Bochum. . Der Mann, der Männer wie SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück oder EU-Kommissionschef José Manuel Barroso ins Revier lotst, ist Sascha Hellen. Die Großen dieser Welt – er kennt fast alle, und er kriegt fast alle. Die Honorar-Affäre um den SPD-Kanzlerkandidaten könnte seinem guten Ruf schaden.
Wer den Dalai Lama kennenlernen möchte, sollte zuerst mal bei Sascha Hellen anrufen. Der kennt vielleicht nicht Gott, aber die Welt. Sascha Hellen holt Staatschefs und gekrönte Häupter, Filmstars und Musiklegenden zur alljährlichen Ruhrpottgala „Steiger Award“ in seine Heimatstadt Bochum.
Oder er vermittelt sie für Reden und Gesprächsrunden – denn damit verdient er sein Geld. Und, um auf den Dalai Lama zurück zu kommen: Den hat er schon nach Wattenscheid gelockt. Womit Wattenscheid nicht unbedingt gerechnet hat.
Auch interessant
Hellen ist mit Peter Maffay befreundet, wird von der Dire-Straits-Legende Mark Knopfler ins Tonstudio eingeladen und hat die Telefonnummer von Paul McCartney. Der 35-Jährige, der als freier Journalist begann, löst seit Jahren Erstaunen aus: Woher kennt der Bursche mit dem Bübchengesicht nur all diese Leute? Und wie bringt er sie dazu, ins Ruhrgebiet zu kommen?
Prominenz in der Ruhrlandhalle
„Ich bin Lokalpatriot, es hat mich gestört, dass die großen Galas immer in München, Frankfurt oder Berlin stattfanden, nie in meiner Heimat“, sagt Hellen mit Blick auf den Steiger Award. Lästerliche Bemerkungen darüber, dass dort immer jene ausgezeichnet würden, die gerade nicht besseres vorhätten, lassen ihn zumindest äußerlich unbeeindruckt.
Auch interessant
Die Liste der Preisträger ist jedenfalls nicht nur für das Revier außergewöhnlich: Von Farah Diba und Silvia von Schweden über José Carreras, Klaus-Maria Brandauer und Armin Mueller-Stahl bis Maximilian Schell und Romano Prodi war einiges an Prominenz seit 2005 in der Jahrhunderthalle versammelt. Dem türkischen Premier Erdogan, wenn auch stellvertretend, 2012 einen Toleranzpreis verleihen zu wollen, war Hellens erster öffentlicher Fehltritt: Nach heftigen Protesten sagte der umstrittene Regierungschef schließlich ab.
„Jugend forscht“
Auf die Frage, wie er sie alle bekommt, hat sich Sascha Hellen bis heute keinen flapsigen Spruch zurechtgelegt. Wer ihn trifft, der erlebt einen ernsthaften, konzentrierten und zielstrebigen Menschen, der sich kaum in die Karten gucken lässt. Sein imposantes Netzwerk, so würde er es wohl am liebsten beschrieben sehen, ist das Ergebnis jahrelanger Hartnäckigkeit: Ist man einmal in den oberen Etagen angekommen, spricht sich das herum.
Gerne erzählt Hellen, wie er mit 16 in New York an Christos Wohnungstür klingelte und im zweiten Versuch tatsächlich ein Interview auf der Terrasse bekommen habe. Mit 18 lud er Hildegard Knef und später Star-Fotograf Helmut Newton zum Talk auf den Heuboden eines Bochumer Restaurants und musste dafür einiges an Spott in den Medien schlucken. „Jugend forscht“ ätzte eine Schlagzeile. Hellen ließ sich davon nicht beirren. So habe er früh Erfahrungen darin gesammelt, Veranstaltungen zu organisieren, Prominente zu kontaktieren, sagt er im Rückblick.
Hellens Kapital ist das Vertrauen
Einige Jahre lang half er mit, die Star-gespickten Unesco-Galas der Düsseldorfer Charity-Lady Ute Ohoven mit auf die Beine zu stellen. 2005 kam unter anderem McCartney ins Neusser Swissotel. Und Hellens Kontaktliste wuchs weiter.
Auch interessant
Bunte Blättchen versorgte er mit Interviewhäppchen von Uschi Glas, Barbara Becker oder Steffi Graf, die Zitate „stammen aus dem Freundeskreis“ setzte er manchmal hinzu. Interviews mit Stars und Politikern brachten ihn mit Fernseh-Mann Reinhold Beckmann zusammen, für den er als Jungredakteur zu Vorgesprächen um die halbe Welt reiste.
Hellens Kapital ist das Vertrauen, das Auftraggeber und Prominente in ihn setzen. Sein Ruf in der Branche ist dem Vernehmen nach gut, er gilt als zuverlässig. Sollte er als Vermittler zwischen den Bochumer Stadtwerken und Redner Peer Steinbrück gepatzt haben, träfe ihn das tief. Denn auch das spräche sich herum.