Bochum. . SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat neuen Ärger: Über seinen Auftritt bei den Bochumer Stadtwerken im November 2011, für den Steinbrück 25 000 Euro hielt, ist ein Streit entbrannt. Die Stadtwerke gingen offenbar davon aus, dass der SPD-Politiker die Summe spendet.
SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat neuen Ärger wegen seiner Vortragshonorare. Nach Angaben der Stadtwerke Bochum war eine Zahlung von 25 000 Euro an Steinbrück nicht als Honorar gedacht, sondern sollte als Spende für eine gemeinnützige Organisation verwendet werden. Die SPD widersprach am Donnerstag entschieden und nannte die Darstellung „schlicht unzutreffend“.
Die Zahlung für den Auftritt in Bochum war in Steinbrücks Honoraraufstellung vermerkt, die er selbst am Dienstag veröffentlicht hatte. Demnach erhielt er für die „Teilnahme am ‘Atriumtalk’ der Stadtwerke Bochum“ im November 2011 von der Hellen Medien Projekte GmbH 25 000 Euro Honorar.
Stadtwerke: Summe war als Spende gedacht
Die Stadtwerke Bochum bestritten nun allerdings, dass das Geld als Honorar gezahlt worden sei, wie die „Bild“-Zeitung berichtete. Die Summe sei als Spende für eine gemeinnützige Organisation gedacht gewesen. „Wir haben zu keiner Zeit Herrn Steinbrück irgendein Honorar gezahlt“, sagte der Sprecher der Stadtwerke, Thomas Schönberg.. Beim „Atriumtalk“ handele es sich um einen „wichtigen Baustein“ im „Social Sponsoring“ des Unternehmens. Damit solle der Einsatz der Stadtwerke für soziale Einrichtungen öffentlich gemacht werden.
Deshalb sei schon bei den Anbahnungsgesprächen der beauftragten Agentur mit Steinbrück darauf aufmerksam gemacht worden, „dass kein Honorar gezahlt wird, sondern wir gerne bereit sind, einen Betrag von 25 000 Euro für eine von unserem Talkgast zu benennende Stiftung oder karitative Einrichtung zur Verfügung zu stellen“, sagte der Sprecher. Dies sei im Fall Steinbrück auch schriftlich in einer E-Mail festgehalten worden.
Redneragentur überwies Steinbrück das Honorar
Der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) liegt der Schriftverkehr zwischen der Agentur Hellen und dem Büro Steinbrücks vor. „Darin ist tatsächlich an keiner Stelle von einer Spende die Rede“, schreibt das Blatt. Im Angebot der Agentur an Steinbrück heiße es, er solle für seinen Auftritt „die Reisekosten und ein Honorar in Höhe von 25 000 Euro“ erhalten. Pikanterweise musste der SPD-Politiker laut SZ anschließend fünf Monate auf sein Geld warten. Erst nach einer zweiten Aufforderung sei das Honorar auf Steinbrücks Konto gelandet.
Auch die SPD pocht darauf, dass mit Steinbrück nicht vereinbart gewesen sei, das Honorar aus Bochum zu spenden. Es „war zu keinem Zeitpunkt von einer Spende die Rede, und zwar weder schriftlich noch mündlich“, erklärte ein SPD-Sprecher. Ob Steinbrück das Geld später spendete, blieb offen. Seine private Spendentätigkeit wolle das Ehepaar Steinbrück nicht zur Diskussion stellen, erklärte der Sprecher.
Hochverschuldete Stadt Bochum
Steinbrück hatte seine Einkünfte aus Vortragshonoraren am Dienstag wie angekündigt ins Internet gestellt. Der Zusammenstellung der von Steinbrück beauftragten Wirtschaftsprüfer zufolge nahm der frühere Finanzminister von 2009 bis Mitte Juli 2012 für 89 Vorträge insgesamt 1,25 Millionen Euro ein. Das Regelhonorar betrug dabei 15.000 Euro pro Vortrag, es gab aber auch niedrigere und höhere Beträge. Weitere Nebeneinkünfte Steinbrücks, zum Beispiel aus Buchhonoraren, sind in der Aufstellung nicht enthalten.
Linken-Chef Bernd Riexinger mahnte Aufklärung an. Es gebe keinen Grund, an der Aussage der Stadtwerke zu zweifeln, sagte er dem Nachrichtenportal NTV.de. „Steinbrück muss den Verdacht ausräumen, dass er sich auf Kosten einer hochverschuldeten Kommune bereichert hat.“
Auch Peter Maffay und Senta Berger zu Gast
Steinbrück war im übrigen nicht der einzige illustre Gast, mit dem sich die die Stadtwerke Bochum zur „Imagepflege“ schmückten. Sie bitten zweimal im Jahr zum „Atriumtalk“ und laden dazu rund 150 ausgewählte Kunden und Vertreter der Bochumer Stadtgesellschaft ein. Auf der Gästeliste standen bislang auch Altbundespräsident Richard von Weizsäcker, Peter Maffay, Joschka Fischer, Senta Berger und Joachim Gauck – bevor er zum Bundespräsidenten gewählt worden war.