Düsseldorf. Mit Blick auf steigende Infektionszahlen schwindet im Gastgewerbe die Zuversicht, bald öffnen zu können. Dehoga-Sprecher fordert Entschädigungen.
Mit Blick auf steigende Infektionszahlen schwindet im Gastgewerbe die Zuversicht, bald wieder öffnen zu können. Man hoffe zwar darauf, im Rahmen von Modellregionen wieder Gäste empfangen zu dürfen, sagte Thorsten Hellwig vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband NRW (Dehoga NRW). Er räumte aber ein, dass so ein Lockerungsschritt angesichts der aktuellen Entwicklung unwahrscheinlicher werde.
„Wir wollen nicht um jeden Preis öffnen - genauso wichtig wie die Öffnungs- ist die Offenbleib-Perspektive“, sagte Hellwig. Aufzumachen und nur kurze Zeit später wieder zumachen zu müssen, wäre finanziell, mental und organisatorisch sehr schlecht für die Branche. „Schließlich müssen wir unter anderem frische Waren einkaufen und Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückholen.“ Zudem brauche man dringend eine Perspektive für das gesamte Gastgewerbe, nicht nur für die Außengastronomie in Modellregionen.
Ausfall des Frühjahrsgeschäfts besonders schmerzhaft
Solange das nicht der Fall sei, müsse der Staat Entschädigungen auf den Weg bringen, fordert Hellwig. Für seine schwer angeschlagene Branche sei der Ausfall des Frühjahrsgeschäfts mit gutem Wetter besonders schmerzhaft.
Die Restaurants, Cafés und Kneipen sind seit November geschlossen. In den ersten beiden Monaten wurde die Branche noch recht umfassend gestützt, die Betriebe hatten einen Anspruch auf bis zu 75 Prozent ihres Umsatzes im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Seit Januar bekommen sie nur noch Fixkosten - etwa Miete - erstattet, dies bis zu 90 Prozent. Der Dehoga fordert hier eine Anhebung auf 100 Prozent.
Außerdem setzt der Verband sich für einen „Unternehmerlohn“ ein - also eine Art Kurzarbeitergeld für Selbstständige. „Damit die Unternehmen überleben, müssen auch die Unternehmer finanziell über die Runden kommen können“, so der Dehoga-Sprecher.
Der Branchenverband pocht darauf, dass seine Branche nur „sehr wenig zum Pandemiegeschehen beigetragen“ habe und dass die im vergangenen Jahr eingeführten Hygienekonzepte funktionierten. NRW hat rund 50.000 Betriebsstätten im Gastgewerbe - ob Hotels, Restaurants, Imbissbuden oder Kneipen. Vor der Corona-Krise kam die Branche auf rund 400.000 Mitarbeiter, davon war knapp die Hälfte fest angestellt.
Hotel- und Gaststättengewerbe kritisiert gescheiterte Corona-Politik
Nach den verschärften Lockdown-Beschlüssen hatte das Hotel- und Gastgewerbe in Nordrhein-Westfalen Bund und Ländern eine gescheiterte Corona-Politik vorgeworfen. Nachdem Gastronomie und Hotellerie wieder leer ausgegangen seien, müsse das Gastgewerbe nun für Geimpfte, Genesene und Getestete geöffnet werden, forderte der Branchenverband Dehoga NRW.
Die dafür unverzichtbare Infrastruktur müsse der Staat schnellstmöglich organisieren. Angesichts der politischen Versäumnisse bei Tests, Impfungen und Digitalisierung gehe es jetzt „um Entschädigungen, nicht mehr nur um Hilfen“.
Nach dem Corona-Gipfel: Betriebe hätten Hausaufgaben gemacht, der Staat nicht
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Gastronomie und Hotellerie sind seit Anfang November geschlossen. Die Ministerpräsidenten der Länder und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatten angesichts der stark steigenden Corona-Zahlen und der rasanten Verbreitung der britischen Virusvariante die Verlängerung des Lockdowns bis 18. April beschlossen.
„Ohnmachtsgefühle, Existenzangst, Resignation, Wut und Ärger bei Gastronomen, Hoteliers wie bei Beschäftigten und Auszubildenden steigen seit dem zweiten Lockdown“, sagte NRW-Dehoga-Präsident Bernd Niemeier. „Die Stimmung ist verheerend: Wir haben die Nase gestrichen voll, vor allen Dingen weil wir unsere Hausaufgaben gemacht haben und der Staat seine nicht.“
Dehoga fordert mehr finanzielle Hilfen
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Für die größeren Arbeitgeber der Branche müsse die Schadensregulierung fortgeführt werden, da die derzeitige Überbrückungshilfe III aufgrund der Obergrenzen nicht ausreiche.
Zudem müsse die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht über den 30. April hinaus dringend verlängert werden. Immer noch seien nicht alle November- und Dezemberhilfen ausbezahlt worden. (dpa)