Dortmund. Maximilian Beier soll den BVB-Sturm beleben. Einst wollte er aufhören. Hier beschreibt sein Jugendtrainer den speziellen Typen.
- Der BVB hat Maximilian Beier verpflichtet
- Borussia Dortmund zahlt für Beier knapp 30 Millionen Euro
- Sein Jugendtrainer Patrick Schrade beschreibt den neuen BVB-Stürmer
Auf dem Foto, das Borussia Dortmund am Montagabend veröffentlichte, lächelt Maximilian Beier verlegen; und man kann in ihm noch den Jugendlichen erkennen, der er damals war. Als er mit gepackten Koffern im Zug saß, von Heimweh zerfressen, Cottbus möglichst schnell verlassen wollte, aber noch diese eine Nummer wählte, nämlich die von Patrick Schrade.
Das Handynetz wackelte, Beier weinte, doch er sagte seinem damaligen Jugendtrainer, dass er es irgendwie schaffen möchte. „Ich habe mich ein bisschen um ihn gekümmert – auch in Zeiten, in denen es nicht so gut voranging und er mit der Situation, schon in jungen Jahren weg von zu Hause zu sein, erst einmal klarkommen musste“, erzählt Schrade dieser Redaktion. Heute arbeitet der 38-Jährige als Leiter des Nachwuchsscoutings von Hannover 96, damals war er bei Energie Cottbus angestellt. „Maxi ist speziell, er ist ein ganz besonderer Charakter.“ Gemeinsam entwickelten sie einen Plan, der es dem Talent erlaubte, häufiger zu seiner Familie in Brandenburg zu reisen, aber eben auch weiter daran zu arbeiten, Profi zu werden.
So blieb Beier in Cottbus, biss sich durch, wechselte 2018 zur TSG Hoffenheim, und nun, im Alter vom 21 Jahren, hat es der Jung-Nationalspieler bis zum großen BVB geschafft.
Beim BVB soll Maximilian Beier nun Niclas Füllkrug ersetzen
28,5 Millionen Euro zahlen die Dortmunder für den Fußballer mit dem kindlichen Gesicht, durch Bonuszahlungen wird die Ablösesumme auf knapp 30 Millionen Euro anwachsen. „Wir wollten unbedingt einen jungen Spieler mit außergewöhnlichem Potenzial für uns gewinnen, den wir mittelfristig auf ein internationales Top-Level entwickeln möchten“, sagt Geschäftsführer Lars Ricken. Im Ruhrgebiet soll Beier den 31-jährigen Niclas Füllkrug ersetzen, den es zu West Ham United gezogen hat.
„Er kann die Südtribüne verzaubern, das ist ein ganz toller Junge“, glaubt Patrick Schrade. „Der achtet nicht darauf, ob er mit dem größten Auto zum Training kommt oder ob er die teuersten Uhren trägt. Er will Spaß haben, er will Fußball spielen.“
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Beier selbst hat in seiner Hoffenheimer Zeit einmal erzählt, dass er früher sehr schüchtern gewesen sei. „Ich habe zum Beispiel im Supermarkt immer mit meiner Freundin diskutiert, wer von uns die Verkäuferin fragen soll, wo wir bestimmte Artikel finden.“ In Cottbus hätten ihn dann „die Distanz zu meinen Eltern und das Alleinsein extrem belastet. Es ging teilweise nicht mehr. Mir kamen Gedanken, mit dem Fußball aufzuhören.“
BVB-Zugang Maximilian Beier, ein „kleiner Thomas Müller“
Patrick Schrade aber überzeugte ihn, es weiter zu versuchen. „Ich habe ihn als meinen kleinen Thomas Müller bezeichnet“, erzählt er. „Manchmal hat er aus dem Nichts ein Tor gemacht.“ Trotzdem sei Beier damals ein dürrer Kerl gewesen (und ist es eigentlich immer noch). „Er war nicht so athletisch, hatte auch noch nicht das Tempo von heute, das hat sich dann erst entwickelt.“ Deswegen „ist er ein Beispiel dafür, dass wir im Nachwuchsbereich nicht immer dem ersten Eindruck trauen dürfen“.
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Und noch etwas zeigt sich an dem Werdegang des mittlerweile rasanten Angreifers, dass sich nämlich ein Umweg lohnen kann. 2021 ließ er sich von Hoffenheim aus für ein Jahr an den Zweitligisten Hannover 96 verleihen, hing anschließend noch eine weitere Spielzeit dran. In Niedersachsen reifte er, eroberte sich einen Stammplatz. „Dies war das beste, was er machen konnte“, meint Schrade und fügt an, dass er dies nicht nur sage, weil er mittlerweile selbst bei 96 arbeite.
2023 kehrte Maximilian Beier zurück nach Sinsheim und prägte nun den Angriff der TSG. An den Spieltagen zwei bis fünf erzielte er jeweils ein Tor, insgesamt sollten es 16 Saisontore werden. Der 1,83 Meter große Profi kann in der Spitze auflaufen, er kann etwas zurückgesetzt aufgestellt werden, er kann über die Außenbahn stürmen. Im Februar dieses Jahres spielte er die Defensive seines neuen Klubs schwindelig und traf beim 3:2-Sieg im Dortmunder Stadion zweimal. Die Folge: ein wütendes schwarz-gelbes Pfeifkonzert, so konnte Beier schon mal erleben, wie schnell die Stimmung bei dem Spitzenklub kippen kann.
Maximilian Beier beim BVB - am Samstag beginnt der DFB-Pokal
In diesem neuen Umfeld muss er jetzt bestehen. „Er zaubert Menschen ein Lächeln ins Gesicht“, berichtet Schrade. „Er hat einen Charmebolzen, er ist auch ein Scherzkeks. Er kann ankommen.“
Am Dienstag hat Beier das erste Mal mit seiner neuen Mannschaft trainiert. Am Samstag (18 Uhr/Sky) wird er im DFB-Pokal gegen den Regionalligisten Phönix Lübeck aller Voraussicht nach in den Kader hüpfen. Er sei stolz, sagt er, beim BVB zu sein. Ein Glück, dass er damals nicht mit dem Fußball aufgehört hat.