Essen. Die Corona-Politik der Regierung stößt den Essener Gastwirten sauer auf. Die Branche stellt sich auf eine Öffnung frühestens an Pfingsten ein.
Bodenlos enttäuscht sind die Essener Gastronomen von der Corona-Politik in Berlin und Düsseldorf. Bei einer Umfrage gehen so manchem Gastwirt sogar derbe Schimpfwörter über die Lippen. Stefan Malich, Chef des Hauses Gimken, spricht Klartext: „Die Bundesregierung hat völlig versagt.“
Thomas Kolaric, Geschäftsführer des Branchenverbandes Dehoga Nordrhein, tadelt die politisch Verantwortlichen ebenfalls. „Die Krise wird verwaltet, aber es wird nicht regiert – ein Armutszeugnis für unser Land.“
Die Erwartungen des Hotel- und Gaststättengewerbes an den jüngsten Corona-Gipfel seien ohnehin nicht hoch gewesen. Mehr noch: „Unsere Lage wird sich in den nächsten vier Wochen wohl nicht geändert haben.“ Stefan Malich geht davon aus, dass er frühestens an Pfingsten wieder Gäste bewirten kann.
Löwe-Wirt wünscht sich einen Regierungschef wie früher der „Basta“-Kanzler
Lars Becker betreibt in der Innenstadt das Speiselokal „Löwe am Kopstadtplatz“. Er nennt die jüngsten Beschlüsse „konzeptionslos“ und wünscht sich einen Regierungschef, „der endlich auf den Tisch haut so wie früher der Basta-Kanzler“.
Seit dem 2. November bietet der „Löwe“ einen reinen Abholservice an. Über die Ostertage - von Karfreitag bis Ostermontag jeweils 12 bis 19 Uhr - komme noch ein Lieferservice hinzu: innerhalb des Stadtgebiets ab 40 Euro Bestellwert. „Rein wirtschaftlich wäre es sinnvoller, den Laden zu schließen“, sagt Becker. Trotzdem halte er am To-Go-Geschäft fest. „Das sind wir unseren treuen Kunden schuldig.“
Thomas Stolle, Inhaber des Kiepenkerl zu Essen, findet die gesamte Lage „ernüchternd“: „Die Gastronomie war dicht und bleibt es.“ Er spiele inzwischen mit dem Gedanken, das zähe und wenig lukrative To-Go-Geschäft ganz einzustellen.
Im Haus Gimken hatten sie auf Öffnung der Außengastronomie ab 22. März gehofft
Im Haus Gimken hatten sie auf stufenweise Lockerungen und die Öffnung der Außengastronomie ab dem 22. März gehofft. Als NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann in der vergangenen Woche eine Öffnung außen jedoch klar ablehnte, sei so manche „bittere Träne“ geflossen. „Bereits gekaufte Frischware wird nun abverkauft“, sagt Malich. Und Gästen, die bereits reichlich Außen-Tische reserviert hatten, habe er schweren Herzens absagen müssen.
Schon seit Beginn des zweiten Lockdown bietet die Borbecker Traditionsgaststätte zusätzlich zum „To-Go“ einen kostenlosen Lieferservice an: über Ostern etwas länger - von 17 bis 21 Uhr.
Nach bald sechs Monaten Lockdown verlangt Branchen-Sprecher Thomas Kolaric von der Politik, dass sie der besonders gebeutelten Gastronomie endlich eine Perspektive aufzeige. „Die sollen endlich ihre Arbeit machen, wir haben die Faxen dicke.“ Zu den dringendsten Aufgaben gehöre unbedingt die überlebenswichtige Ausweitung der Überbrückungshilfe III.