Tudora. Fast zwei Jahre Krieg in der Ukraine: Darum brauchen die Kinder auf der Flucht die Weihnachtsspenden von WAZ und Kindernothilfe immer noch.

Sie sind nicht gekommen, um zu bleiben. Aber nun ist es doch so: Der Krieg in der Ukraine bleibt auch, er dauert schon bald zwei Jahre. Die Menschen, die flohen, hastig und mit leichtem Gepäck bis zur nächsten rettenden Grenze, die strandeten in den Nachbarländern Moldau und Rumänien – sie brauchen jetzt mehr als etwas zu essen, ein paar Kleider, eine Matratze. Sie brauchen ein neues Zuhause. WAZ und Kindernothilfe blicken deshalb erneut in zwei Länder, die so viele aufgenommen haben, obwohl die Menschen dort selbst nicht viel zu geben haben. Die diesjährigen Weihnachtsspenden sollen den ukrainischen Flüchtlingskindern helfen anzukommen.

Maria kam mit ihren drei Kindern im Frühling 2022 aus Odessa. Sie wollte einen Ort, an dem sie friedlich schlafen konnten – und spätestens im Herbst wieder zurück. Aber es wurde Sommer, Herbst und Winter, „und jetzt“, sagt Maria, 41, traurig, „ist schon wieder Winter“. Swetlana fuhr „ins Nichts“, als die Panzer nach Mykolajiw kamen und ihre Tochter schrie vor Angst. Sie wollte für eine Woche weg, einen Monat… „Wir warten“, sagt Swetlana, 39, „und verlieren nicht die Hoffnung.“

Weihnachtsspenden- Hilfe für ukrainische Flüchtlingskinder

Olga (34) mit ihren Söhnen Adrian (15) und Aleksandr (5) fand Unterschlupf in Edinet im Norden Moldaus, gleich hinter der ukrainischen Grenze. Ihr Mann schickte sie ins Ausland, er selbst ist im Krieg gefallen. 
Olga (34) mit ihren Söhnen Adrian (15) und Aleksandr (5) fand Unterschlupf in Edinet im Norden Moldaus, gleich hinter der ukrainischen Grenze. Ihr Mann schickte sie ins Ausland, er selbst ist im Krieg gefallen.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Der kleine Ilja (6) aus Mykolajiw spricht nicht viel. In Edinet im Norden Moldaus ist ihm dieses Kätzchen zugelaufen, dem er seine ganze Liebe schenkt. 
Der kleine Ilja (6) aus Mykolajiw spricht nicht viel. In Edinet im Norden Moldaus ist ihm dieses Kätzchen zugelaufen, dem er seine ganze Liebe schenkt.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Zum Glück haben sie Familie in Moldau: Olga (44) und Maxim (47) aus Mykolajiw mit ihren Kindern Arina (9), Timur (13) und Ilia (6, v.l.) haben in Edinet Zuflucht gefunden.
Zum Glück haben sie Familie in Moldau: Olga (44) und Maxim (47) aus Mykolajiw mit ihren Kindern Arina (9), Timur (13) und Ilia (6, v.l.) haben in Edinet Zuflucht gefunden. © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Arina (9) hätte heute eigentlich einen Test zu schreiben. Aber die Online-Verbindung aus Edinet, Moldau, zu ihrer Schule in der Ukraine hängt: Luftalarm in Mykolajiw. 
Arina (9) hätte heute eigentlich einen Test zu schreiben. Aber die Online-Verbindung aus Edinet, Moldau, zu ihrer Schule in der Ukraine hängt: Luftalarm in Mykolajiw.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Alina (7) aus Mykolajiw hat nicht viel Platz zum Spielen und Malen. In Tudora, einem Dorf in Moldau, das von drei Seiten von der Ukraine umgeben ist, träumt sie davon zu reisen. 
Alina (7) aus Mykolajiw hat nicht viel Platz zum Spielen und Malen. In Tudora, einem Dorf in Moldau, das von drei Seiten von der Ukraine umgeben ist, träumt sie davon zu reisen.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Wenn die Erwachsene vom Krieg reden, flüchtet Alina (7) in ihr Bett. Im Dorf Tudora an der Ostgrenze von Moldau hat sie mit Mama, Oma und Opa eine Unterkunft gefunden. Aber Alina will nach Hause.
Wenn die Erwachsene vom Krieg reden, flüchtet Alina (7) in ihr Bett. Im Dorf Tudora an der Ostgrenze von Moldau hat sie mit Mama, Oma und Opa eine Unterkunft gefunden. Aber Alina will nach Hause. © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Großvater Slava wollte nicht weiter fliehen als bis nach Tudora, gleich hinter der Grenze zur Ukraine. Vom Garten aus schaut der 65-Jährige jeden MOrgen mit dem Fernglas in die Heimat. 
Großvater Slava wollte nicht weiter fliehen als bis nach Tudora, gleich hinter der Grenze zur Ukraine. Vom Garten aus schaut der 65-Jährige jeden MOrgen mit dem Fernglas in die Heimat.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Anhänglich: Die siebenjährige Alina fühlt sich auf dem Schoß von Mama Swetlana (31) am sichersten. 
Anhänglich: Die siebenjährige Alina fühlt sich auf dem Schoß von Mama Swetlana (31) am sichersten.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Das schlichte Haus des Englischlehrers von Tudora hat sich die Familie von Swetlana (31) und Alina (7) so gut wie möglich gemütlich gemacht. 
Das schlichte Haus des Englischlehrers von Tudora hat sich die Familie von Swetlana (31) und Alina (7) so gut wie möglich gemütlich gemacht.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Zlata (9) hat keine Antwort auf die Frage, was sie an der Ukraine am meisten vermisst. Sie kam mit den Eltern, Oma Olena und Bruder Aleks (13) aus Odessa. Der große Bruder studiert in Rumänien. 
Zlata (9) hat keine Antwort auf die Frage, was sie an der Ukraine am meisten vermisst. Sie kam mit den Eltern, Oma Olena und Bruder Aleks (13) aus Odessa. Der große Bruder studiert in Rumänien.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
"Früher war es wichtig, wie man wohnt. Heute, dass man wohnt." Maria (41) und Maxim (40) sind mit ihren Zlata (9) und Aleks (13) sowie Großmutter Olena (66) in ein baufälliges Haus in Tudora gezogen. Aber das soll verkauft werden. Was dann?  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Daheim in Odessa hatten sie gerade ihre Wohnung renoviert. Wenn sie daran denkt, muss Oma Olena (r.) weinen. Tochter Maria, Schwiegersohn Maxim und die Kinder Zlata und Aleks wissen nicht, wie sie sie trösten sollen. 
Daheim in Odessa hatten sie gerade ihre Wohnung renoviert. Wenn sie daran denkt, muss Oma Olena (r.) weinen. Tochter Maria, Schwiegersohn Maxim und die Kinder Zlata und Aleks wissen nicht, wie sie sie trösten sollen.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Nach langen Irrwegen in einem Schutzhaus der Kindernothilfe in Edinet, Moldau, untergekommen: Elena (36) und ihre Tochter Mascha (11). 
Nach langen Irrwegen in einem Schutzhaus der Kindernothilfe in Edinet, Moldau, untergekommen: Elena (36) und ihre Tochter Mascha (11).  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
In einem Dorf in der Ukraine war Elena selbst Lehrerin. Ihre Schule hatte keinen Bunker, Tochter Mascha saß in einem am anderen Ende des Ortes. 
In einem Dorf in der Ukraine war Elena selbst Lehrerin. Ihre Schule hatte keinen Bunker, Tochter Mascha saß in einem am anderen Ende des Ortes.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
In Edinet im Norden Moldaus darf Mascha (11, r.) in die russische Schule gehen. Ukrainisch, ihre Muttersprache, wird dort als Fremdsprache gelehrt. 
In Edinet im Norden Moldaus darf Mascha (11, r.) in die russische Schule gehen. Ukrainisch, ihre Muttersprache, wird dort als Fremdsprache gelehrt.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Bukarest: Die Kindernothilfe schenkt hilfsbedürftigen Kinder aus Rumänien und der Ukraine einen Schulrucksack voller Stifte und Hefte.
Bukarest: Die Kindernothilfe schenkt hilfsbedürftigen Kinder aus Rumänien und der Ukraine einen Schulrucksack voller Stifte und Hefte. © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Der Fußballverein aus Odessa packte die Familien ihrer kleinen Talente in einen Bus nach Rumänien. Swetlana (34) und ihre Kinder Adrian (7) und Anastasia (4) sind in Sicherheit. Der Trainer starb bei einem Bombenangriff.
Der Fußballverein aus Odessa packte die Familien ihrer kleinen Talente in einen Bus nach Rumänien. Swetlana (34) und ihre Kinder Adrian (7) und Anastasia (4) sind in Sicherheit. Der Trainer starb bei einem Bombenangriff. © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Adrian (7) aus Odessa kann weiter Fußball spielen. Die kleine Anastasia (4) in Bukarest zu beschäftigen, ist für Mutter Swetlana (34) nicht leicht. 
Adrian (7) aus Odessa kann weiter Fußball spielen. Die kleine Anastasia (4) in Bukarest zu beschäftigen, ist für Mutter Swetlana (34) nicht leicht.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Ein Jahr später: Swetlana und ihre fünf Kinder hat die WAZ bereits 2022 besucht. Sie leben immer noch in Bukarest, werden von der Kindernothilfe unterstützt. 
Ein Jahr später: Swetlana und ihre fünf Kinder hat die WAZ bereits 2022 besucht. Sie leben immer noch in Bukarest, werden von der Kindernothilfe unterstützt.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Yuri (11) aus Charkiw geht inzwischen in Bukarest zur Schule, er hat Rumänisch gelernt. Und er spielt Fußball. Zuhause kümmert er sich liebevoll um seine kleinen Geschwister. 
Yuri (11) aus Charkiw geht inzwischen in Bukarest zur Schule, er hat Rumänisch gelernt. Und er spielt Fußball. Zuhause kümmert er sich liebevoll um seine kleinen Geschwister.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Swetlanas Zwillinge Georgi und Leonid sind inzwischen schon bald zwei Jahre alt, so alt wie der Krieg in der Ukraine: Die beiden wurden auf der Flucht geboren, da war die Familie gerade in Rumänien angekommen. 
Swetlanas Zwillinge Georgi und Leonid sind inzwischen schon bald zwei Jahre alt, so alt wie der Krieg in der Ukraine: Die beiden wurden auf der Flucht geboren, da war die Familie gerade in Rumänien angekommen.  © Kindernothilfe | Jakob Studnar
Georgi oder Pavel? Man weiß es nie bei Swetlanas Zwillingen. Die Ukraine oder das Haus der Familie in Charkiw haben die Kleinen noch nie gesehen.
Georgi oder Pavel? Man weiß es nie bei Swetlanas Zwillingen. Die Ukraine oder das Haus der Familie in Charkiw haben die Kleinen noch nie gesehen. © Kindernothilfe | Jakob Studnar
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Ukrainer wohnen in halb verfallenen Häusern

Dabei könnte man sie verlieren an diesem Ort. Tudora ist ein unscheinbares Dorf tief im Osten der Republik Moldau, das wirkt, als seien seine Farben verblasst. Ein Zipfel Land wie ein Finger, von drei Seiten von der Ukraine umgeben: Hinter der großen Grenzstation führt die Hauptstraße weiter Richtung Odessa, die Bäume auf der anderen Seite des Flusses wachsen in den ukrainischen Himmel. Der vergangene Winter in Tudora war so hart, dass die Dorfbewohner ihre Pfirsichbäume verfeuern mussten, aber nun haben sie keine Früchte mehr, die sie verkaufen könnten.

Aber an wen auch: Der Flecken läuft leer, es gibt wenig Arbeit und viel Armut. Wer im gut 60 Kilometer entfernten Odessa einen Job hatte, kann dort nicht mehr hin, auch die Märkte jenseits der Grenze kann niemand mehr erreichen. Von 1900 Dorfbewohnern, Tendenz fallend, sind derzeit 147 Ukrainer. Sie wohnen in halb verfallenen Häusern, die schon lange leer stehen. Manchmal können sie von hier aus die Drohnen über der Ukraine fliegen sehen und die Explosionen hören. Einmal war die Erschütterung so stark, da rannten sie verschreckt aus ihren Häusern. Oma Olena aus Odessa zuckt jedes Mal zusammen, wenn das Trafohäuschen Geräusche macht: „Es klingt wie die Sirenen.“

Bilder aus Odessa: Maria und ihre Kinder Zlata (9) und Aleks (13) erinnern sich an bessere Tage.
Bilder aus Odessa: Maria und ihre Kinder Zlata (9) und Aleks (13) erinnern sich an bessere Tage. © kindernothilfe | Jakob Studnar

Über die Grenze nach Moldau: Für eine Weiterreise fehlte der Mut

Hierher, sagen sie beim Kindernothilfe-Partner Concordia, „kommen die Verletzlichsten“, die meisten mit dem Bus. Weil ihnen das Geld fehlt für eine Weiterreise oder auch der Mut. Oder weil sie in der Nähe bleiben wollen, wie Slava. Der 65-Jährige ist der Vater von Swetlana und der Opa von Alina, die erst sieben ist. Sie hatten keinen Plan an jenem Apriltag 2022 in Mykolajiw, die Straßen in alle anderen Richtungen waren versperrt, „wir sind ins Nichts gefahren“, fast 200 Kilometer, viele Stunden. Gleich hinter der Grenze machten sie Halt, und da war eben Tudora.

Lesen Sie hier mehr über die Spendenaktion von WAZ und Kindernothilfe:

Slava behauptet, es war nur wegen des Flusses, in dem er angelt mit Erlaubnis des Bürgermeisters. Aber das ist nicht einmal die halbe Wahrheit: Jeden Morgen geht der 65-Jährige hinaus mit seinem Fernglas, „ich kann von hier die Heimat sehen“. Manchmal nimmt er seine Enkelin mit: „Schau, Alina, dort drüben ist unsere Ukraine.“ Die Siebenjährige mag nicht zuhören, wenn die Erwachsenen von der Flucht erzählen, sie schaut weg, wenn sie diesen sehnsuchtsvollen Blick in die Ferne haben und sagen: „Wir wollen nach Hause.“

Großvater Slava (65) schaut jeden Morgen mit dem Fernglas hinüber in die Ukraine.
Großvater Slava (65) schaut jeden Morgen mit dem Fernglas hinüber in die Ukraine. © kindernothilfe | Jakob Studnar

Bomben und Raketen: Die alten Menschen können nicht wegrennen

Alle Ukrainer sagen das, immer wieder, aber dann zeigen sie Handy-Videos von Bomben, deren Feuer daheim die Nacht erhellt. Oder reden von Leuten, die aus Orten stammen, die es gar nicht mehr gibt. Wenn sie vom Krieg sprechen, auf Ukrainisch, auf Russisch, dann sind diese Worte immer zu verstehen: Rakete, Drohne, Bombe. Wer Alina fragt, was sie einmal werden will, bekommt jede Woche eine andere Antwort. Aber meistens möchte sie „Reisende“ sein. Das Kind will weg, irgendwohin, vielleicht ans Schwarze Meer, wo sie immer Urlaub machten. Neulich hat sie einen Koffer gemalt mit lauter Herzen darin.

Aber es ist immer noch Krieg, Alina kann nicht weg aus Tudora, wo sie wenigstens dieses Zentrum von Concordia haben. Malen kann sie dort, Hausaufgaben machen, spielen. Die Frauen helfen dort freiwillig, gerade basteln sie mit den Kindern „Väterchen Frost“ aus Filz. Ein Dorfbewohner dirigiert ehrenamtlich einen Chor; zum Jahrestag des Krieges sangen sie moldawische und ukrainische Lieder. In den ersten Wochen des Krieges haben die Leute den Flüchtlingen Placinta an die Grenze gebracht, das gefüllte Nationalgebäck aus Blätterteig. Längst sorgen sie für Wohnraum, Aufmunterung, ein paar kleine Aufgaben. Sie trösten die Kinder und lenken die Alten ab: „Besonders sie haben Angst“, weiß Veronika, „sie erinnern sich an schlechte Zeiten, und sie können nicht wegrennen.“

Alina möchte später einmal „Reisende“ werden. Ihren Koffer hat die Siebenjährige schon mal voller Herzen gepackt.
Alina möchte später einmal „Reisende“ werden. Ihren Koffer hat die Siebenjährige schon mal voller Herzen gepackt. © kindernothilfe | Jakob Studnar

Hoffnung auf eine kurze Flucht war ein Irrtum: Zwei Jahre Krieg in der Ukraine

Es sollte eine Nothilfe sein, aber sie stellen sich darauf ein, dass sie von Dauer sein wird. Fast zwei Jahre Krieg, das bedeutet auch, dass Alinas Oma Olga jetzt schon zum zweiten Mal Gemüse geerntet hat im Garten. Und dass Opa Slava wieder Wein gekeltert hat, den zweiten Jahrgang. Die Erwachsenen stoßen an „auf den Frieden“, immer. Slava hat vor dem Haus neuen Beton gegossen, er hat lustige Lämpchen gebastelt, die aussehen wie große Schneeflocken, damit man nicht immer das große Licht anmachen muss. Es hilft ihnen, „man kann dabei vergessen“, sagt Olga. Sie muss nicht immerzu an Mikolajiw denken, „ist alles noch da, ist alles noch heil“?

Nebenan, die Familie von Maria, fühlt anders. Sie lassen ihre wackelige Hütte so, wie sie ist, mit den Plastikblumen in der Ecke, mit dem riesigen Teppich an der Wand, den mit Plastik dichtgeklebten Fensterhöhlen. „Wir fassen es nicht an, es ist nicht von uns.“ Es ist, als wollten sie nicht ankommen. Maria zeigt Fotos von ihrer Wohnung in Odessa, sie hatten sie gerade renoviert: heller Fußboden, weiße Wände, die Waschmaschine! In Tudora müssen sie zu Concordia, um die Wäsche zu waschen und sich selbst. Die wenigsten im Dorf haben fließendes Wasser, in ganz Moldau hat jedes fünfte Kind keinen Zugang zu sauberem Wasser. Maria aber klagt nicht. „Früher war es wichtig, wie man wohnt. Heute, dass man wohnt.“

Dass der Krieg aufhört, können sie nicht schenken

Bei Concordia Moldova, der Partner-Organisation der Kindernothilfe in der Hauptstadt Chișinău, suchen sie in diesen Tagen für 697 Kinder einen „Santa“. Einen, der die 697 Geschenke bringt, die sie auf Wunschzettel geschrieben haben. Das war gar nicht so einfach: „Die Kinder wissen nicht, wie man träumt“, sagt Mitarbeiterin Constanta. Sie haben es ihnen beibringen müssen, ihnen geraten, was sie sich wünschen sollen. Nicht nur Milchpulver, Socken oder dass Mama und Papa gesund sind. „Du malst gern?“, hat Constanta gefragt. „Dann könntest du dir Stifte wünschen.“ Süßigkeiten packen sie für alle ein.

WAZ- Weihnachtsspendenaktion mit der Kindernothilfe

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    Dass der Krieg aufhört, können sie nicht schenken. Dabei ist das der größte Wunsch der Menschen aus der Ukraine. „Alle“, sagt Swetlana in Tudora, „wollen nur, dass Frieden ist.“ Ihre Tochter Alina will nach Hause, ihre Freunde wiedersehen. Sie will wieder tanzen, Hip-Hop am liebsten. „Ein Kind muss aktiv sein“, sagt ihre Mutter, „und nicht so viel nachdenken.“ Ihr selbst geht es ja so: „Mit den Gedanken und mit der Seele“ ist sie in Mykolajiw. „Wir sind hier, aber nicht zu Hause.“

    Wie lange noch, Swetlana? „Ich weiß es nicht. Meine Wünsche passen nicht zur Wirklichkeit.“

    >>SO KÖNNEN SIE HELFEN:

    Etwa sechs Millionen Menschen aus der Ukraine flohen seit Kriegsbeginn aus ihrer Heimat, mehr als 80 Prozent von ihnen Frauen mit ihren Kindern. Viele kehrten wieder zurück, weil sie keinen Ort zum Ankommen fanden. Die andere Möglichkeiten nicht hatten, blieben gerade diesseits der nächsten rettenden Grenze: in der Republik Moldau oder Rumänien. Zurzeit sind in beiden Ländern rund 200.000 ukrainische Flüchtlinge registriert.

    Aus der Soforthilfe vor Ort ist längst dauerhafte Unterstützung geworden. Hilfsorganisationen haben gelernt, was auch die Geflüchteten erst begreifen mussten: Der Krieg ist nicht morgen vorbei. Die Familien brauchen mehr als Essen und Kleider für den nun schon zweiten Winter. Wohnraum, Schulplätze, Jobs – eine Perspektive. Die Kindernothilfe packte im Frühjahr 2022 sofort mit an, und sie weicht gemeinsam mit ihren Projektpartnern den Kriegskindern nicht von der Seite.

    Sie, liebe Leserinnen und Leser, können auch in diesem Jahr mithelfen. Mit ihren Spenden schenken Sie den Familien, was sie zum Leben in der Fremde brauchen – und zu Weihnachten etwas Trost. Die Bankverbindung der WAZ-Weihnachtsspendenaktion 2023 ist dieselbe wie in mittlerweile 17 vergangenen Jahren:

    Kindernothilfe e.V.
    Stichwort: Ukrainehilfe
    IBAN: DE4335 0601 9000 0031 0310
    BIC: GENODED1DKD (Bank für Kirche und Diakonie)

    Oder spenden Sie direkt: kindernothilfe.de/waz