Bochum. „Ich möchte mir nicht vorschreiben lassen, wie ich zu leben habe“, sagt Landwirt Achim Heinrichs. Was er sich von der nächsten Regierung wünscht.

Vier Menschen, vier verschiedene Lebenswelten: Wir haben Bürgerinnen und Bürger an Rhein und Ruhr gefragt, was sie kurz vor der Bundestagswahl bewegt. Achim Heinrichs arbeitet seit über 20 Jahren in seinem landwirtschaftlichen Betrieb „Hof Hindefeld“ in Bochum. Von der nächsten Bundesregierung wünscht sich der 48-Jährige etwa „mehr Bürokratieabbau und weniger Kämpfe mit Behörden“. Lesen Sie hier das Protokoll:

„Die Bauernproteste, an denen ich im letzten Jahr teilgenommen habe, waren nur der Tropfen auf den heißen Stein. Letztendlich geht es mir darum, dass wir Landwirte seit Jahren keine Wertschätzung von der Politik erhalten. Dafür sind vor allem die Spitzenpolitiker in Berlin viel zu wenig an unserer Lebenswelt dran. Und das nicht erst seit der Ampel-Regierung.

Bundestagswahl 2025: „Die Politik sollte vor einer Wahl mehr auf das Volk hören“

An der Ampel hat mich allerdings gestört, dass sie einem vorschreiben wollte, wie wir zu leben haben. Ich möchte mir zum Beispiel nicht sagen lassen, wie ich mein Haus heizen soll. Das muss sich mit der nächsten Regierung ändern. Insgesamt muss sich Politik grundlegend verändern, sonst haben wir in ein paar Jahren ein großes Extremistenproblem – sowohl von rechts als auch von links. Denn wenn Menschen mit der politischen Mitte unzufrieden sind, spielt das immer den extremen Rändern in die Karten.

Was bewegt Sie kurz vor der Wahl? Weitere Protokolle lesen Sie hier:

So sollte etwa vor einer Wahl mehr auf das Volk gehört und nach einer Wahl weniger politische Entscheidungen in Hinterzimmern getroffen werden. Außerdem sollte man Mehrheiten nicht nach Parteiprogramm oder politischen Ideologien bilden. Hier muss es mehr um Inhalt gehen. Wenn ich mir zum Beispiel die aktuelle Debatte um Migrationspolitik anschaue, dann habe ich den Eindruck, dass es nur noch um Gefühle und nicht mehr um die Sache selbst geht.

Bundestagswahl 2025: „Ich würde wieder an Bauernprotesten teilnehmen“

Auf meinen Beruf als Landwirt bezogen, erhoffe ich mir von der nächsten Regierung einen deutlichen Bürokratieabbau und weniger Kämpfe mit Behörden. Außerdem muss die Landwirtschaft vor Ort mehr gestärkt werden. Heimische Produkte sollten hier vernünftig beworben und der Verkauf gefördert werden.

Nach den Protesten im letzten Jahr hat sich glücklicherweise schon etwas bewegt. Zuerst sollte die Kfz-Steuerbefreiung für uns Landwirte gestrichen werden. Das wurde aufgehoben. Außerdem wollte man die Rückvergütung für Agrardiesel streichen. Das wird jetzt zumindest nicht mehr in einem Schritt, sondern innerhalb der nächsten Jahre vollzogen.

Trotzdem ist unsere Branche nach wie vor bedroht. Vor 20 Jahren habe ich mir noch keine Sorgen um die Landwirtschaft gemacht, denn gegessen wird ja schließlich immer. Heute fehlt es oft an politischer Wertschätzung und jungen Menschen, die sich für den Beruf begeistern. Wenn die nächste Bundesregierung sich nicht für uns einsetzt, werde ich wieder auf die Straße gehen.“

Die Bundestagswahl in NRW: Hier gibt es weitere Informationen