Düsseldorf. NRW-Ministerpräsident Laschet hat eine flexiblere Impf-Reihenfolge angekündigt. Die zweite Prioritätsgruppe soll zum Zug kommen.

Um das Impftempo in NRW zu erhöhen, will die Landesregierung mehr Flexibilität bei der Impfreihenfolge zulassen. Das kündigte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Vormittag im Landtag an. Das NRW-Gesundheitsministerium werde noch am Mittwoch einen Erlass herausgeben, dass die komplette zweite Prioritätsgruppe geöffnet werde. Das seien die Menschen zwischen 70 und 80 Jahren und andere Gruppen. Damit könnten die Ämter vor Ort noch schneller agieren.

Zuletzt war der Impf-Fortschritt vielen Bürgern quälend langsam erschienen. Noch längst nicht alle Impfwilligen über 80 Jahren konnten immunisiert werden, die Impfung der 70-79-Jährigen sollte daher hierzulande erst ab Mitte April beginnen. Dabei signalisiert zum Beispiel der Corona-Krisenstab in Gelsenkirchen, dass es den Menschen „Ü70“ auch schon früher ein Angebot machen könnte. Kein Einzelfall.

Auch im Impfzentrum Essen hieß es am Dienstag, man könne sofort anfangen mit der Impfung auch der unter 80-Jährigen, wenn es dafür das Okay der NRW-Landesregierung gäbe. „Wir sind derzeit nicht an der Kapazitätsgrenze“, sagte Zentrums-Leiter Dr. Stefan Steinmetz, Leiter des Impfzentrums Essen. Diese liegt bei etwa 2000 Impfungen pro Tag. Der Impfstoffmangel trifft aber alle Impfzentren.

Die Stadt Duisburg erklärte, sie habe in einem Schreiben an NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) schon vor 14 Tagen auf offene Termine hingewiesen und vorgeschlagen, die nächste Altersgruppe zu impfen. „Sofern es das Land erlaubt, würden wir natürlich gerne alle Menschen in Duisburg impfen“, hieß es dort am Dienstag.

Auch Laschet schilderte diese Lage am Mittwoch im Landtag: In einigen Bezirken mit mehr sehr alten Menschen seien die Impfungen der Personen ab 80 Jahre aus der ersten Prioritätsgruppe noch nicht abgeschlossen. In anderen Bezirken sei diese Altersgruppe dagegen schon geimpft, sagte Laschet. Daher sei es richtig, mehr Flexibilität zu geben. „Wir werden hier noch mehr Tempo reinlegen“, sagte Laschet.

Andere Länder drücken trotz Impfstoffmangels aufs Tempo

Mehrere andere Bundesländer hatten bei Menschen über 70 bereits ein höheres Impftempo vorgelegt. „Seit dem 10. März können sich Personen über 70 Jahren online für einen Termin in einem Impfzentrum anmelden. Informationsbriefe dazu wurden bereits verschickt“, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums Rheinland-Pfalz auf Nachfrage. Weitere Recherchen ergeben: In Schleswig-Holstein können Menschen zwischen 70 und 79 Jahren ebenfalls schon Impftermine buchen, in Niedersachsen werden die Einladungen gerade verschickt, in Berlin sogar schon seit Ende Februar.

NRW hatte bislang auf die Erlasslage verwiesen: „Ab Anfang April soll den Personen über 70 Jahren ein Impfangebot unterbreitet werden. Sie werden jahrgangsweise eingeladen“, so das NRW-Gesundheitsministerium. Derzeit nutze die Landesregierung „erhebliche Mengen an Impfstoff aus der Reserve für Zweitimpfungen, um in jenen Impfzentren, in denen weiterhin eine hohe Termin-Nachfrage der über 80-Jährigen besteht, kurzfristig weitere Termine zu ermöglichen“. Heißt: Während andere Länder schon die Jüngeren einladen, konzentrierte sich NRW noch voll auf die Impfung der Hochaltrigen.

NRW in der Rangliste auf hinteren Plätzen

Beim Blick auf das „Impfquotenmonitoring“ des Robert-Koch-Institutes (RKI) fiel auf, dass NRW zu den langsamen Impf-Ländern gehört. Bei den Erstimpfungen liegen bislang nur Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern hinter NRW. Während zum Beispiel im Saarland 10,8 Prozent der Bevölkerung eine Erstimpfung erhalten hat, liegt das bevölkerungsreichste Land NRW derzeit bei 8,5 Prozent. Bei den Zweitimpfungen ist NRW ebenfalls unterdurchschnittlich. Das Gesundheitsministerium begründet dies damit, dass NRW sehr konsequent Impfdosen von Biontech und Moderna für Zweitimpfungen zurücklege, um die Folgeimpfungen sicher zu stellen.

Laut dem Bundesgesundheitsministerium warten in NRW rund 900.000 Impfdosen auf ihre Verwendung, das NRW-Gesundheitsministerium sprach gegenüber dem WDR von rund 660.000 Dosen. Die würden aber nicht „auf Halde“ liegen, sondern nach und nach verteilt.

Nach Ostern, so Laschet im Landtag, werde „in den ersten April-Tagen“ der Übergang der Impfungen in die Hausarztpraxen kommen mit der Bitte, die chronisch Kranken zu bevorzugen und alles was da sei, möglichst schnell zu verimpfen. „Das ist der Schlüsselweg, um aus dieser Pandemie herauszukommen.“ (mit dpa)