Frankfurt. Bundestrainer Joachim Löw setzt in der Nationalmannschaft verstärkt auf die Profis von Bayern München, Borussia Dortmund und Real Madrid. Spieler von anderen Vereinen suchen dagegen ihren Platz und lassen sich nur unter dem Begriff “Optionen“ einordnen.

Kasachstan hat alles gegeben, um sich Wettbewerbsvorteile im Ringen mit dem Giganten zu verschaffen. Nur ein Zipfel der Landesfläche liegt in Europa, der Rest befindet sich in Asien und hat Nachbarn, deren Namen auf enge verwandtschaftliche Verhältnisse hindeuten: Kirgisistan, Turkmenistan, Usbekistan. Mehr als 4000 Flugkilometer und fünf Stunden Zeitverschiebung muss die deutsche Nationalmannschaft deshalb bewältigen, um am Freitag in Astana zur ersten Auseinandersetzung mit dem Weltranglisten-142. in der WM-Qualifikation antreten zu können. Um Punkt 24 Uhr nach örtlicher Rechnung. Und das auch noch auf Kunstrasen, auf „artificial ground, der uns beschäftigen sollte“, wie der Wahlengländer Per Mertesacker mahnte, weil es den Regeln des Anstandes entspricht, auch Fußballzwergen Respekt entgegen zu bringen.

Sechs Punkte aus zwei Spielen

Sechs Punkte, drei aus der Partie in der Fremde (19 Uhr deutscher Zeit, live in unserem Ticker) und drei aus der Partie am Dienstag gegen die Kasachen in Nürnberg (20.45 Uhr, live in unserem Ticker), sind aber dennoch fest eingeplant. Joachim Löw hat seine Zielvorstellung schon öffentlich kund getan. Und der Bundestrainer hat auch bereits darüber gesprochen, worauf er diese Stärke seiner Mannschaft zurückführt, die es erlaubt, nicht mehr nach alter Völler-Sitte jeden Gegner zum Monster zu erklären, sondern souverän Erfolgspflicht anzumelden: Er kann sich jetzt sogar aus den Spielerreihen von ZWEI europäischen Topteams bedienen. Aus den Reihen von Bayern München und Borussia Dortmund. Er kann die Blöcke zusammenfügen. Und er tut dies immer Platz füllender.

Vier Bayern und Dortmunder müssen verletzungs- und krankheitsbedingt auf die Reise verzichten. Holger Badstuber und Toni Kroos sowie Mats Hummels und Sven Bender. Sechs Bayern und vier Dortmunder sind bei der Vorbereitung in Frankfurt dennoch anwesend. Unter den zehn Akteuren, die nicht aus den Lagern der deutschen Übergrößen stammen, bilden die Real-Madrid-Artisten Mesut Özil und Sami Khedira einen exklusiven Miniblock. Die Königlichen sind die einzigen, die sich selbst bei optimalem Personalstand sicher sein können, der Nationalhymne auf dem Rasen lauschen zu dürfen. Alle anderen, die vereinzelten Block-Freien, die Leverkusener, Schalker, Hannoveraner, Hamburger, die Arsenal-Akteure Mertesacker und Podolski lassen sich aktuell nur noch unter dem Begriff „Optionen“ einordnen. Auch, wenn Löw es nicht so formuliert. Er empfindet den „Konkurrenzkampf“ der Bayern und der Dortmunder „fast auf Augenhöhe“ als Element zur Leistungssteigerung: „Ich glaube, dass das für die Entwicklung der Spieler gut ist – und für mich als Bundestrainer.“

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Vor allem nach der EM 2012 hat Löw deshalb versucht, den traditionell mächtigen roten Block mit dem schwarzgelben zu verkleben. Marcel Schmelzer und der gegen Kasachstan gesperrte Marco Reus haben sich auf der linken Seite etabliert. Badstuber würde in Astana mit Hummels die Defensivzentrale betreiben, wenn beide nicht krank geschrieben wären. Für andere Borussen werden noch Plätze gesucht. Mario Götze könnte einige Pöstchen übernehmen. Doch all diese Pöstchen sind durch Bayern, Madrilenen oder Vereinskollegen besetzt. Vielleicht wird der Bundestrainer ihn nun statt des leicht angeschlagenen Podolski als Reus-Ersatz auf der linken Offensivseite aufbieten. Vielleicht wird er ihm nun ein Mitternachtserlebnis im Auge des Sturmes verschaffen.

Mario Götze als Sturm-Option

Wie auch immer. Götze ist zu allem bereit und darüber hinaus für diese spezielle Aufgabe qualifiziert. Mertesacker, der ältere Kollege, kann zwar darauf verweisen, bei beiden Spielen, die das Ensemble bisher auf künstlichen Grund absolvierte, im Einsatz gewesen zu sein. Gegen die Russen und gegen die Kasachen wurde in der Qualifikation für die WM 2010 gewonnen. Aber Götze ist „ja noch nicht so weit weg von der Jugend. Da haben wir oft auf Kunstrasen gespielt“.