München. Im Prozess gegen Breno zeichnen die Zeugen das Bild eines verzweifelten, verstörten Mannes. Laut Manager nahm der FC-Bayern-Spieler einen Mix aus Schlafmitteln und Alkohol zu sich. Die Medikamente soll er vom Verein erhalten haben. Spielerfreund Rafinha beschreibt Breno als total verängstigt.
Im Prozess gegen den FC-Bayern-Spieler Breno Borges wegen schwerer Brandstiftung haben Zeugen die aufgelöste Verfassung des 22-Jährigen am Tatabend geschildert. Dabei wurden am Montag vor dem Landgericht München auch Einzelheiten über den Alkohol- und Medikamentenkonsum des Angeklagten bekannt. Spielerfreund Rafinha beschrieb Breno als "total verängstigt". Ein Polizist hatte den Eindruck, dass er selbstmordgefährdet war. Brenos damaliger Manager sagte aus, der Brasilianer sei "seltsam" gewesen, habe getrunken und Medikamente vom FC Bayern genommen.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Fußballprofi vor, im September 2011 in seiner Grünwalder Villa Feuer gelegt zu haben. Verletzt wurde dabei niemand.
FC-Bayern-Profi Rafinha sagte, er sei vor dem brennenden Haus auf den verängstigten Breno zugegangen: "Ich habe ihn umarmt." Vor dem Feuer habe er mit dem Angeklagten noch zu Mittag gegessen. Wegen einer anstehenden Knieoperation sei dieser "sehr traurig" gewesen. Am Abend habe er mit ihm auf das Oktoberfest gehen wollen. Breno sei dazu aber schon zu betrunken gewesen. "Er war kaputt", sagte Rafinha. Grundsätzlich habe der 22-Jährige aber "nicht exzessiv" getrunken.
"Jeder ist ein Freund von Breno"
Ob Breno Schlafmittel eingenommen hat, wisse er nicht. Von möglichen Eheproblemen wisse er ebenfalls nichts. Im Verein sei Breno sehr beliebt gewesen. "Jeder ist ein Freund von Breno im Club", sagte Rafinha. "Jeder mochte ihn, jeder mag ihn. Aber er war halt traurig" wegen seiner Verletzung. Breno spreche außerdem nicht viel. "Das ist seine Art. Er ist ein sehr ruhiger Typ."
Nach Angaben seines langjährigen Managers trank der 22 Jahre alte Angeklagte bis zum Abend viel Portwein und Whisky und nahm ein Schlafmittel vom FC Bayern, das er regelmäßig eingenommen habe. Die Spieler hätten "freien Zugang zu den Medikamenten" gehabt. Breno sei "seltsam geworden" an dem Abend. Der Angeklagte sei mit den Worten "Ich muss Rafinha schützen" oder "Rafinha wird verfolgt" immer wieder in Richtung des Hauses seines Spielerkollegen gelaufen. Es habe Momente gegeben, "in denen er neben sich stand". Einmal sei Breno sogar zum Fenster rausgesprungen.
Manager: Breno machte Tiergeräusche nach, als ob er besessen war
Der Manager berichtete von vereinzelten Aussetzern des Angeklagten nach Alkoholkonsum in der Vergangenheit. So habe er einmal Tiergeräusche nachgemacht, "als ob er besessen war" und "nicht mehr er selbst war". In der Brandnacht sei Breno aus dem Haus gerannt, möglicherweise mit einem Messer in der Hand. Der Manager betonte, dies sei "vielleicht nur ein Eindruck von mir" gewesen. Daraufhin habe er Brenos Frau und die drei Kinder in Sicherheit gebracht.
Der Manager sagte, er wisse nicht, aus welchem Grund die Stimmung sich an dem Abend verschlechtert habe. Er räumte ein, er habe vor einigen Jahren kurz eine "nicht-berufsmäßige Beziehung" zu Brenos heutiger Ehefrau gehabt. Breno habe aber schon lange vor seiner Hochzeit davon erfahren.
Ein Polizeibeamter gab an, er habe nicht ausgeschlossen, dass Breno "in irgendeiner Form an diesem Brand beteiligt ist". Der Brasilianer habe im Rettungswagen den Sanitätern drei Feuerzeuge übergeben mit dem Hinweis, sie wegzuwerfen. Eines davon war den Angaben zufolge "sehr stark verrußt". Zudem sei der halbnackte Breno "am ganzen Körper verrußt" gewesen.
Breno drohen 15 Jahre Haft
Ein weiterer Beamter sagte, der Brasilianer habe "verzweifelt gewirkt". Die Polizei habe auch Angst vor einem Suizid gehabt. "Er war sehr aufgewühlt, er hat viel geweint." Ein Polizist sagte, Brenos Atemalkohol sei für einen Profifußballer dieses Körperbaus "bemerkenswert" hoch gewesen. Dass der Spieler normal habe gehen können, spreche für "eine gewisse Gewöhnung an Alkohol".
Dem Brasilianer drohen bis zu 15 Jahren Gefängnis und das Ende seiner Karriere. Sein Vertrag mit dem FC Bayern München läuft Ende der Woche aus; ein Angebot vom Lazio Rom soll für den Fall eines Freispruchs vorliegen. (dapd)