Dortmund. Eine Spende in Höhe von 50.000 Euro für die DKMS - eine honorige Geste. Mag man meinen. Denn das Kleingedruckte unter der großzügigen Spende von Eintracht Frankfurt birgt einen infamen Erpressungsversuch. Ein Kommentar von Stefan Reinke.
Eintracht Frankfurt spendet 50.000 Euro an die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Zum Hintergrund: Die DKMS erfasst und katalogisiert Proben von möglichen Knochenmarkspendern. Ziel ist es, an Leukämie erkrankten Menschen mittels einer Knochenmarkspende zu helfen und das Leben zu retten. Eine gute Sache also. Was kann an einer Spende falsch sein?
Falsch ist der eigentliche Hintergedanke, der die Frankfurter hinter dieser vermeintlich selbstlosen Tat umtreibt. Denn der Betrag in Höhe von ursprünglich 50.000 Euro wird immer dann gekürzt, wenn sich die Fans der Eintracht daneben benehmen und der Verein vom DFB mit einer Geldstrafe bedacht wird. So sollen die Fans, allen voran die Ultras Frankfurt, zu einem Verzicht auf Pyrotechnik und Randale gebracht werden.
Fans diskutieren den Frankfurter Vorstoß kontrovers, hauptsächlich aber lehnen sie ihn ab. Mit Recht.
So verzweifelt kann doch nicht einmal Heribert Bruchhagen sein
Wie verzweifelt müssen die Eintracht-Bosse sein, wenn sie das Schicksal krebskranker Kinder benutzen, um ihre Fanszene zu disziplinieren? Was werden sie der DKMS sagen, wenn die 50.000-Euro-Spende um 5.000 oder 10.000 Euro gekürzt wird? "Bedankt euch bei unseren Fans"? Wie soll man das einem Kind erklären, das an Leukämie leidet? "Deine Chancen auf eine Knochenmarkspende sind gesunken, weil die Fans von Eintracht Frankfurt im Block gezündelt haben." Zynismus pur.
So verzweifelt kann doch nicht einmal Heribert Bruchhagen sein, der schon oft über die Verhältnisse in Frankfurt geklagt hat. In der Bundesliga sind Kollektivstrafen leider schon zum Alltag geworden. Vereine werden für das Verhalten von Fans bestraft. Alle Fans eines Vereins müssen für die Verfehlungen einer Minderheit Schikanen oder sogar Auswärts-Verbote hinnehmen. Bei all diesen Strafen trifft es immer auch die Schuldigen. Doch der Schritt, den die Eintracht jetzt plant, bestraft nur Unschuldige - kranke Kinder.
Ein Totschlagargument, das geradewegs ins Leere trifft
Die Eintracht sagt, sie wolle mit der Spende zeigen, dass mit dem Geld, das der Verein immer wieder für Strafen an den DFB zahlen muss, auch sinnvollere Dinge getan werden könnten. Ein Totschlagargument, das bei einem ambitionierten Fußballverein, der gerne wieder im Millionengeschäft Bundesliga mitmischen würde, in dem 50.000 Euro Peanuts sind, geradewegs ins Leere trifft.