer 04 Leverkusen mit 2:1 (1:0). Die Werkself muss nun weiter um die Champions-League-Ränge bangen.
Wie viele Bundesliga-Vereine würden gerne die Luxus-Probleme des FC Bayern München haben? Als „Dreck“ bezeichnete Vereins-Präsident Uli Hoeneß zuletzt die Spielweise seiner Mannschaft. Wohlgemerkt: Nach dem Einzug ins Viertelfinale der Champions League und acht Ligasiegen in Folge. Zumindest der 2:1 (1:0)-Duselsieg im Topspiel bei Bayer 04 Leverkusen dürfte Hoeneß am Samstagabend wieder etwas milder gestimmt haben. Denn durch Tore von Mario Gomez (37.) und Wollscheid (Eigentor, 87.) fügten die Münchner ihrer beeindruckenden Serie einen weiteren Erfolg hinzu und rückten damit der Meisterschaft einen weiteren Schritt näher. Daran konnte auch der zwischenzeitliche Ausgleich von Simon Rolfes (75.) und die starke kämpferische Leistung der Leverkusener in Halbzeit zwei nichts mehr ändern.
Bayern ohne Lahm, Ribery, Mandzukic und Müller
Schon am übernächsten Spieltag kann die Heynckes-Elf damit den Titel aus eigener Kraft klar machen. Da darf man wahrlich von Luxus-Problemen sprechen, zumal es sich die Bayern in Leverkusen einmal gönnten, ohne ihren Kapitän Lahm, ohne den angeschlagenen Ribery sowie ohne ihre gefährlichsten Offensivspieler Mandzukic (15 Tore) und Müller (12 Tore) aufzulaufen.
Die Werkself verpasste mit der zweiten Liga-Pleite in Folge derweil nicht nur den nächsten Coup gegen die Bayern, sie ließen auch die Chance ungenutzt, sich im Kampf um die Champions-League-Plätze bis auf neun Punkte vom Ligarivalen FC Schalke 04 zu distanzieren. Der Revierklub hatte am Nachmittag beim 0:3 in Nürnberg wichtige Punkte liegen lassen.
In der ausverkauften BayArena fehlte den Leverkusenern nach einer schwachen 1. Halbzeit vor allem offensiv die nötige Klasse zum erneuten Coup gegen die Bayern. Obwohl das Trainer-Duo Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski nach den negativen Schlagzeilen unter der Woche beinahe die beste Elf aufbieten konnte. Unter anderem kehrte Wollscheid nach seiner Gelbsperre gegen Mainz (0:1) zurück ins Abwehrzentrum. Zudem startete Sebastian Boenisch anstelle von Kadlec auf der Linksverteidiger-Position.
Spielmacher Schweinsteiger
Und das machte sich zunächst bezahlt: Denn Leverkusen stand anfangs sehr tief und setzte auf eine sichere Defensiv-Arbeit. Die Bayern, bei denen Schweinsteiger beachtlich die Rolle des Spielmachers auf der Zehner-Position übernahm, nahmen das Spiel zwar selbstbewusst in die Hand. Allerdings fanden sie in den ersten Minuten keine Mittel, um das Abwehrbollwerk der Leverkusener zu durchbrechen. Erst nach elf Minuten kam der Rekordmeister durch Shaqiri erstmals gefährlich vor den Bayer-Kasten.
Deutliche Probleme hatte die Werkself hingegen im Spiel nach vorne: Hier agierten die Hausherren viel zu verhalten. Der Respekt vor den Bayern war deutlich zu spüren. Zu deutlich. Immer weiter zogen sich die Gastgeber zurück. Die Münchner durften so in aller Ruhe ihr Spiel über die Außen aufbauen – und wurden dadurch von Minute zu Minute stärker. Beinahe im Minutentakt vergaben Schweinsteiger (21./25.) und Gomez (23.) gute Chancen. Kurz darauf war Torhüter Leno dann erstmals überwunden, aber Gonzalo Castro klärte den Kopfball von Bayern-Verteidiger Boateng auf der Linie.
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So dauerte es 36 Minuten, bis Bayer erstmals für echte Torgefahr sorgte. Boenisch zwang Manuel Neuer aus gut 20 Metern zu einer Glanzparade. Im direkten Gegenzug ließ Gomez die Bayer-Fans jedoch mit einem glanzvollen Treffer direkt verstummen. Im Alleingang setzte sich der Nationalstürmer gegen Carvajal, Boenisch und Leno durch – das hochverdiente 1:0 für den Rekordmeister.
Sams Einwechslung zeigt Wirkung
Zur 2. Halbzeit reagierte Bayer und brachte Sidney Sam für den schwachen Andre Schürrle. Ein Wechsel, der Wirkung zeigte. In der 54. Minute schoss Sam nur knapp über die Latte und setzte Teamkollege Kießling Sekunden später schön in Szene. Bayer investierte nun deutlich mehr in die Offensive, spielte mutiger, frecher – und drängte die Bayern so zeitweise in den eigenen Strafraum zurück.
Vor große Probleme stellte das den Rekordmeister dennoch nicht, weil Bayer zu oft im Spielaufbau über die eigenen Füße stolperte und den entscheidenden Pass zu unpräzise spielte. Die Bayern beschränkten sich deswegen darauf, das Nötigste zu machen. Sie verwalteten ihre knappe Führung ohne große Ambitionen, ein weiteres Tor nachzulegen.
Bezeichnend dafür war nach 70 Minuten die Auswechslung von Torschütze Gomez, der nun seinem Sturmkollegen Claudio Pizarro das Feld überließ. Auch Robben durfte sich zwei Minuten später schon einmal abduschen. Die Zeichen standen bereits klar auf Schongang. Und das sollte sich rächen. Nach einem Eckball stand Rolfes auf einmal völlig frei vor Manuel Neuer und musste den Ball nur noch einschieben (75.).
Eigentor bringt Bayern-Führung zurück
Bayer spürte nun neuen Rückenwind und versuchte es immer wieder nach vorne. Aber ein weiteres Tor sollte nicht gelingen. Als sich alle schon mit der Punkteteilung zufrieden geben wollten passierte dann das, was so oft gegen die Bayern passiert – ein spätes Gegentor. Ausgerechnet Verteidiger Wollscheid traf nach seinem Comeback kurz vor Schluss ins eigene Netz und brachte Bayer um einen verdienten Punkt.
Allerdings: Nach einer schwachen ersten Halbzeit darf sich Bayer auch nicht über diese Niederlage beschweren. Die Gegenwehr kam etwas zu spät. Der zweite Coup blieb aus.