Beaumaris. . Nach ihrer Hochzeit werden Prinz William und Kate Middleton auf Anglesey, einer Insel in der Irischen See, ihren Hauptwohnsitz nehmen. Bisher kommen nur wenige Touristen hierher. Nun träumt die Insel von internationalem Ruhm.
Auf Anglesey leben 68.000 Menschen und etwa gleich viele Schafe. Die Insel ganz im Norden von Wales hat für Touristen wenig zu bieten, bis auf wildes, windgepeitschtes Heidekraut, zerklüftete Küsten und das Dorf mit dem längsten Namen Großbritanniens: LLanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch. Doch nun träumt das Eiland in der Irischen See vom großen internationalem Ruhm. Schließlich nehmen Prinz William und seine Frau Kate Middleton nach ihrer Hochzeit dort ihren ersten offiziellen Wohnsitz.
Der 28-jährige William, zweiter in der Thronfolge nach seinem Vater Prinz Charles, ist seit Ende 2010 bei der Royal Air Force auf der Insel als Rettungspilot stationiert. Mit ihm kamen die Journalisten und Touristen nach Ynis Mon, wie die Insel im walisischen Original heißt. "Es ist verrückt", sagt David Robertson, Wirt des Gasthauses "Ye Olde Bulls Head Inn" in der Stadt Beaumaris: "CNN, NBC, ABC, die Japaner, die Australier. Die Auswirkungen waren gewaltig."
20 Prozent mehr Urlauber
Jane Blakey, Vorsitzende des Tourismusverbandes, pflichtet ihm bei: Die Stationierung des Prinzen habe "die Insel vielen Menschen erschlossen" und die Zahl der Urlauberankünfte um 20 Prozent ansteigen lassen. James Stevenson vom Wassersport-Anbieter Adventure Elements freut sich über fast ein Drittel mehr Besucher auf seiner Website. "Das Geschäft brummt", sagt er. "Das hat uns im weltweiten Tourismus Geltung verschafft."
Auch Landrat Selwyn Williams prophezeit eine weitere Belebung der Tourismusindustrie, "dem zweitgrößten Arbeitgeber von Anglesey": "Wir sind jetzt eine königliche Insel", frohlockt er. 2009 besuchten 1,4 Millionen Touristen den Außenposten im Meer und gaben dort umgerechnet 245 Millionen Euros aus, jetzt sollen es wesentlich mehr werden, hofft Williams.
Für das ländlich geprägte Anglesey ist die königliche Präsenz ein Geschenk des Himmels - vor allem, nachdem die große Aluminiumfabrik geschlossen wurde. Nun ist eine Tour im Gespräch, die Touristen an die Lieblingsorte von William und Kate führen soll. "Das ist eine gute Idee", findet Williams. Schließlich gebe es auch in Kates Heimat nahe London ein solches Angebot. Nicht jeder ist seiner Meinung.
Privatsphäre respektieren
Viele Insulaner sind der Ansicht, das junge Paar sollte in Ruhe gelassen werden. So sagt etwa Tourismus-Verbandschefin Blakey: "Dass der Prinz auf die Insel gekommen ist, war ein Geschenk für uns, und wir revanchieren uns dafür, indem wir seine Privatsphäre respektieren." Für den öffentlichkeitsscheuen William sind das gute Nachrichten. Das Schicksal seiner Mutter Diana, die durch ihre Ehe mit Prinz Charles einem beispiellosen Medienrummel ausgesetzt war, soll sich nicht wiederholen. "Wir werden in Ruhe gelassen, das ist gut", sagte er Anfang April, als seine Großmutter, Königin Elizabeth II., seinen Luftwaffenstützpunkt RAF Valley besuchte.
Und tatsächlich scheinen weite Teile von Anglesey ein Schweigegelübde abgelegt zu haben, was die royalen Nachbarn angeht. "Kein Kommentar", sagt Adrienne Owen vom "White Eagle Pub" nahe des Stützpunktes auf die Frage, ob das Prinzenpaar zu ihren Stammgästen zählt. Auch in einem Dorf im Südosten der Insel, wo der Prinz ein Haus an der Küste gemietet hat, reagiert ein Passant auf Fragen eher frostig. "Ich weiß, wo er wohnt, aber ich sage es Ihnen nicht. " Gesichtet wurde William am Imbiss-Wohnwagen "The Flaming Grill" nahe des Stützpunktes. "Er war vor einem Jahr hier", sagt Alison Williams. Einmal habe er bei ihr Eier mit Speck gegessen. "Ich habe ihn aber nicht erkannt. Hab' es erst im Nachhinein realisiert." (AFP)