Düsseldorf/Schmallenberg. Im Sauerland hofft man, beim Projekt Modellregion in NRW dabei zu sein und kontrolliertes Öffnen testen zu können. Nach Ostern wird entschieden.
Mit über 40 Kommunen ist das Interesse in Nordrhein-Westfalen extrem hoch, Testregion für mehr Freiheiten in der Pandemie zu werden. So viele Bekundungen sind im Landeswirtschaftsministerium angekommen. Alle erhalten jetzt einen genauen Kriterienkatalog für die Bewerbung. „Die Entscheidung treffen wir dann nach Ostern. Ich kann mir sechs bis acht Modellregionen vorstellen“, erklärte Minister Andreas Pinkwart (FDP) am Dienstag.
Zu den Städten, die sich Hoffnungen machen, zählt die Tourismushochburg Winterberg. Auch dort werde man sich nun den Kriterienkatalog genau ansehen, hieß es von Bürgermeister Michael Beckmann.
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Bei den Modellversuchen gehe es nicht darum, flächendeckend alles zu öffnen, als gebe es keine Pandemie, betonte Minister Pinkwart: „Das wäre nicht zu verantworten.“ Vielmehr sollen einzelne Bereiche unter den strengen Vorgaben und dem Einsatz digitaler Instrumente wie einer Nachverfolgungs-App öffnen dürfen, die zur Software „Sormas“ der Gesundheitsämter passt.
Auch Übernachtungstourismus nicht ausgeschlossen
Das könnten Sport- und Freizeitveranstaltungen sein, Bühnen oder Kulturzentren „und auch Außengastronomie“, so Pinkwart. Ob auch Übernachtungstourismus getestet werden soll, blieb bei der Vorstellung am Dienstagmittag zunächst offen. Auf Nachfrage der WESTFALENPOST erklärte das Ministerium aber immerhin, dass „keine Bereiche explizit ausgenommen“ seien. Welche konkreten Modellprojekte letztlich durchgeführt werden können, werde sich im Laufe des Verfahrens ergeben.
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IHK-Präsident: „Lieber im öffentlichen Raum treffen als im privaten“
„Zumindest kontaktfreies Übernachten in Appartements und auf Campingplätzen würden wir uns für die Region wünschen, um sich auch dort heranzutasten“, sagt Andreas Rother, Präsident der Industrie- und Handelskammer Hellweg-Sauerland. Im Zuge der Gleichberechtigung wäre es aus seiner Sicht wünschenswert, eine Modellregion Sauerland inklusive Möhnesee zu haben. Wichtig sei aus Sicht der Kammer auch, Erkenntnisse für stationären Einzelhandel zu gewinnen. „Hier hat meines Erachtens ,click and meet’ ganz gut funktioniert“, so Rother. Auch das Testen der Gastronomie sei enorm wichtig. „Wir sind immer noch der Meinung, dass sich die Menschen lieber geregelt in öffentlichen Räumen treffen sollten als unkontrolliert weiter im Privaten.“
Nach den Ankündigungen aus der Landeshauptstadt, geht man bei Sauerland-Tourismus eher davon aus, dass in einzelnen Städten gestartet wird. „Wir hoffen in jedem Fall, dass ein oder zwei Kommunen aus dem Sauerland dabei sein und Anhaltspunkte liefern werden, damit dann die gesamte Tourismus-Branche profitiert“, sagt Jürgen Fischbach, stellvertretender Geschäftsführer von Sauerland-Tourismus.
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Dass Minister Pinkwart die Nutzung digitaler Mittel sehr als notwendige Voraussetzung betonte, sieht man im Sauerland durchaus als ermutigend: „Wir haben bereits im vergangenen Jahr bewiesen, dass wir Bürger und Touristen lenken und Tages- und Übernachtungstouristen sehr gut verteilen und messen können“, betont Fischbach mit Blick auf Tourenportale wie die Sauerland- und Siegen-Wittgenstein-App.
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„Wir werden mithelfen, sogenannte Besucherlenkungsinstrumente im Sauerland weiter zu entwickeln. Unsere Rolle als Kooperationspartner der Modellkommunen kann es dann sein, die Erkenntnisse der potenziellen Testorte möglichst rasch auf die Gesamtregion zu übertragen“, unterstrich Thomas Weber, Geschäftsführer von Sauerland-Tourismus.
Die Modellprojekte werden von einem Wissenschaftlerteam des RWI Leibniz-Instituts begleitet, darunter Datenspezialisten, Ökonomen und Gesundheitsexperten. Ende April soll eine erste Zwischenbilanz Ergebnisse und optimalerweise Handlungsorientierung liefern. „Wir haben mutmaßlich noch bis September mit erhöhter Pandemielast zu tun. Wir wollen zeigen, was geht und wie es gehen kann, um in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus, mit Hilfe digitaler Mittel intelligent durch die Pandemie zu kommen“, nannte Pinkwart das große Ziel.