Dortmund. Der BVB benötigt im DFB-Pokal beim VfL Wolfsburg einen Sieg. Die Verletzenliste ist lang. Der kleine Kader rächt sich, aber bietet auch Chancen.
Nuri Sahin sagt: „Ich habe eine Liste dabei, die wird irgendwie immer länger“; und meint den Zettel, den der Trainer am Montagvormittag in der Hand hält, um alle Profis von Borussia Dortmund zu nennen, die körperliche Probleme haben. Karim Adeyemi, Julien Duranville, Giovanni Reyna, Yan Couto und Niklas Süle fehlen ohnehin, auch Julian Ryerson wird am Dienstag (20.45 Uhr/ARD und Sky) im DFB-Pokal beim VfL Wolfsburg mit ziemlicher Sicherheit ausfallen. Bei Marcel Sabitzer und Waldemar Anton zähle jede Sekunde, berichtet Sahin. „Es wird erst relativ nah am Anstoß klar sein, ob die beiden spielen können.“
Ausgerechnet in dieser Phase muss der BVB improvisieren.
Derzeit hängt der Ausrutscher in Augsburg (1:2) wie eine graue Wolkendecke über dem Klub, in der zweiten Pokalrunde in Wolfsburg geht es bereits darum, dass sich die immer lauter werdende Kritik nicht zu einem negativen Strudel entwickelt, der den Verein immer weiter hinunter reißt und so auch den Arbeitsplatz von Nuri Sahin, 36, gefährdet. Der Pokal erscheint derzeit wie die einzig realistische Titelchance in dieser Saison, in der Bundesliga stehen die Dortmunder nur auf Rang sieben, auf den Tabellenführer FC Bayern klafft bereits eine Sieben-Punkte-Lücke. Die Spitze ist davongelaufen.
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BVB-Trainer Nuri Sahin: „Wir werden da gemeinsam rauskommen“
„Ich weiß zu 100 Prozent, dass meine Jungs wollen. Das Gefühl habe ich bei dieser Mannschaft“, meint Nuri Sahin trotzdem. „Wir werden da gemeinsam rauskommen.“ Nur wie?
Es braucht einen Erfolg beim Ligakonkurrenten Wolfsburg, der nur auf Rang 14 in der Tabelle platziert ist und ebenfalls nicht zufrieden sein kann mit dem bisherigen Saisonverlaufen. Eigentlich reist der BVB daher als Favorit nach Niedersachsen, eigentlich verfügt Sahins Elf über deutlich mehr individuelle Klasse. In der Realität aber hat der Revierverein aus vier Bundesligapartien in der Ferne nur einen Punkt ergattert. Führungsspielern wie Julian Brandt, Nico Schlotterbeck und Emre Can fehlt es an Form, um mitzureißen. Dem noch unerfahrenen Sahin droht die Situation über den Kopf zu wachsen. Und da sich auf der Verletztenliste immer mehr Namen aneinanderreihen, kommt es jetzt auf Talente an, von denen niemand erwarten kann, dass sie angesichts der angespannten Situation sofort helfen können.
Almugera Kabar: BVB-Debüt und gleich Gelb-Rot
In Augsburg durften Linksverteidiger Almugera Kabar und Außenstürmer Cole Campbell, beide 18, debütieren. Kabar sah Gelb-Rot. Campbell zeigte zumindest, über was für ein Tempo er verfügt. „Es gibt idealere Szenarien, als in Augsburg sein Debüt zu feiern, wenn man 1:2 zurückliegt“, sagt Sahin. „Ich wünschte, dass alle fit wären und die Jungs bei ihrem Debüt komplett befreit aufspielen könnten. Das können sie jetzt auch, allerdings in einer etwas schwereren Position.“ Die weiteren Kandidaten für einen Einsatz: Innenverteidiger Filippo Mane, 19, und Mittelfeldspieler Kjell Wätjen, 18, der sich nach einem Hänger wieder steigert.
Im Sommer haben die Chefs von Borussia Dortmund den Kader bewusst kleingehalten, um Talenten das Gefühl zu geben, näher an den Profis dran zu sein. Dies rächt sich jetzt, wobei Sahin einwendet, dass ein Verein acht bis zehn Verletzte nicht einplanen könne. All die Verletzung seien unterschiedlich, ergänzt der Trainer, es gebe daher nicht den einen Grund, warum sie aufgetreten seien. Der medizinischen Abteilung könne er keinen Vorwurf machen.
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Der gebürtige Sauerländer hat selbst als großes Talent einst den Weg nach oben geschafft, nun kämpft er darum, noch eine Zukunft auf der Dortmunder Trainerbank haben zu können. Die Einwände gegen seine Arbeit nehmen zu. „Ich definiere mich in meinem Leben aber nicht darüber, dass ich Trainer bin. Berechtigte Kritik muss ich aushalten“, sagt der Ex-Profi. „Ich versuche, auf meine Gesundheit, meine Ernährung, meinen Schlaf zu achten. Und ich versuche ganz klar zu bleiben, weil ich überzeugt bin, dass wir erfolgreich sein werden.“
Ausgerechnet Ralph Hasenhüttl stärkt BVB-Trainer Nuri Sahin
Unterstützung erhält er ausgerechnet von Ralph Hasenhüttl, 57, Trainer des kommenden Gegners Wolfsburg. Sahin bringe vieles mit, um ein guter Trainer zu werden, meint Hasenhüttl. „Er hat den Hunger, er war ein großartiger Spieler. Wenn du ganz oben stehst auf dem Gipfel, dann bläst dir der Wind ein bisschen steifer ins Gesicht. Damit musst du erstmal umgehen können. Aber das ist nichts, was man nicht lernen kann. Deshalb glaube ich, dass er sich dort durchsetzen wird.“ Nett gesagt. Sollte Hasenhüttl mit Wolfsburg aber dafür sorgen, dass der BVB aus dem Pokal kracht, dann droht das Sahin-Projekt bereits früh zu scheitern.