Dortmund. Der BVB schafft gegen Leipzig einen Befreiungsschlag. Aber: Die grundlegenden Probleme der Dortmunder bestehen weiter. Ein Kommentar.

Weil im Fußball immer alles sehr schnell geht, hatte man sich am Samstagabend wieder ziemlich lieb in Dortmund: Die Fans der Borussia, die noch am Dienstag in Wolfsburg gepfiffen und geschimpft hatten, feierten die Mannschaft für den 2:1-Sieg gegen RB Leipzig. Da war viel Erleichterung zu spüren nach zuvor drei Niederlagen in Serie und einem Auftritt, den auch die wenigsten Anhänger dem BVB zugetraut hatten angesichts von gleich zehn fehlenden Spielern und zuvor äußerst dürftigen Leistungen. Gegen den Tabellenzweiten Leipzig aber gab es einen hochverdienten Sieg, der sogar höher hätte ausfallen müssen und der vor allem Trainer Nuri Sahin ein wenig Ruhe verschafft.

Alles wieder gut also bei der kriselnden Borussia? Natürlich nicht, ein einzelner Sieg ist noch lange keine dauerhafte Trendwende. Es bleiben ja viele der offenen Fragen erhalten, die drängendste: Warum ist diese Dortmunder Mannschaft eigentlich so eine Wundertüte, warum weiß man so selten, was man bekommt von diesem Kader, der ja im Unterhalt immer noch der zweitteuerste der Bundesliga ist?

Auf der Suche nach Antworten landet man schnell bei der Kadergröße. Die bleibt ein gewaltiges Problem, das sich am Samstag eher noch verschärfte: Wegen der vielen Ausfälle ging ein letztes Aufgebot auf dem Zahnfleisch durch diese Partie – was wenig überraschend einige weitere angeschlagene Spieler nach sich zog.

BVB hat für vier Positionen in der Abwehr nur sechs gelernte Spieler

Es bleibt ein Rätsel, warum der BVB mit derart schlankem Kader in eine Saison ging, die mit aufgeblähter Champions League und Klub-WM mehr Energie als jemals zuvor abverlangt. Auf einigen neuralgischen Positionen fällt das besonders auf: Es gibt nur sechs gelernte Kräfte für vier Positionen in der Abwehrkette, es gibt keinen zweiten echten Mittelstürmer als Ersatz für Serhou Guirassy.

Dieses Problem wird Dortmund weiter durch die Saison schleppen, auch wenn nun nach und nach genesene Spieler wieder zum Kader stoßen sollen. Das lässt zumindest zweifeln, dass am Samstag die grundlegende Trendwende gelungen ist. Zumal es nun darum gehen muss, sich mit dem verbleibenden Rest an einsatzfähigen Spielern durch die zwei Spiele bis zur Länderspielpause zu schleppen – und dabei nicht durch einen Stolperer gegen Sturm Graz in der Champions League oder Mainz 05 in der Bundesliga die gerade erst aufgehellte Stimmung gleich wieder schlagartig zu verdunkeln.