London. .

Bei Außenterminen trägt die Chefin Hut oder Krone, die Konzernzentrale hat 450 historische Büroräume vorzuweisen: Trotzdem sieht die Realität für Queen Elizabeth II nüchtern aus: Ihr Taschengeld bekommt sie vom Finanzminister.

Die Chefin trägt bei Außenterminen Hut oder Krone, je nachdem, was die Kunden erwarten. Innendienst verrichtet sie in der Konzernzentrale, einem echten Palast, wo täglich an Glamour, Stabilität, Kontakten und einem guten Landesruf gewerkelt wird. Doch nicht allein die Produktpalette macht die britischen Royals zu einem ganz besonderen Traditionsunternehmen.

Kronjuwelen, Ländereien, kostbare Gemälde und 450 historische Büroräume mitten London - mit der Queen würden viele Vorstandsvorsitzende gerne tauschen. Die Realität sieht allerdings nüchterner aus, als es der Pomp vermuten lässt: Die Diamanten, der Buckingham Palast und seine millionenschwere Kunstsammlung gehört der Krone, also ihrem Amt. Nur die Landpaläste Balmoral und Sandringham darf die Königin ihr eigen nennen.

Mehr noch: Alle Profite aus königlichen Ländereien, die ihre Vorgänger einst verprassen durften, gehen seit 1760 an die Regierung und damit den Steuerzahler. Jährlich rund 246 Millionen Euro hat Elizabeths Portfolio, das der „Crown Estate“ treuhänderisch verwaltet, zuletzt für Großbritannien erwirtschaftet. Von Rinderhöfen und Lachsfischereien in Schottland, Steinbrüchen in Dorset bis hin zu Immobilien auf der Londoner Nobelmeile Regent Street reichen die Güter. Da der Krone die zwölf Seemeilen rund um die Küste der Insel gehören, lassen auch Windparks mittlerweile die Kasse vom „Crown Estate“ klingeln.

Vom Finanzminister bekommt die Queen ein „Taschengeld“

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Im Gegenzug erhält die Queen vom Finanzminister ein „Taschengeld“ und Zuschüsse, aus denen sie ihre Aufgabe als repräsentatives Staatsoberhaupt finanziert. Mit 45 Millionen Euro im Jahr muss sie haushalten - das macht pro Untertan günstige 72 Cent Steuern. Doch in der Wirtschaftskrise wird um jeden Posten bitter gestritten: 70.000 Euro geben die Palastsekretäre bei Staatsempfängen für Weine aus, 165.000 Euro für Briefpapier. Die Kutschen im königlichen Fuhrpark schlagen mit weiteren 138.000 Euro zu Buche. Der teuerste Posten allerdings sind die Löhne, wobei die Monarchin kaum mehr als den Mindestlohn zahlt. 16.600 Euro Jahresgehalt verdient eine Spülkraft. Nicht einmal der Glanz der königlichen Küche wird helfen, mit einem solch mageren Salär in der Hauptstadt auszukommen.

Die Liquiditätsprobleme sind mittlerweile an allen Ecken zu spüren: Am Buckingham Palast bröckelt die Fassade, die traditionelle Weihnachtsfeier für ihre tausend Mitarbeiter hat die Queen vergangenes Jahr ausfallen lassen. Erst 2013 wird die peinliche Notlage, in die sie Schatzkanzler George Osborne durch seine Budgetierung zwingt, behoben. Dann soll Elizabeth 15 Prozent der Profite vom „Crown Estate“ erhalten - ein sattes Plus, wenn die Prognosen sich bewahrheiten.

Mit 480 Millionen Euro ist die Queen nur mittelmäßig vermögend

Nur Reisekosten und Spesen werden erstattet

Prinz Charles bekommt vom Parlament zwar Reisekosten und Spesen für öffentliche Auftritte erstattet, muss seinen Lebensunterhalt allerdings selbst bestreiten. Ihm gehören alle Nettoeinnahmen des Herzogtums Cornwall - immerhin 21,8 Millionen Euro im Jahr 2008. Auch mit Bioprodukten der Ländereien in Cornwall macht Charles Kasse: Unter dem Label „Duchy Originals“ verkauft der Thronfolger Honig, Plätzchen und Marmeladen. Seine meiste Arbeitszeit widmet er den über 20 Hilfsorganisationen, die sich unter seinem Wappen um arbeitslose Jugendliche, Umweltschutz und Künstler kümmern. 140 Millionen Euro Spendengelder wirbt er pro Jahr im Schnitt für diese Stiftungen ein.

Für die Monarchin könnte das einer ihrer letzten Siege im ewigen Ringen mit gewählten Volksvertretern sein. Nächstes Jahr feiert sie ihr 60. Dienstjubiläum und muss wie alle Seniorchefs überlegen, wann sie in der „Firma“ den Generationswechsel einläutet. Das Stellenprofil verlangt zwar einen Monarchen „auf Lebenszeit“, doch der 84-Jährigen würde es niemand übelnehmen, wenn sie sich fortan aufs Rosenzüchten konzentrieren würde.

Auch als Privatperson, zu der sie nach ihrem Abdanken wieder werden würde, zählt Elizabeth nur zu den mittelmäßig Vermögenden. Auf 480 Millionen Euro wird ihr eigenes Guthaben geschätzt, was sie laut „Forbes“ auf einen hinteren Platz 12 der weltweiten Royals landen lässt. Damit hat ihre Vermögensverwaltung, die unter dem Namen „Duchy of Lancaster“ fungiert, wesentlich weniger zu tun als viele, sehr viel reichere Konzernchefs. Einkommens- und Kapitalertragssteuer zahlt sie übrigens freiwillig.