Herne. „Warum holt man Schüler bei Mathe nicht in ihrem Alltag ab?“, fragt Sandra König. Sie verzweifelt oft an den Aufgaben ihrer Tochter.

Immer mehr Schülerinnen und Schüler in Deutschland verzweifeln bereits an einfachen Rechenaufgaben. Das hat die Pisa-Studie 2023 gezeigt. Demnach scheitert ein Drittel der 15-Jährigen an leichten Matheaufgaben. Woran liegt das? Das wollten wir auch von Eltern aus dem Ruhrgebiet wissen. Lesen Sie hier das Protokoll von Sandra König (Name geändert) aus Herne, die oft selbst an den Matheaufgaben ihrer Tochter verzweifelt:

„Wenn meine Tochter frustriert vor ihren Matheaufgaben sitzt und nicht mehr weiter weiß, komme auch ich meist an meine Grenzen. Ich war nie gut in Mathe, habe ab der fünften Klasse Fünfen geschrieben. Meine Tochter ist jetzt in der achten Klasse und wenn sie Fragen, etwa zu Äquivalenzumformungen, hat, bin ich raus. In diesen Momenten retten mich die YouTube-Videos von „Lehrer Schmidt“ oder Daniel Jung.

Warum scheitern so viele Schüler in NRW am Fach Mathematik? Welche Folgen hat das? Und vor allem: Wie können die Leistungen endlich besser werden? Weitere Texte unseres Mathe-Schwerpunkts finden Sie hier:

Neulich musste meine Tochter eine Funktionsgleichung über das Fassungsvermögen eines Öltanks lösen. Da frage ich mich: Warum holt man die Schüler nicht in ihrer Lebensrealität ab? Wenn die Kinder groß sind, wird es schließlich keine Öltanks, sondern Wärmepumpen geben. Aus meiner Sicht orientiert sich der Unterricht immer noch zu straff an den Lehrplänen von vor 30 Jahren.

Mutter aus Herne über Mathe: „Den Kindern geht Wissen verloren, das sie im Alltag wirklich brauchen“

Ich wünsche mir, dass man den Kindern Dinge beibringt, die sich auf ihr Leben übertragen lassen. Wie vermeide ich Schulden? Was ist der beste Handytarif? Welche Kreditberatung ist sinnvoll? Oder wie erkenne ich, ob die Schuhe im Black-Friday-Sale wirklich ein Schnäppchen sind? Das sind Fragen, die sich viele junge Menschen stellen.

Komplexe Rechnungen hingegen sollten nur die Menschen lösen müssen, die den Stoff später in ihrem Studium oder ihrer Ausbildung brauchen. Denn mit jeder Mathestunde, die über ein Allgemeinwissen hinausgeht, geht den Kindern Wissen verloren, das sie im Alltag wirklich brauchen.“

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