Frankfurt. Fußball-Zweitligist Eintracht Frankfurt setzt Krawall-Fans unter Druck. Der Verein will 50.000 Euro für Krebskranke spenden. Allerdings schrumpft die Summe bei jedem Fehlverhalten der Ultras. Kritiker sprechen von Zynismus.
Der Fußballverein Eintracht Frankfurt beschreitet ungewöhnliche Wege, um Krawall-Fans zu disziplinieren. Der Zweitligist will 50.000 Euro Spendengeld für die Deutsche Knochenmarkspenderkartei (DKMS) zurücklegen – allerdings unter einer Bedingung: Die Summe soll immer dann schrumpfen, wenn der DFB die Eintracht wegen rüpelhaften Fan-Verhaltens zu einer Geldstrafe verdonnert. „Wir haben schon mehrere Versuche gestartet, um die Ultras zu erreichen. Bisher hat nichts wirklich geholfen“, sagt Pressesprecher Carsten Knoop. „Jetzt nehmen wir diese Fans in die moralische Pflicht.“ Mit der Aktion solle ihnen vor Augen geführt werden, dass man mit dem Geld wesentlich Sinnvolleres anfangen könne.
In sozialen Netzwerken wie Facebook wird der Vorstoß der Frankfurter kontrovers diskutiert. In die Debatte hat sich auch der engagierte BVB-Fan Marc Quambusch eingeschaltet: „Der Verein benutzt Krebskranke, um von den Fans ein angemessenes Verhalten zu erzwingen. Das ist an Zynismus und Menschenverachtung kaum zu überbieten.“ Die Auseinandersetzung zwischen Fans und Verein etwa über Pyrotechnik sei notwendig, dürfe aber nicht gegen Menschenleben in Stellung gebracht werden. „Eine Spende sollte immer selbstlos sein“, mahnt Quambusch.
„Schlichtweg widerlich und unfassbar“
Der BVB-Fan hat einen gepfefferten Brief an Eintracht Frankfurt geschrieben. „Wollen Sie derjenige sein, der dann entscheidet, dass leider statt 50.000 nur 10.000 Euro überwiesen werden? Wie schafft man das, ohne sich schlecht zu fühlen?“, fragt er darin die Verantwortlichen.
Auch die „Ultras Frankfurt“ finden harte Worte für die Aktion. Es sei „schlichtweg widerlich und unfassbar überhaupt auf die Idee zu kommen, eine so ernste Sache wie die Bekämpfung von Leukämie für eigene Zwecke und die Interessen eines Fußballvereins instrumentalisieren zu wollen“, schimpfen sie auf ihrer Homepage. Der damit verbundene Appell, dass man sich der Wertigkeit solcher Geldbeträge besser bewusst werden solle, klinge aus dem Munde von Vertretern eines millionenschweren Unternehmens und aus einer Branche, in der regelmäßig mit Unsummen hantiert wird, wie Hohn.
Ganz anders sieht das die DKMS: „Wir freuen uns sehr über die Spende von Eintracht Frankfurt – 50.000 Euro sind 1000 neue Lebenschancen“, sagt Klaus Ludwiczak, Mitarbeiter der Pressestelle. Der Ansatz des Vereins sei durchaus nachahmenswert. „Und wenn wir mit dazu beitragen, dass der Dialog zwischen Ultras und Verein wieder angestoßen wird, dann retten wir nicht nur Leben, sondern helfen auch der Gesellschaft.“