Essen. Die zweite Warnstreik-Welle trifft am Donnerstag nicht nur Millionen Fahrgäste von Bussen und Straßenbahnen, auch andere öffentliche Einrichtungen wie Kitas, Müllabfuhr, Stadtverwaltungen und Krankenhäuser werden von der Gewerkschaft Verdi bestreikt. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.
Um möglichst großen Druck auf die kommunalen Arbeitgeber aufzubauen, weitet die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ihren Warnstreik am Donnerstag aus. Neben dem öffentlichen Nahverkehr werden vielerorts auch Kitas, Sparkassen, Bürgerbüros, Schwimmbäder, Altenheime und Entsorgungsbetriebe betroffen sein. Was Sie jetzt wissen müssen:
Busse und Bahnen - was fährt nicht?
Straßenbahnen, U-Bahnen und die meisten Busse bleiben am Donnerstag in ganz NRW in den Depots. Vereinzelt wird es Notfahrpläne geben.
In Essen müssen sich Pendler erneut nach Alternativen zu Bus und Bahnen umsehen. Dort bewegt sich nichts. Auch die städteübergreifenden Linien, wie zum Beispiel die U18, die Straßenbahnen 104 und 107 und die Buslinien 143 und 145 sind betroffen.
Dasselbe gilt für Duisburg. Betroffen sind dort 65 Bahnen und 115 Busse. Außerdem werden voraussichtlich die Kunden-Center in Stadtmitte und in Marxloh den ganzen Tag geschlossen bleiben.
Auch in Bochum, Gelsenkirchen, Witten und weiteren umliegenden Städten werden die Bus- und Bahnlinien der Bogestra bestreikt. Ebenfalls geschlossen sind alle Kundencenter. Auch der Girls' Day kann bei der Bogestra nicht stattfinden. "Wir hatten leider keine andere Möglichkeit, weil die Schulklassen wegen des Streiks nicht mal aufs Gelände kommen", sagt Sprecher Christoph Kollmann.
In Dortmund werden sämtliche Stadtbahn-, Straßenbahn- und Buslinien ab Betriebsbeginn um etwa 3:30 Uhr bis Freitag um 1:30 Uhr nicht fahren. Das gilt auch für die NachtExpress-Linien.
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Betroffen sind zudem Buslinien in Castrop-Rauxel (480, 482 und NE 11) und Schwerte (430, 435 und NE 25). Die Kunden-Center "Petrikirche", "Hörde Bahnhof" und "Castrop Betriebshof" bleiben am Mittwoch und Donnerstag ganztägig geschlossen. Die Hauptverwaltung Deggingstraße ist aufgrund des Warnstreiks nur mit einem Notdienst besetzt.
Ähnlich sieht die Lage in Düsseldorf aus. Der Linienplan ist deutlich ausgedünnt, weil am Donnerstag weder Straßen- noch U-Bahnen fahren. Immer 16 Buslinien sollen aber bedient werden. Welche das sind, kann man hier nachlesen.
Auch in Hagen wird man fahrende Busse zu Gesicht bekommen. Mindestens einmal pro Stunde sollen 15 Linien unterwegs sein. Das Kundencenter am Hauptbahnhof öffnet am Donnerstag nur bis 15 Uhr, das an der Körnerstraße schließt um 16 Uhr.
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Die Niag will in den Kreisen Wesel und Kleve ebenfalls einen Notfahrplan organisieren. Vor allem die Fahrten für Pendler und Schüler sollen erhalten bleiben. Die größten Einschränkungen wird es im linksrheinischen Kreis Wesel und im Südkreis Kleve geben. In Dinslaken, Voerde und Wesel selbst sowie im Nordkreis Kleve erwartet die Niag keine Ausfälle. Auch die Linie SB80, die Moers mit Krefeld-Uerdingen verbindet, sei nicht betroffen.
Die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr wird nach einem angepassten Sonntagsfahrplan unterwegs sein. Bedient werden zwölf Buslinien (141, 371, 511, 550, 551, 552, 553, 561, 568, 608, SB37, SB67) von etwa 6 bis 20 Uhr. Gemeinschaftslinien fahren nur bis zu den Stadtgrenzen. Komplett entfallen wird hingegen der Schülerbusverkehr.
Deutsche Bahn, Car-Sharing, Fahrrad - das sind die Alternativen
Da Regional- und S-Bahnen nicht bestreikt werden, können Pendler auch für einige innerstädtische Fahrten auf diese Verkehrsmittel ausweichen.
Weitere Alternativen neben dem eigenen Auto sind Car-Sharing-Dienste, Mitfahrzentralen oder Taxis. Doch die Erfahrung zeigt, dass auch das zu einer Geduldsprobe werden kann, wenn plötzlich alle auf die Straßen drängen.
Wer es nicht ganz so weit zur Arbeit hat, könnte auch aufs Fahrrad umsteigen. An Radstationen oder bei anderen Anbietern wie Metropolrad Ruhr oder Revierrad kann man Fahrräder ausleihen.
Stoag steht still
Kitas, Bürgerbüros & Co. - was macht dicht?
Wie schon in der vergangenen Woche sind am Donnerstag auch wieder Stadtverwaltungen, Kitas, Müllabfuhr, Stadtwerke, Kliniken, Altenheime und Sparkassen betroffen.
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Auch Beschäftigte der Gepäck- und Flugzeugabfertigung am Düsseldorfer Flughafen und am Flughafen Köln-Bonn sind zu Warnstreiks aufgerufen. Die Konsequenzen konnte der Flughafen Köln-Bonn noch nicht absehen. Der Düsseldorfer Flughafen ging davon aus, dass die Warnstreiks nicht so stark ins Gewicht fallen. Der größte Teil der Abfertigung sei privat vergeben. Die Lufthansa strich angesichts der bundesweiten Streikmaßnahmen fast 600 Flüge, darunter auch einige von und nach Düsseldorf.
Für Essen teilt die Stadtsprecherin mit, dass sich die Bürger auf einen eingeschränkten Service in den Bürgerbüros einstellen müssen. Da man im Vorfeld nicht sagen könne, welche Mitarbeiter streiken, empfiehlt sie, vor einem Besuch in den jeweiligen Büros anzurufen. Die Kitas richten zudem eigenständig Notgruppen ein; die Erzieher würden die Eltern rechtzeitig über das Angebot informieren.
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Die Essener Bäder und Sportstätten werden nach Angaben der Sport- und Bäderbetriebe geschlossen bleiben. In den Ruhrlandkliniken soll der Betrieb hingegen normal weiterlaufen. Bei den Sparkassen werden geringe Einschränkungen erwartet. In der vergangenen Streikrunde mussten nur drei der 50 Filialen geschlossen werden.
Genauso laufe das auch bei Fabido, dem städtischen Träger der Kitas in Dortmund. "Da die Kollegen nicht ankündigen müssen, ob sie streiken, können wir keine genauen Zahlen nennen", sagt Fabido-Sprecherin Manuela Piechota. "Die Eltern werden aber frühzeitig informiert."
In Mülheim werde vermutlich das Bürgeramt geschlossen sein. Auch einige Kitas werden schließen müssen. "Es wird aber kein Kind unbetreut bleiben", versichert Stadtsprecher Volker Wiebels. "Es wird genug Kitas geben, in denen wir Notgruppen einrichten."
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Die soll es auch in Duisburg geben. "Wir hoffen, damit die Notsituation auffangen zu können", sagt Gabi Priem vom Jugendamt der Stadt. Wo Notgruppen eingerichtet werden, könnten Eltern am Schwarzen Brett ihrer Heimat-Kitas nachlesen. Wie sich der Streik auf andere Bereiche der Stadtverwaltung auswirken werde, sei momentan noch nicht absehbar. Priem rät deshalb dazu, möglichst alle Behördengänge am Donnerstag zu vermeiden.
Auch die Beschäftigten der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, der Autobahnmeisterei und des Klinikums Duisburg beteiligen sich am Streik. Das Kundencenter der Stadtwerke bleibt geschlossen. Wer am Donnerstag einen Termin beim Duisburger Jobcenter hat, sollte den nach Möglichkeit verschieben.
In Herne bleiben erneut alle städtischen Kitas geschlossen; Notgruppen werden nicht eingerichtet. Außerdem streiken am Donnerstag Tarifbeschäftigte der Stadtverwaltung, der Agentur für Arbeit, des Jobcenters, der Sparkasse und der Knappschaft Bahn-See.
Auch in Oberhausen schließen alle 18 kommunalen Kitas. Dringende Amtsgänge sollten besser nicht auf den Donnerstag gelegt werden. "Es wird niemand da sein, da bin ich mir sicher", sagt Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Henrike Greven.
In Hagen wird der Kita-Betrieb nur in Einzelfällen eingeschränkt sein. Geschlossen bleiben die Stadtbücherei, das Kunstquartier, das Historische Centrum in Eilpe mit dem Stadtmuseum und dem Museum im Wasserschloss Werdringen. Alle Bürgerämter, das Standesamt, die Führerscheinstelle, die Gewerbestelle und die Zulassungsstelle in Hohenlimburg sind ebenfalls dicht. Bestreikt werden auch der Wertstoffhof der Müllverbrennungsanlage sowie die Abgabestelle auf dem HEB-Betriebshof. Die Sperrmüll-Abfuhr muss ebenfalls verschoben werden.
Mit keinerlei Beeinträchtigungen rechnet man im Rathaus in Balve. Erfahrungsgemäß sei die Streikbereitschaft in der sauerländischen Gemeinde eher gering. In Brilon streikt am Donnerstag die Tempoüberwachung. Das heißt natürlich nicht, dass in der Stadt niemand die Geschwindigkeit überprüft, schließlich ist die Polizei ja im Dienst.
Im Märkischen Kreis werden insbesondere die Bürgerbüros im Lüdenscheider Kreishaus sowie am Griesenbrauck in Iserlohn und die Zulassungsstelle im Rathaus Werdohl von den Warnstreiks betroffen sein.
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Für den linken Niederrhein geht der stellvertretende Verdi-Bezirksgeschäftsführer Dominik Kofent hingegen davon aus, dass alle städtischen Kitas betroffen sein werden und Sporthallen und Bäder komplett schließen. Im Raum Moers werde es zudem starke Beeinträchtigungen bei der Müllentsorgung geben; ebenso in Neukirchen-Vluyn bei der Stadtverwaltung. Dort werden auch das Freizeitbad und die Sauna schließen. Ihren Service einschränken muss zudem die Lineg, die für Grund- und Abwasser zuständig ist.
Was kann ich tun, wenn der Müll stehen bleibt?
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Beim ersten Streik vor einer Woche holten die meisten Entsorgungsbetriebe die Leerung der Mülltonnen zeitnah nach. Doch die Bürger können auch selbst aktiv werden. In Bochum wird es wohl wieder möglich sein, seinen Restmüll nach dem Streiktag kostenlos am Wertstoffhof abzugeben, lässt USB-Sprecher Jörn Denhard wissen. Wer lieber auf die nächste Leerung wartet, sollte seinen Müll in Säcken lagern und kann ihn dann ausnahmsweise zur grauen Tonne stellen. Müllsäcke gibt der USB in seiner Zentrale aus.
In Gelsenkirchen gehen die Gelsendienste davon aus, dass die Mülltonnen genug Abfall für zwei Leerungen fassen. Sie wollen deshalb ausgefallene Leerungen nicht nachholen. Sollte der Müll trotzdem überquellen, können Bürger ihn ausnahmsweise kostenfrei an den Wertstoffhöfen abgeben (Personalausweis bereithalten).
WBO-Chefin Maria Guthoff rät allen Bürgern in Oberhausen, trotz des Streiks ihre Tonnen zu den gewohnten Zeiten an die Straße zu stellen. Wo nicht geleert werden kann, werde das am nächsten Tag nachgeholt. Dasselbe gelte für den Sperrmüll.
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Den gleichen Rat erteilt auch Ulrich Kempken, Entsorgungsexperte der Moerser Enni. "Unser Ziel ist es, bis zum Wochenende alles abzufahren. Das hat auch Priorität vor der Straßenreinigung und den Papierkorb-Touren, auf denen wir die öffentlichen Abfalleimer leeren", bittet Kempken um Verständnis.
Warum streikt Verdi schon wieder?
Die Dienstleistungsgewerkschaft befindet sich weiterhin im Tarifstreit mit Bund und Kommunen. Da eine zweite Verhandlungsrunde zwar erste Annäherungen brachte, die Arbeitgeber aber wieder kein Angebot vorlegten, macht Verdi nun erneut Druck.
"Der Streik fällt deshalb so heftig aus, weil wir wollen, dass bis Dienstag ein Ergebnis vorliegt", sagt Günter Isemeyer, Sprecher von Verdi NRW. Sollte daraus nichts werden, wären die nächsten Schritte Schlichtung oder Urabstimmung und unbefristete Streiks. "Das wollen wir nach Möglichkeit vermeiden", sagt Isemeyer.
Laut Verdi seien die Einkommen im öffentlichen Dienst im Vergleich zu anderen Branchen unterdurchschnittlich gestiegen. Deshalb fordert die Gewerkschaft, die Gehälter pauschal um 100 Euro und zusätzlich 3,5 Prozent zu erhöhen. Außerdem will Verdi einen einheitlichen Urlaubsanspruch von 30 Tagen und mehr Rechte für Auszubildende bewirken. Die Mitarbeiter der Nahverkehrsunternehmen fordern in der Tarifrunde zusätzlich eine Nahverkehrszulage von 70 Euro monatlich.
Die dritte Verhandlungsrunde ist für den 31. März geplant. (mit dpa)