München. Die Haftstrafe von Bayern Münchens Fußball-Profi Breno könnte sich noch ändern. Seine Anwälte erwägen, in Berufung zu gehen. Ihm droht derzeit die Abschiebung nach Brasilien.
Was im Januar 2008 so vielversprechend begonnen hatte, endete am Mittwoch vorerst in der Münchner Justizvollzugsanstalt Stadelheim. Breno Vinicius Rodrigues Borges, genannt Breno, war vor viereinhalb Jahren als 18-Jähriger aus Brasilien ausgezogen, um die Fußball-Welt zu erobern - doch letztendlich scheiterte der junge Mann am hohen Druck, den großen Erwartungen und vor allem an sich selbst. Es ist eine klassische Tragödie. Breno muss nun für drei Jahre und neun Monate ins Gefängnis - wegen schwerer Brandstiftung.
Der FC Bayern München, der Breno für 12 Millionen Euro vom FC Sao Paulo verpflichtet hatte, drückte in einer ersten Stellungnahme sein Bedauern aus. Doch auch der Rekordmeister hatte es in den Jahren zuvor nicht geschafft, dass Breno mit seinem neuen Leben in Deutschland zurechtkommt, sich in dieser für ihn völlig fremden Welt zurechtfindet.
Breno - Schulabbrecher und der deutschen Sprache nicht mächtig
Er spricht bis heute die Sprache nicht, fühlt sich offenbar trotz der viel gerühmten 'Bayern-Familie' einsam und isoliert. Breno ist mit seinem Leben als Profi und Familienvater überfordert, hat private Sorgen. Er kämpft mit Depressionen, Übergewicht und einem Alkoholproblem, möglicherweise ist er sogar tablettensüchtig. Ein Gutachter attestiert eine 'eindimensionale Persönlichkeit'. Er habe nichts 'außer Familie und Fußball', sagt sein Anwalt Werner Leitner.
Glücklich ist der in Cruzeiro geborene Brasilianer, der die Schule ohne Abschluss abgebrochen hat, vor allem dann, wenn er Fußballspielen darf. Aber seine Karriere beim FC Bayern verläuft nicht gerade nach Wunsch. Er kann eigentlich nie die Hoffnungen, die der Rekordmeister in sein angebliches Ausnahme-Talent hatte, erfüllen. Nur in einigen Spielen beim 1. FC Nürnberg, zu dem Breno im Januar 2010 kurzfristig ausgeliehen worden war, deutete er an, was ihn ihm stecken könnte. Doch ein Kreuzbandriss stoppt ihn damals.
Breno warfen zahlreiche Verletzungen zurück
Es folgen mehrere verletzungsbedingte Rückschläge und Operationen. Vor der folgenschweren Nacht, in der Breno seine gemietete Luxusvilla in Grünwald in Brand steckte, erfährt er, dass er erneut am Knie operiert werden muss. Wieder war eine Chance dahin, sportlich Fuß zu fassen.
Längst steht Breno vor den Trümmern seine Karriere. Durch die Haftstrafe platzt nun auch sein geplanter Wechsel vom FC Bayern zu Lazio Rom. Was nach seiner verbüßten Strafe passieren wird, ist derzeit nicht abzusehen. Möglicherweise, so die Vorsitzende Richterin Rosi Datzmann, könnte Breno nach zweieinhalb Jahren in seine Heimat Brasilien abgeschoben werden.
Für den ehemaligen Münchner Stürmer-Star Giovane Elber, der Breno einst den Bayern empfohlen hatte, steht aber schon jetzt fest: 'Seine Karriere ist vorbei. Das ist eine Katastrophe.' Breno sei 'kein schlechter Junge. Das Gefängnis wird ihm nicht helfen. Der Junge ist krank, er hat Probleme. Er braucht Hilfe.' Die Bayern haben schon einmal angekündigt, Breno weiterhin unterstützen zu wollen. Präsident Uli Hoeneß ist bekannt dafür, ehemalige Spieler oder Angestellte des Vereins nicht fallen zu lassen.
Brenos Verteidiger erwägen, in Berufung zu gehen
Die Verteidigung prüft indes, gegen das Urteil des Landgerichts München I Berufung einzulegen. 'Es ist eine schwere Stunde für Breno, er ist sehr gefasst', sagte Brenos Verteidiger Werner Leitner, der sich offenbar keine Sorgen um seinen Mandanten macht: 'Ich denke, er ist stabil und wird die ersten schweren Tage überstehen. Das Leben geht weiter, in jeder Krise steckt eine Chance.'
Ob Breno das auch so sieht, bleibt abzuwarten. Vor Gericht äußerte er sich nur einmal - und das kurz vor der Urteilsverkündung am Mittwoch, als er sich 'für diese Nacht' entschuldigte, vor allem bei seiner Familie und Kindern, 'für die ich kein gutes Vorbild war. Ich bin ein Mensch, der an Gott glaubt, und ich danke ihm, dass er meine Familie geschützt hat.' (sid)